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Artikel „Sandbichler, Alois“ von Otto Schmid in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 340–342, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sandbichler,_Alois&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 22:10 Uhr UTC)
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Sandbichler: Alois S., kathol. Exeget, geboren am 1. Februar 1751 zu Rattenberg in Tirol, absolvirte in vier Jahren die ersten fünf Classen am Gymnasium der Jesuiten zu Hall 1766–70, wurde 1770 bei den Augustiner-Eremiten in Mülln, einer Vorstadt Salzburgs, eingekleidet, legte daselbst am 29. October 1771 die feierl. Profeß ab und erhielt am 8. April 1775 die Priesterweihe. Hierauf wurde er in seinem Kloster als Bibliothekar und Lector der Theologie und Philosophie, seit 1780 bloß für die Theologie verwendet, zugleich übte er von 1787–1810 die Seelsorge am Arbeitsstrafhause zu Salzburg aus und bekleidete seit 1792 auch das Amt eines Subpriors in seinem Kloster. Als 1810 die Benedictiner-Universität Salzburg unter der neuen Regierung Baierns in ein Lyceum verwandelt wurde, erhielt S. an demselben die Professur der Exegese des neuen Bundes und der orientalischen Sprachen. Am 5. Nov. 1814 erhielt er das Ehrendoctorat der Philosophie von der Würzburger, jenes der Theologie von der Landshuter Universität am 27. Februar 1815. Nachdem 1816 Salzburg an Oesterreich gekommen war, wurde S. auch von der österreichischen Regierung am 3. November 1818 als Professor der obgenannten Fächer bestätigt, starb jedoch schon am 3. Februar 1820 im Kloster zu Mülln bei Salzburg. – S. verlegte sich fast ausschließlich auf das Studium der heil. Schrift alten und neuen Bundes, hauptsächlich war er in den Einleitungswissenschaften und in der Hermeneutik bewandert; diese Fächer werden auch vorzugsweise in seinen Schriften behandelt, die in chronologischer Reihenfolge nachstehende sind: „Pagellae volantes de causa decisa divisarum potestatum in legibus matrimonialibus impedimentorum dirimentium pro studio juris regii integri.“ 1782. [341] In dieser Schrift schreibt S. dem Staate ausschließlich das Recht zu, trennende Ehehindernisse aufzustellen. „Des Horus Anmerkungen über die Propheten, Jesum und seine Jünger, widerlegt in Briefen.“ 1785. In der Schrift „Horus oder astrognostisches Endurtheil“, war der übernatürliche Charakter des Christenthums angegriffen. „Untersuchung der philosophischen und kritischen Untersuchungen über das alte Testament und dessen Göttlichkeit, besonders über die Mosaische Religion in Briefen an Graf Steph. Olivier Wallis.“ 1785–88. 4 Theile; 2. Aufl. 1797 (gerichtet gegen das rationalistische Buch des Andreas Riem: Philosophische und kritische Untersuchungen über das Alte Testament und dessen Göttlichkeit, 1785). „Lasen die ersten Christen die heil. Schrift und wie lasen sie dieselbe? Zum unmaßgeblichen Bedenken für übertriebene Feinde und Freunde des allgemeinen Bibellesens.“ 1787. (S. polemisirt hier gegen Thad. Suter: Ueber das Bibellesen der ersten Christen, ein allgemeines Bedürfniß, 1784). „Ueber die Zuverläßigkeit des Grundtextes, ein Fragment von mehreren Abhandlungen über verschiedene Gegenstände der Schriftkunde“. 1788. „Revision der Augsburger Kritik über gewisse Kritiker und ähnliche Schriften“, 1. und 2. Jahrg. 1791 und 92. Der 2. Jahrgang hat auch den besonderen Titel: „Freimüthige Betrachtungen über wichtige, von Obscuranten entstellte Religionsgegenstände nach den Bedürfnissen unserer Zeit. (Entgegnung auf den scharfen Tadel, mit dem viele Recensionen Sandbichler’s in Hüttner’s Oberdeutscher allgemeinen Literaturzeitung überschüttet wurden.) „Abhandlung über die zweckmäßigen Mittel, den hebräischen und griechischen Grundtext dem Wortsinne nach richtig zu verstehen“. 1791. „An den Club des Obscurationssystemes oder einige Anmerkungen über das Sendschreiben des Herrn v. Brentano, Herausgeber eines neuen Testamentes“. (In diesen „Anmerkungen“ die S. selbst später nicht mehr billigte, vertheidigt er Brentano’s Uebersetzung des N. T. gegen gewisse Angriffe.) „Erläuterungen der bibl. Geschichte nach Joh. Jak. Heß, besonders zum Gebrauche für kath. Lehrer“. 2 Theile. 1794. „Introductio in historiam consiliorum divinorum ad salutem humani generis inde ab ejus ortu in perpetuas aeternitates procurandam initorum haustam ex sacris Iudaeorum christianorumque libris.“ 1802. „Eine Stimme des Rufenden in der Wüste, oder Bemerkungen zu dem philologisch-kritischen und historischen Commentar über das N. T. des Hrn. Heinr. Eberh. Paulus.“ 4 Hefte. 1. Heft 1805, 2. Heft 1811, 3. Heft 1814, 4. Heft 1816. „Kurze Darstellung einer Einleitung in die Bücher des A. Bundes nach Jahn.“ 1813 u. 1822. „Darstellung der Regeln einer allgemeinen Auslegungskunst von den Büchern des neuen und alten Bundes nach Michaelis, Hug, Rup. Feilmoser.“ 1813. „Uebersicht der Hauptgegenstände aus der allgemeinen Einleitung in die Schriften des N. Bundes nach dem Bedürfniß unserer Zeit“. 1813. „Darstellung einer allgemeinen Einleitung in die Bücher des N. Bundes“. 1813. „Philologische Uebersicht der altgriechischen litterarischen Bildung nach Ast und Eichhorn“. 1813. „Besondere Einleitung in die Bücher des N. B.“ 3 Theile. 1813 ff. Außerdem verfaßte S. Aufsätze und Recensionen in der Oberdeutschen Allgemeinen Litteraturzeitung, die seit 1788 zu Salzburg, später zu München erschien, ferner in der Landshuter theol. Litteraturzeitung, in der Linzer theol. prakt. Monatschrift von Freindaller, in Felder’s theol. Magazin, in der geistl. Monatschrift und im Archive des Bisthums Constanz. – In der Vorrede des Werkes: „Introductio in histor. consilior. divin.“ spricht sich S. auch über seine Idee aus, ein größeres Werk von 22 Büchern in 5 Bänden, worin eine umfassende Geschichte der ganzen Heilsanstalten Gottes im A. u. N. B. geboten werden sollte, zu veröffentlichen; doch kam die Drucklegung des fertiggestellten Manuscriptes wegen Mangels an Subscribenten nicht zu Stande.

[342] Salzburgisches Intelligenzblatt, Jahrg. 1820. Stück 15. – Theol. Quartalschr. Rottenburg 7. Jahrg. 1–20. – Biographische Skizze, dem Andenken A. Sandbichler’s. 1822. Salzburg. – Felder und Waitzenegger, Gelehrtenlexikon der deutschen kath. Geistlichkeit, 2. Band, S. 262–64 und 3. Band Nachtrag, S. 554–555. – v. Wurzbach, 28. Theil S. 178–180. – Hurter, Nomencl. litt. III, 571–574.