Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Riessinger, Sixtus“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 589–591, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Riessinger,_Sixtus&oldid=- (Version vom 27. April 2024, 00:42 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Riesser, Gabriel
Nächster>>>
Riet, Johann von
Band 28 (1889), S. 589–591 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Sixtus Riessinger in der Wikipedia
Sixtus Riessinger in Wikidata
GND-Nummer 137759800
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|589|591|Riessinger, Sixtus|J. Braun|ADB:Riessinger, Sixtus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137759800}}    

Riessinger: Sixtus R., ein deutscher Buchdrucker in Italien, hatte um 1471 zu Neapel die Buchdruckerkunst eingeführt. Sein Name kommt in den verschiedensten Schreibarten vor, wie Russinger, Rüssinger, Rassinger, Resius etc.; zuweilen nannte er sich auch Clericus Moguntinus oder Clericus Argentinensis. Zu Straßburg geboren, wie aus diesem letzteren Namen hervorgeht und was ein [590] Programm Schöpflin’s (S. 11) in der Straßburger Bibliothek (Katalog Heitz 2770) bezeugt, hatte er sich anfänglich dem geistlichen Berufe gewidmet, und später neben den Pflichten, welche ihm dieser auferlegte, auch die Buchdruckerkunst, und zwar wahrscheinlich in einer Mainzer Officin erlernt. Ueber sein Geburts- und Todesjahr, sowie über seinen äußeren Lebensgang fehlen Ueberlieferungen. Daß er als Kleriker sich mit der Druckkunst beschäftigte, ist für jene Zeit nicht auffallend, in welcher nicht nur deutsche Priester, sondern auch solche anderer Länder sich dieser neuerfundenen Kunst zuwandten und gerade in Straßburg, der angeblich ersten Wiege derselben, war seit den sechziger Jahren die Begeisterung für sie so lebendig, daß nicht bloß Söhne reicher Familien, sondern auch junge Kleriker, überhaupt gebildete junge Leute, welche einige litterarische Kenntnisse besaßen, durchaus keinen Anstand nahmen, diese Kunst zu betreiben. Da an früherer Stelle (s. A. D. B. XIII, 457) hierher verwiesen ist, so mögen einige geistliche Buchdrucker hier erwähnt werden. Die „Brüder vom gemeinsamen Leben“, deren Hauptaufgabe es war, die Schriften der Kirchenväter und die heilige Schrift zu vervielfältigen und zu verbreiten, gaben sich zu Marienthal im Rheingau, in Rostock, Brüssel, Nürnberg und anderen Orten mit der Herstellung von Druckwerken ab; zu Augsburg waren es die Benedictiner bei St. Ulrich und Afra, zu Wittenberg die Augustiner, zu Erfurt die Mönche des St. Petersklosters, die daselbst die Druckkunst einführten. Aber nicht nur die Orden, sondern auch eine ganze Anzahl einzelner Priester gaben sich, wie schon gesagt wurde, mit der Buchdruckerei ab. So finden sich als Clerici auf ihren Werken genannt Joh. Weyssenburger zu Nürnberg, Peter Schöffer von Gernsheim, Joh. Beckenhub in Straßburg, Adam Rot 1472 zu Rom, Paul Leener in Rom 1474, Georg Laur Cleric. Herbipolensis 1481 zu Rom, Johann Neumeister 1479 zu Foligno, Georg Sachsel und Ulrich Zell in Köln. Und wie unter den Deutschen, von denen ein großer Theil von Straßburg stammend in Italien die Druckkunst ausübte, so finden sich auch unter den Italienern Geistliche als Buchdrucker, wie die Dominicaner zu Florenz, 1478 Jacobi di Ripoli und 1488–1489 Jacob Caroli; zu Venedig die Priester Clemens Patavinus, A. B. Tarsengus und Bonet. Locatellus und 1486 der Presbyter Bergamons, zu Vicenza 1477 Joh. Leonardo Longo Sacerd. Die Wirksamkeit Riessinger’s zu Neapel fällt in die Jahre 1471–1480, innerhalb welcher Zeit er von 1471–1475 allein, von 1475–1480 aber zeitweise in Verbindung mit dem Italiener Franciscus de Tuppo eine Reihe von Werken gedruckt hat, darunter einige Schriften des Justinian und einiger beinahe gänzlich vergessenen Juristen des Mittelalters. R. war in Neapel der erste Drucker, der daselbst unter König Ferdinand die Druckkunst ausübte, und er hatte sich zugleich bei demselben so beliebt gemacht, daß ihm die bischöfliche Würde mehrmals angetragen wurde, die er jedoch aus Liebe zu seiner Vaterstadt ausschlug, wohin er, wie es scheint, gegen 1486 wieder zurückkehrte. Sein erster Druck in Neapel war „Bartoli de Saxoferrato Lectura in libros codicis“, 1471. Das erste mit Tuppo gemeinschaftlich gedruckte Buch ist: „Constitutiones et Statuta Illust. Domini Regis Karoli Jherusalem et Sicilie“, 1475, in dessen Schlußschrift beide als Drucker genannt sind, während in einem Druck des Jahres 1477 „Andreas de Yfernia super feudis“ R. in pompösen Worten sich als alleinigen Drucker desselben bezeichnet. Auch die Herstellung italienischer Bücher nahm beide Typographen seit 1478 in Anspruch, in welchem Jahre sie u. A. des Joh. Bocaccio „Inconencia“ druckten. Am Ende dieses Werkes befindet sich das Druckerzeichen Riessinger’s mit seinem Vor- und Zunamen, woraus hervorzugehen scheint, daß dasselbe auch für ihre gemeinschaftlichen Drucke verwendet wurde. Aus der Zeit von 1481–1483 sind einige [591] Drucke bekannt, welche aus einer Officin Roms hervorgegangen und unterzeichnet sind: „Impressum Rome per Syxtum et Georgium alemanos“. Das Druckerzeichen derselben ist mit den Initialen: S. R. D. A. versehen, die Sixtus Riessinger de Argentina bedeuten sollen, woraus also hervorgeht, daß R. vor seiner Rückkehr nach Deutschland noch einige Zeit in Rom thätig gewesen ist. Sein Gesellschafter Tuppo blieb dagegen in Neapel und druckte daselbst 1485 einen „Aesop“ mit 87 großen Illustrationen zu dem Leben und zu den Fabeln Aesop’s. Wer der zweitgenannte Georgius gewesen ist, darüber herrscht völlige Unkenntniß, man müßte denn auf Georg Laur rathen, der ebenfalls ein deutscher Geistlicher war und damals in Rom druckte, aber seine Drucke soviel bekannt ist, stets allein mit seinem Vornamen bezeichnet hat. Unter mehreren undatirten Drucken Riessinger’s sind noch zu erwähnen: „C. Plinii sec. liber illustr.“; „Lapi de Castelho Decretorum allegationes“, dessen Typen weder römisch noch gothisch und sehr ungleich sind, es scheint deshalb zu seinen ersten Druckversuchen zu gehören. Von Rom aus kehrte R., wie schon erwähnt wurde, nach seiner Vaterstadt Straßburg zurück, wo er nach Wimpheling (Epit. rer. German. c. 65) in ein geistliches Amt trat und in hohem Alter verschied. Zu gleicher Zeit mit R. druckte zu Neapel sein Landsmann Berthold Riching de Argentina, von dessen äußeren Verhältnissen ebenfalls durchaus nichts bekannt ist, wie auch die Zahl seiner Drucke nicht bedeutend ist.

Vgl. C. Geßner, Buchdruckerkunst 1745, IV, S. 209. - Garzoni, Piazza univ. 1641, p. 966. - E. Tentzel, Discurs, 1700, S. 37. – M. Denis, Bücherkunde 1795, I, 39, 87, 123, 130, 168. – L. Guistiani, Saggio stor. crit. sulla tipogr. 1793. – Tiraboschi, Letterat. Ital. VI, 430. – C. Schmidt, Buchdrucker Straßburgs, S. 39. – F. Kapp, Geschichte, 1886, S. 193, 249. – Falkenstein, Geschichte, 1840, S. 227, 228. – Panzer, Annales II, S. 154, 155, 159, 166. IV, 343, 366-373, 381-384, 472. IX, 225 u. s. w.