Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Fröschel, Sebastian“ von Clemens Brockhaus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 149–150, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fr%C3%B6schel,_Sebastian&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 15:01 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 8 (1878), S. 149–150 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Sebastian Fröschel in der Wikipedia
Sebastian Fröschel in Wikidata
GND-Nummer 12894479X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|8|149|150|Fröschel, Sebastian|Clemens Brockhaus|ADB:Fröschel, Sebastian}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=12894479X}}    

Fröschel: Sebastian F., ein treuer Anhänger der Reformation, wurde in Amberg in der Oberpfalz am 24. Februar 1497 geboren, studirte dann, von dem Magistrat von Amberg unterstützt, in Leipzig, wo er 1515 Baccalaureus und 1519 Magister wurde. Er wurde 1521 Subdiaconus, sodann Diaconus, endlich Priester in Leipzig; und gab auf Luther’s Anregung als erster in Leipzig die Privatmessen auf. 1522 verließ er, vielleicht in Folge von Anfeindungen der dortigen Mönche, Leipzig und kam nach Wittenberg, wo er sich des intimen Verkehrs der dortigen Häupter der Reformation erfreute, und namentlich den Pfarrdienst in den Spitälern und Gefängnissen versah, auf deren verrottete Zustände er heilsam einwirkte. Im Herbst 1523 wurde er von den Leipzigern aufgefordert, eine Gastpredigt für die Johanniskirche zu halten, für welche man ihn zu gewinnen hoffte. Als die Mönche von St. Thomas ihm die Kirche zusperrten, hielt er auf dem eiligst hergerichteten Kirchhof seine Predigt, in der er das gegen seine Widersacher empörte Volk beruhigte. Vor den Bischof Adolf von Merseburg citirt, vertheidigte er mannhaft seine evangelische Predigtweise, die ihm der Bischof fernerhin untersagt, ebenso wie sein Predigen in Leipzig. Indessen wuchs sein Anhang daselbst, und auf Betrieb des Bischofs mischte sich Herzog Georg von Sachsen in die Angelegenheit. F. wurde verhaftet, vor Herzog Georg citirt, und nachdem ihm einige kleinliche Aeußerlichkeiten über [150] Tracht und Kleidung zum Vorwurf gemacht worden, als eine in der Ketzergrube von Wittenberg voll Gift gesogne Kröte, in die sich das einstmals „schöne Fröschlein“ verwandelt habe, der Stadt und des Landes verwiesen bei Strafe der Stäupung und des Ausraufens der Haare, bis er eine Platte bekommen haben würde, wie ein Abt. Die Universität relegirte ihn auf diesen Bescheid hin. Er ging nach Wittenberg zurück, wo er bis zu seinem Tode am 20. December 1570 blieb. Von seinen Schriften sind Predigten über das Evangelium Matthäi zu nennen, ferner ein Katechismus, zu dem er sich die Erläuterungen aus den Schriften der Reformatoren, namentlich Luthers, gezogen, und den er beim geistlichen Unterricht benutzte. Bugenhagen wünschte dessen Anwendung auch in allgemeinen Kreisen und so übergab F. ihn 1559 dem Drucke. Das Buch ist des Druckes werth, einfach, in geschickter Anordnung und mit gesundem Urtheil geschrieben. Besonders werthvoll aber sind die lebendigen Beschreibungen einzelner hervorragender Ereignisse der Reformation, die F. aus eigener Anschauung gibt, vor allem die Leipziger Disputation, die er als junger Magister miterlebte, als Vorrede seines Buches „Vom Königreich Christi“, dann öfter gedruckt: Luthers Werke von Walch, Bd. 15, S. 1447; Löscher, Reformationsacten, Bd. 3, S. 276 etc. Notizen über sein Leben gibt das (von Fr. Aug. Usleber anonym herausgegebene) Büchelchen: Curieuse Nachricht von dem Leben M. Sebastian Fröschel’s, Leipzig 1722; die Titel seiner sämmtlichen, sehr selten gewordenen Schriften hat G. Laubmann, Ztschr. f. d. Histor. Theologie, 1873, S. 442–448, zusammengestellt.