Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Seghers“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 607–609, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seghers&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 22:07 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Segest
Nächster>>>
Segimer I.
Band 33 (1891), S. 607–609 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
OFF in der Wikipedia
GND-Nummer OFF
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|33|607|609|Seghers|Joseph Eduard Wessely|ADB:Seghers}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=OFF}}    

Seghers: Name mehrerer niederländischer Künstler, der verschieden geschrieben wird, wie Seghers, Segers oder Zegers.

Daniel S., Blumen- und Insectenmaler, geboren in Antwerpen am 5. December 1590. Im J. 1612 wurde er Schüler des Jan Brueghel und 1614 trat er in das Noviziat des Jesuitenordens ein, wo er als Laienbruder volle Freiheit besaß, sich der Ausübung seiner Kunst zu widmen. Seine Oberen, als sie seine vorzüglichen Kunstanlagen bemerkten, schickten ihn nach Rom, wo er fast ein Jahr blieb und erfreuliche Fortschritte machte. Zurückgekehrt, malte er Blumen und verschiedene Pflanzen, die er mit Geschmack anzuordnen verstand und farbenprächtig ausführte. Gerühmt wurde ein Werk von ihm, eine Sammlung von in Guache colorirten Zeichnungen von Tulpen, die zu seiner Zeit bekanntlich sich in den Niederlanden einer großen Beliebtheit erfreuten. Es wurden nach der Natur 163 Blätter der schönsten und seltensten Tulpen aufgenommen und zugleich dabei die hohen Preise, wie sie verkauft wurden, angegeben. Es ist unbekannt, wohin das Werk gekommen ist. Auf seinen Blumenstücken brachte er gern Insekten und Schmetterlinge an, die mit erstaunlichem Fleiße ausgeführt sind. Die Blumen gruppirte er zu Kränzen oder Guirlanden und der Innenraum des Blumenrahmens wurde mit irgend einer Darstellung ausgefüllt, die gute Meister historischer Gegenstände ihm malten. Meist sind es Madonnen oder fromme Vorwürfe, wie z. B. die Monstranz mit dem Sacrament oder gemalte Basreliefs. Ein Hauptbild dieser Gattung befindet sich in Antwerpen, in die Blumenumrahmung hatte Rubens eine Madonna mit dem Kind gemalt. Auch die kaiserliche Galerie in Wien besitzt von S. ein ähnliches Bild, das W. Unger radirt hat. Neben Rubens haben noch Diepenbecke und Erasmus Quellinus die Blumenstücke von S. mit ihren Arbeiten verherrlicht; vom Letzteren zwei Blumenstücke mit gemalten Basreliefs, die sich in Berlin befinden. S. starb 1661; sein Bildniß ist von Livens radirt und es ist sonderbar, daß ihn van Dyck nicht in seine Ikonographie aufgenommen hat, nachdem Gerard S. sich in derselben befindet. Eine Copie nach Livens befindet sich in de Bie’s Gulden Cabinet.

Gerard S., Historienmaler, geboren in Antwerpen am 17. März 1591, † ebenda am 18. März 1651. Nachdem er unter Hendrik van Balen und Abraham Janssens[WS 1] zum Künstler[WS 2] ausgebildet worden, ging er nach dem Beispiel vieler seiner Landsleute nach Italien. Leider hat ihn hier ein Maler des Verfalls, Michel Angelo da Caravaggio (Amerighi)[WS 3] besonders angezogen, den er [608] vielfach nachzuahmen sich bestrebte, was ihm auch gelang. Wie sein Vorbild malte er gern Nachtstücke mit Beleuchtung, wie die Verleugnung Petri (gestochen von Sch. à Bolswert), kartenspielende Soldaten in der Schenke (ein Stich von Nic. Lauwers), Musikgesellschaften und dergleichen, meist in Halbfiguren. Cardinal Zapata, der als römischer Gesandter nach Spanien ging, nahm ihn dahin mit, wo König Philipp III. großes Gefallen an seinen Bildern fand und ihn in seinem Lande festhalten wollte. Der Maler aber wies die glänzendsten Anerbietungen zurück und kehrte in seine Vaterstadt zurück. Hier fanden seine Gemälde in Caravaggio’s Manier wenig Anklang, weshalb er zur Kunstweise eines Rubens und van Dyck sich bekehrte und in der Farbe glückliche Fortschritte machte, wobei er die schwerfälligen Schatten seiner früheren Manier zu vermeiden suchte. Er malte nun größtentheils Scenen der heiligen Geschichte, wie solche die Kirchen in Antwerpen und Gent noch vielfach besitzen. Sein Hauptbild, Marter des h. Livinus (gestochen von P. Neefs) lehnt sich in Composition und Farbe schon stark an van Dyck an. Auch Brügge, Paris, Braunschweig, Wien und andere Sammlungen besitzen Bilder von ihm. Außer den genannten Stechern haben noch P. de Jode jun. (Franciscus und Clara bei der Krippe Christi), C. Lauwers (eine Mater dolorosa), L. Vorsterman und C. Waumans (Christus in Emaus) ihren Grabstichel der Kunst des S. geweiht, der selbst auch einige Blätter radirte, wie das Bildniß des Gottfried Chodkiewicz, die Verlobung der h. Catharina u. a., die sehr selten sind. Im J. 1645 war S. Decan der Lucasgilde.

Hercules S. (Zeghers), holländischer Landschaftsmaler und Radirer, geboren um 1628 zu Utrecht, † 1679. Wäre er gleich anderen Künstlern die gewöhnliche Straße gegangen, so hätte er sich bei seinen großen Anlagen leicht Geld und Ruhm erwerben können, aber als speculativer Kopf versuchte er sich in allerlei Proben, die ihn an den Bettelstab brachten und zu Grunde gehen ließen. Houbraken sagt von ihm: „Er war ein Mann von Verstand und Urtheil, reich an Ideen und unerschöpflich an mannichfaltigen Motiven, die er in seinen Landschaften anwendete. Ihm gelang die Erfindung, Landschaften mit Farbe auf Leinwand zu drucken, aber diese Zeuge waren nicht an den Mann zu bringen, obgleich er sie billig verkaufte.“ Diese Farbendrucke waren also Radirungen, die nicht mit Druckerschwärze, sondern mit Farbe auf Leinwand oder geöltes Papier übertragen wurden. So interessant sie als Versuche waren, als Zwitterding von Gemälde und Stich fanden sie bei den Zeitgenossen nicht die erhoffte Würdigung und wanderten in die Käsebuden, wo sie zum Einpacken der Waaren benützt wurden, woraus sich die große Seltenheit derselben leicht erklärt. S. ließ den Muth nicht sinken, er radirte eine große Landschaft mit dem größten Fleiße, die wirklich gelungen war und trug die Platte zum Verkauf nach Amsterdam zu einem Kunsthändler, der aber von der Kunst wenig zu verstehen schien und die Platte nicht verlegen wollte. Das brachte den Künstler zur Verzweiflung; nachdem er einige wenige Abdrücke von der Platte abzog, zerschnitt er diese, ergab sich dem Trunke und starb infolge eines Sturzes von der Treppe. Bald nach dem Tode desselben zahlte man für einen Abdruck des erwähnten Blattes 16 Ducaten, wie auch heute alle seine Blätter in hohem Preise stehen. Nach S. blieben mehrere Platten zurück. Eine größere derselben erwarb dessen Freund Rembrandt und fügte eine Flucht nach Aegypten hinzu. Auf diesem Blatte kann man sehen, was für ein trefflicher Radirer S. war. (In Amsterdam befindet sich ein Abdruck vor und mit dem Zusatz Rembrandt’s.) Auch Waterloo erwarb mehrere Platten des unglücklichen Meisters, die er pietätvoll vollendete. Das britische Museum, das Pariser und Dresdener Cabinet besitzen viele Blätter des Künstlers, darunter hervorragende [609] Arbeiten, das Berliner Museum ein Bild, eine holländische Flachlandschaft, die mit dem vollen Namen: Hercules Segers bezeichnet ist.

s. Immerzeel. Kramm. Houbraken. Schouburgh.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Abraham Janssens van Nuyssen (* 1567/1573-1575 in Antwerpen; † vor 25. Januar 1632 ebenda), flämischer Maler.
  2. Vorlage: Künster
  3. Michelangelo Merisi auch Michael Angelo Merigi, nach dem Herkunftsort seiner Eltern kurz Caravaggio genannt (1571-1610), italienischer Maler des Frühbarock.