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Artikel „Pyl, Johann Theodor“ von Theodor Pyl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 783–784, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pyl,_Johann_Theodor&oldid=- (Version vom 11. Oktober 2024, 15:07 Uhr UTC)
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Pyl: Johann Theodor P., Dr. med., geboren am 16. November 1749 zu Barth, war ein Sohn des dortigen Physikus Dr. med. Theodor P. (geb. 1718, † 1759) und Großneffe von M. Christoph P. (s. S. 782). Nach dem frühen Tode seines Vaters erfreute er sich des Wohlwollens seines Vormundes, des später 1764 nach Berlin berufenen Propstes Spalding, welcher auch auf seine späteren Lebensschicksale von Einfluß blieb. Dann besuchte er 1765 das Gymnasium zu Stralsund unter Büttner und Wackenroder, und studirte seit 1768 in Greifswald unter Rehfeld und Westphal Medicin, widmete sich aber zugleich unter Dähnert, Möller, Muhrbeck, A. Mayer u. A. den historischen und philosophischen Wissenschaften. In dieser Zeit vereinigte er sich zu gemeinsamen Forschungen mit dem später als Chemiker und Botaniker ausgezeichneten Chr. Ehr. Weigel (s. A. D. B.) und blieb mit ihm für das ganze Leben in inniger Freundschaft verbunden. Am 2. November 1776 ging er auf Spalding’s Veranlassung nach Berlin, machte dort einen anatomischen und praktischen Cursus, erhielt 1777 infolge einer „Diss. de morbillis“ seine Approbation als Arzt in Berlin, und wurde am 30. März 1778 auf Grund einer anderen „Diss. de rubedine sanguinis“ in Greifswald zum Doctor promovirt. Am 18. April 1778 ging er als Feldarzt der preußischen Armee nach Schlesien und erwarb sich hier während des Bairischen Erbfolgekrieges nicht allein das Vertrauen seiner Vorgesetzten, des Dr. Knape und Dr. Siemerling, sondern auch das persönliche Wohlwollen König Friedrich’s II. Infolge dessen berief ihn der Monarch nach der Rückkehr zu sich und übergab ihm eigenhändig am 10. November 1779 seine Ernennung als Stadtphysikus von Berlin und Rath im Collegium medicum, wodurch er schon im Alter von 30 Jahren zu einer sehr einflußreichen Stellung gelangte. Durch seine Vermählung (1780) mit Magd. Louise Rebelt, deren Vater reiche naturwissenschaftliche Sammlungen besaß, wurde er, neben seiner ausgedehnten ärztlichen Praxis und Physikatsführung, auch diesen Studien zugewendet und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften, sowie 1787 Rath im Collegium sanitatis. Durch den frühen Tod seiner Gattin (1784) und noch mehr durch den schmerzlichen Verlust seiner zweiten Frau im J. 1792 aufs tiefste gebeugt, starb er, nachdem er noch zum Obermedicinalrath ernannt war, am 27. December 1794 im Alter von 45 Jahren. Neben seiner praktischen Wirksamkeit erlangte er auch eine litterarische Bedeutung für die gerichtliche Medicin, indem er die Erfahrungen seines Amtes in einer Reihe von Zeitschriften und Sammlungen niederlegte, welche noch jetzt als wesentliche Hülfsmittel für diese Wissenschaft dienen. Von ihnen sind zu nennen: Uhden und Pyl, Magazin für gerichtliche Arzneikunde, I–II, Stendal 1782–84; Pyl, Neues Magazin für gerichtliche Arzneikunde, I–II, Stendal 1785–88; Pyl, Aufsätze aus der gerichtlichen Arzneiwissenschaft, I–VIII, Berlin, Mylius, 1783–93; Pyl, Repertorium für gerichtliche Arzneiwissenschaft, I–III, Berlin, Vieweg, 1789–93. Von seinem Sinne für Kunst zeugt seine Uebersetzung der schwedischen Abhandlung von Thunberg über japanische Münzen (Stendal 1785) und mehrere Sammlungen. Von seinem jüngeren Bruder, dem Assessor Dr. jur. Paul Gottfried P. (geb. 1751, † 1830), welcher eine Abhandlung vom Einflusse der Veränderung des Wohnortes und Standes auf die eheliche Gütergemeinschaft (1804) schrieb, stammt die noch jetzt in Greifswald wohnhafte Familie Pyl.

[784] Familiennachrichten und Briefe. – Büsten Berliner Gelehrten, S. 247, Nachtrag S. 173.– Denina, Prusse litt. III. 182. – Schlichtegroll, Nekrologe 1794, S. 378. – Meusel, Gel.-Lex. X, 570. – Gesterding, Pom. Mannigf. S. 56.