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Artikel „Rödinger, Christian“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 33–35, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%B6dinger,_Christian&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 14:56 Uhr UTC)
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Rödinger: Christian R. (auch Rodius, Rhodius), ein bedeutender Buchdrucker, der seine Presse in den Dienst der Reformation gestellt hatte, war aus Magdeburg gebürtig. Ueber seine Lebensverhältnisse ist nicht die geringste Kunde erhalten geblieben, dagegen sind viele seiner Drucke auf uns gekommen, deren große Anzahl darauf hindeutet, daß er eine ungemein regsame Thätigkeit als Drucker von Schriften Luther’s und seiner Anhänger entfaltet hat. Er scheint dieselbe um das Jahr 1530 in Magdeburg begonnen zu haben, wenigstens stammt der erste bekannte Druck von ihm aus diesem Jahre. Daß er damals ein sehr geschätzter Buchdrucker war, geht aus der Thatsache hervor, daß er im J. 1553 auf Veranlassung Albert Rolevink’s in Jena eine Druckofficin, die erste in dieser Stadt, errichtet hat, welche er aber nur bis 1564 fortgeführt zu haben [34] scheint. Von seinen Druckwerken während des Aufenthalts in Magdeburg verdient hervorgehoben zu werden: „Ein schön nye Christlich Bedebock.“ Voran geht ein Kalender, in dem sich die Monate und Namen der Heiligen vorfinden, aber keine Mondzeichen, sowie auch nicht die gebräuchlichen „Observationes astronomicae“. Von den vielen in Magdeburg von R. gedruckten Reformationsschriften sind zu nennen: „Etliche Brieffe, des / Ehrwirdigen D. Martini / Luthers seliger gedechtnis, an die Theologos auff / den Reichstag zu Augspurg geschrieben, Anno / M. D. XXX. Von der vereinigung Christi vnd Belials, Auss welchen man viel nützlicher Lehr, in gegenwertiger gefahr der Kirchen nemen kan, / Verdeudscht. / Item etliche andere schrifften, nützlich / vnd tröstlich zu lesen. /“ Diese von Flacius Illyr. herausgegebene und bevorwortete Sammlung enthält 19 Briefe Luther’s, hieran schließen sich mehrere Schriften des Herausgebers über die Lehre von den Mitteldingen (Adiaphora). „Bekentniss vnnd Erklerung auffs Interim. Durch der Erbarn Stedte, Lübeck, Hamburg, Lüneburg, etc. Superintendenten, Pastorn vnnd Predigern, zu Christlicher vnd notwendiger vntterrichtung gestellet“ (von Johann Aepinus.) 1548. „Eine schrifft der Theologen zu Wittenberg an die Prediger von Nürnberg anno 1540, von der Vereinigung der Euangelischen mit den Papisten. Item eine schrifft Lutheri vnd Pomerani, an Johan Friedrich Churfürsten, geschrieben anno 1541.“ (Mit Vorrede von Matth. Flacius Illyr.) 1549. „Widder den ausszug des Leipsischen Interims“ 1549. „Widder die vermeinte gewalt, vnd Primat des Babstes, zu dieser Zeit nützlich zu lesen“ 1549. „Entschuldigung, geschrieben an die Vniuersitet zu Wittenberg, der Mittelding halben“ u. s. w. 1549. „Reponsio M. Flacij Illyrici ad epistolam Philippi Melanthonis 1549. Diese Schriften sind sämmtlich von Flacius Illyricuis (s. A. D. B. VII, 88) verfaßt, wie überhaupt R. eine große Anzahl von dessen zum Theil in Gemeinschaft mit N. Gallus verfaßten Schriften gedruckt hat (s. Thesaurus libellorum historiam reformationis illustrantium I, 74, 78; II, 23). „Erasmus Alberus, Ein Predigt vom Ehestand, vber das Euangelium“ 1550; „Nic. Oren, Lucifer’s Sendbrief, an die vermeinten Geistlichen, vor 140 Jaren geschrieben“ 1550; „Der ander Psalm Davids, durch D. Martinum Luther heiliger gedechtnis ausgelegt“ u. s. w. 1550; „Zwey Capitel Polydori Virgilij vom Namen vnd Stifftern der Mess“ u. s. w. 1550; „S. Cephalus, Warer Grundt vnnd Beweisung, das die vnrecht handlen, die jren Predigern verbieten, das Antichristisch Bapstumb mit seinen greveln zu straffen“ 1551; „P. Arbitri, die Christliche Buslere mit der Papistischen vergleichet“ (o. J.); „Ein Sermon von dem grausamen vnd vnmenschlichem laster des volsauffens von E. Weydensee“ (o. J.). Als R. 1553 nach Jena übergesiedelt war, machte er daselbst den Anfang mit dem XII. deutschen und dem IV. lateinischen Theil der Jenaischen Ausgabe von Luther’s Schriften. Außerdem druckte er in Jena noch: „Der Prophet Joel durch D. Mart. Luther in Latinischer sprach gelesen vnd ausgelegt vnd newlich verdeutscht“ u. s. w. 1553; „Vnterricht der Visitation, an die Pfarhern im Kurfürstenthum zu Sachsen, Durch Doct. Mart. Luther corrigirt“ 1554; „Niclas von Amsdorff, Ein gut newe Jar, den grossen Herrn in dieser Welt geschenckt“ 1554; „Fünff Predigten D. Martini Lutheri, von den fünff Haubtsünden“ u. s. w. 1554 „Conr. Reitterii Mortilogus“ 1555. Wie lange R. in Jena seine Kunst ausgeübt hat, muß mangels gültiger Beweise dahingestellt bleiben, doch möge erwähnt werden, daß nach Geßner’s Angabe auf Veranlassung des Herzogs Friedrich im J. 1564 eine deutsche Lutherische Bibel in Jena sollte gedruckt werden, und daß, da R. die Sache nicht genug fördern konnte, sich daselbst die beiden Buchdrucker Ritzenhan und Steinmann niederließen. Auch über den Tod Rödinger’s und den Verbleib der Officin, die sowol in Magdeburg als auch in Jena fast ausschließlich von der [35] streng kirchlichen Richtung, deren Haupt besonders nach Luther’s Tod der orthodoxe M. Flacius war und zu deren Anhängern N. Gallus und N. Amsdorff zählten, beschäftigt wurde, ist nicht die geringste Kunde erhalten geblieben.

Geßner, Buchdruckerkunst I, 81; IV, 171. – Thesaurus libell. hist. reformat. illust. I, 11, 40, 75, 78, 165, 203, 247; II, 3, 6, 7, 49, 59, 68. Weller, Ann. II, 355 u. s. w.