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Artikel „Thym, Georg“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 234–235, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thym,_Georg&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 21:19 Uhr UTC)
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Thym: Georg Th., Schulmeister und Dichter, geboren um das Jahr 1520 in Zwickau, † 1560, stammte aus guter Familie, die seit langer Zeit unter mannichfacher Veränderung des Namens (Thym, Thyme, Thieme) in jener Stadt angesessen war. Die Annahme, der Name Thym sei eine Gräcisirung des deutschen Wortes Klee, ist daher als irrig abzuweisen. Von dem Rector Petrus Plateanus auf der Zwickauer Rathsschule wohl vorgebildet, bezog Th. im Anfang des Jahres 1540 die Universität Wittenberg, die damals ja auf dem Gipfelpunkte ihres Ruhmes stand. Er schloß sich hier besonders an Ph. Melanchthon an, der ihn schätzte und von ihm sein Leben lang auf das innigste verehrt wurde. Er lebte in anregendem Verkehre mit Männern, wie Seb. Fröschel, Georg Rörer, Valentin Cordus; mit dem bekannten Komödiendichter Joachim Greff stand er in eifrigem Briefwechsel. Im J. 1544 übernahm Th. eine Stelle als Unterlehrer in Magdeburg, wo er der College Martin Agricolas war. Dann wirkte er als Schullehrer in Zerbst. Von hier wurde er im October 1547 auf Empfehlung Melanchthon’s trotz seiner Jugend als Rector nach seiner Vaterstadt Zwickau berufen, wo er am 27. Februar 1548 sein Amt antrat, nachdem er zuvor am [235] 21. November 1547 sich in Weimar verheirathet hatte und am 7. Februar 1548 in Wittenberg zum Magister promovirt worden war. Leider entsprach er als Schulleiter den auf ihn gesetzten Erwartungen in keiner Weise. Es fehlte ihm an Autorität bei Lehrern und Schülern; die Schulzucht verfiel in bedenklicher Weise. Schon nach kaum einem Jahre sah sich der Rath genöthigt, ihm seine Stelle zu Michaelis 1549 zu kündigen. Th. folgte einem Rufe, als Schulmeister nach Goslar zu kommen. Aber auch hier war seines Bleibens nicht lange. Wohl schon im J. 1554 übernahm er in Wernigerode das Schulmeisteramt, das er aber auch hier nur kurze Zeit inne hatte. Ende der fünfziger Jahre ging er nach Wittenberg, wo er eine Privatschule eröffnete und seinen eigenen Studien lebte. Von hier aus scheint er, jedoch ohne Erfolg, eine Anstellung in Halle gesucht zu haben. Am 21. December 1560 ist er gestorben; der Rector der Universität, Professor Schneidewin, hielt ihm eine Gedächtnißrede, und die Studenten folgten seinem Sarge. Die Achtung, die sich hierdurch aussprach, galt offenbar weit mehr dem Gelehrten und Schriftsteller als dem ausübenden Schulmanne. Zu letzterer Thätigkeit scheint er so gut wie gar keine Anlagen gehabt zu haben. Die Vorgänge in Zwickau, über die wir genauer unterrichtet sind, sowie der häufige Wechsel seiner Stellung, die ihn vor der Noth und Sorge des Lebens niemals geschützt hat, sind dafür ein deutlicher Beweis. Als Verfasser zweckmäßiger Schulbücher erfreute er sich eines guten Rufes; seine „exempla syntaxeos“ empfahl ein Melanchthon, dessen Bahnen er folgte, durch eine selbstgeschriebene Vorrede; andere grammatische Schriften von ihm würdigte er einer verbessernden Durchsicht. Außerdem ist Th. auch als Dichter in lateinischer und deutscher Sprache hervorgetreten, wie er denn auch als Schulleiter die Pflege der Schulkomödie sich angelegen sein ließ. Seine lateinischen Gedichte sind zumeist Gelegenheitsgedichte, die gewandte Handhabung der Sprache zeigen, aber keineswegs durch dichterischen Werth hervorragen. Letzteres ist auch bei seinen deutschen Gedichten nicht der Fall: den „zwölff Heuptartickeln des Bekendtnis unsers christlichen Glaubens“, einem in Verse gebrachten Handbüchlein der christlichen Lehre, und seinem Gedichte von Thedel von Wallmoden, das seinen Namen besonders bekannt gemacht hat. Er erhielt den schönen Sagenstoff, der nur hierdurch uns überliefert ist, aus der v. Wallmoden’schen Familie, der einer seiner Schüler in Goslar angehörte; aber nüchtern und hausbacken, wie er war, verstand er nichts weniger als den Vorwurf dichterisch zu gestalten. Eine dem Stoffe fremde, fromme Moral zwängte er in ihn hinein; für die Natur der Sage fehlte ihm jedes Verständniß. Künstlerisch ist sein Werk ohne Werth: doch scheint es bei den Zeitgenossen Anklang gefunden zu haben. Denn der zuerst 1558 in Magdeburg erschienene Druck ist 1559 in Straßburg und 1563 in Wolfenbüttel wiederholt worden.

Vgl. meinen Aufsatz: Georg Thym’s Dichtung und die Sage von Thedel v. Wallmoden in der Zeitschr. des Harzvereins, 20. Jahrg. 1887, S. 329 bis 382 (Bibliographie der durchgehends seltenen Schriften S. 339 ff.) und meine Ausgabe des Gedichts von Th. v. W. (Nr. 72 der Neudrucke deutscher Litteraturwerke des 16. und 17. Jahrhunderts von Niemeyer in Halle). – E. Fabian, Wiederaufrichtung der Zwickauer Schule nach dem Schmalkaldischen Kriege, in den Mittheilungen des Alterthumsvereins für Zwickau, Heft 2, 1888.