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Artikel „Sander, Johann Daniel“ von Robert Boxberger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 350, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sander,_Daniel&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 16:59 Uhr UTC)
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Sander: Johann Daniel S., deutscher Buchhändler und Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts, geboren zu Magdeburg 1759, hatte sich dem Buchhändlerstande nur auf Verlangen seiner Familie gewidmet, Uebersetzer von Perrault’s Märchen, als Verleger Kotzebue’s von Goethe im „Neuen Alcinous“ verspottet, hatte gleichwol sammt seiner Frau Sophie freundschaftliche Beziehungen zu Goethe, bei dessen „Hermann und Dorothea“ er für den ersten Druck den Corrector machte, ebenso bei seinen „Neuesten Gedichten“, den er im Mai 1800 zu Weimar, 1802 in Lauchstädt besuchte, und der auch eine Einladung zum Gevatterstehen von ihm annahm. Mit Schiller war er schon 1797 in Jena bekannt geworden und erneuerte 1802 bei seinem Besuche in Weimar diese Bekanntschaft. Dem Buchhandel war S. durch den jüngeren Voß in Berlin zugeführt worden, dessen litterarischer Hausfreund er ward, und der ihn bei den meisten Unternehmungen zu Rathe zog. Unter den Schriftstellern zweiten Ranges hatte er sich besonders mit August Lafontaine befreundet, den er durch Niemeyer in Halle kennen gelernt hatte, und dessen zahlreichen, von ihm verlegten Romanen er sich bemühte, die letzte Feile zu geben. Nach dem Tode des jüngeren Voß ward ihm die Leitung der Handlung anvertraut, und dadurch trat er auch in lebhaften, besonders brieflichen Verkehr mit C. A. Böttiger, damals Director des Weimarischen Gymnasiums, der 1796 der Vossischen Buchhandlung den Verlag seiner „amerikanischen Briefe“ angeboten hatte. Durch Lafontaine kam er in Verbindung mit dem als Schriftsteller, freisinnigem katholischen Geistlichen und Freimaurer bekannten Ignaz Aurelius Feßler. Dieser kam nach mannichfachen Schicksalen 1796 nach Berlin und stiftete mit Bartholdi, einem jungen Schulmann und guten Kopfe, einen litterarischen Club, die Mittwochsgesellschaft, in welcher besonders der Arzt Marcus Herz durch seine philosophischen und physikalischen Vorträge glänzte. Als Kotzebue im Unmuth über Goethe’s abweisendes Verhalten gegen ihn Weimar im J. 1802 verließ und nach Berlin ging, ward S., der schon dessen „Merkwürdigstes Jahr meines Lebens“ (2 Bde., Berlin 1801) verlegt hatte, auch der Drucker, Verleger und Mitredacteur der neu von ihm gegründeten Zeitschrift „Der Freimütige“, was er bald Gelegenheit fand, bitter zu bereuen. Auch als Tonkünstler war S. nicht unbedeutend und bearbeitete z. B. Gluck’s Iphigenie dem Texte nach für die Berliner Bühne. Er starb zu Berlin am 27. Januar 1825.

Im neuen Reich, 1876, II, Nr. 28 f., S. 65–75 und 96–110 (v. Beaulieu-Marconnay). – v. Urlichs, Briefe an Schiller, Stuttgart 1877, S. 494 ff. – Sander’s Briefe an C. A. Böttiger auf der Bibliothek zu Dresden. Diese nebst dem Böttiger’schen Vorbemerk dazu sind auch die Hauptquelle des erstgenannten Aufsatzes.