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Artikel „Greff, Joachim“ von Wilhelm Scherer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 624, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Greff,_Joachim&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 09:37 Uhr UTC)
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Greff: Joachim G., deutscher Dramatiker aus Zwickau; studirte seit 1528 in Wittenberg und war dann, nachweislich von 1533–1546, im Schuldienste beschäftigt: zuerst in Halle, hierauf in Magdeburg, Wittenberg (?), Dessau. Als anhaltische Geistliche seinen Eifer für dramatische Actionen mißbilligten, traten im J. 1543 Luther, Melanchthon, Georg Major u. A. für ihn ein. Mit dem letztgenannten gemeinschaftlich hatte er das Spiel von „Jakob und seinen Söhnen“ (Magdeburg 1534 erschienen) verfaßt. Selbständig übersetzte er die Aulularia des Plautus (1535), dramatisirte das Buch Judith (1536), die Fabel von dem Vater und Sohn mit dem Esel, die es niemand recht machen können, unter dem Titel „Mundus“ (1537) und das „Leben der drei Erzväter“, wovon blos der Abraham erhalten (1540). Im Jahre 1541 schrieb er eine poetische Ermahnung zum Türkenkrieg; dann übersetzte er das Drama „Lazarus“ von Johannes Sapidus (erschienen 1545) und dramatisirte Lucas C. 18. 19 (1546). Er ist eifriger Protestant, und die Tendenz bricht überall durch, wäre es auch nur in einer seiner langen Vorreden und Widmungen, die sich meist an hervorragende evangelische Fürsten und Städte richten. Im Mundus führt er einen Bettelmönch ein, der sich über Luther beklagt; die Wechsler, welche Jesus aus dem Tempel treibt (Lucas C. 19), haben katholisches Kostüm: polemische Erfindungen größeren Stiles versucht er nicht. An biblische Vorlagen hält er sich meist ganz genau; was er ausführt, sind Nebensachen: Gastmahl, Bewirthung, Gesindewesen und wie es sonst im Hause zugeht, kleine harmlose Scherze und Neckereien. Abraham ist ihm ein Typus des gläubigen frommen Fürsten, Zachäus (Luc. C. 19) ist der vom Papstthum abgewendete Protestant, Judith zeigt den Schutz Gottes wider papistische Tyrannei, Lazarus lehrt die Auferstehung des Fleisches: alle solche Absichten aber bleiben äußerlich. Die Kunst des Dichters ist überhaupt gering, nur durch unbekümmerte naive Abbildung des umgebenden Lebens zuweilen erfreulich, oft durch endlos breites Gerede unerträglich. Immerhin ist er der älteste Schauspieldichter aus Luther’s Kreis und der eifrigste Agitator für die geistliche Dramatik. Angeregt und ermuntert aber ward er, nach seinem eigenen Zeugniß, durch Georg Sabinus, der als lateinischer Dichter so berühmt werden sollte und mit ihm zusammen in Wittenberg studirte.

Scherer, Deutsche Studien III.