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Artikel „Pyl, Christoph“ von Theodor Pyl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 782–783, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pyl,_Christoph&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 07:52 Uhr UTC)
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Pyl: Christoph P., geboren am 12. October 1678, war der Sohn des M. Theodor Pyl, Predigers an der Nicolaikirche und Professors an der Universität Greifswald, aus einer alten Stralsunder Patricierfamilie, welche zuerst 1410 genannt wird und wahrscheinlich von Levenstede bei Braunschweig oder einem anderen niederdeutschen Orte nach Pommern eingewandert ist. Von seinem Vater, welcher neben seiner theologischen Amtsführung ein besonderes Interesse für mathematische und physikalische Studien hegte und in diesen Fächern auch schriftstellerisch thätig war, sowie unter dem Einflusse der reichen Sammlungen von Büchern, astronomischen Instrumenten und Kunstwerken, welche ihn von Jugend an im elterlichen Hause umgaben, erhielt er für sein späteres Leben und seine litterarische Thätigkeit eine ungewöhnliche Vielseitigkeit, mit welcher er jedoch einen ebenso regen Fleiß und eine strenge Gründlichkeit verband. Während er in Greifswald studierte, wendete er sich, seitdem Dr. J. Fr. Mayer als Generalsuperintendent im J. 1701 dorthin berufen war, von dessen Eifer angeregt, besonders zur Theologie, zugleich aber begann er unter Palthen seine historischen Forschungen; in Kiel dagegen, wohin er sich 1702 begab, widmete er sich der Mathematik und Naturwissenschaft und verfaßte auch zwei Schriften über Astronomie, sowie über die Mineralwasser von Schwalbach und Pyrmont. Nachdem er dann noch 1704 in Rostock mit seinem jüngeren Bruder, dem späteren Prediger an der Nicolaikirche zu Greifswald, M. Gottfried Pyl (geb. 1690, † 1748) aufs Neue theologische Studien getrieben hatte, habilitirte er sich, 1705 zum Magister promovirt, 1706 in der Gr. philosophischen Facultät durch eine Schrift „de atmosphaera lunari“; wurde aber bald darauf als Rector an die Schule nach Anklam berufen, wo er von 1708–20 thätig war und auch die Schrecken des russischen Krieges im J. 1713 erlebte. Die durch die edelmüthige Aufopferung des dänischen Comm. Carlson bewirkte Rettung Anklams vor der Einäscherung feierte er in der Folge durch eine Reihe von Schulprogrammen (1712–20), welche theologische und historische Stoffe zum Inhalte haben. Wichtiger aber als diese sind seine historischen Collectaneen, welche er den Handschriften der Nicolaikirchenbibliothek und den Archiven zu Greifswald und Anklam entnahm: Diarium rerum Ancl.; Vol. excerptorum; Pom. celebrata; Orbis litteratorum, ein Gelehrtenlexikon, und Theatrum universi, ein statistisches Werk, von denen einige unter die Handschriften der Gr. Universitätsbibliothek gelangt sind. Nach einer kurzen Amtsführung des Rectorats in Stettin (1720–23), und nach Ablehnung eines Rufe zur Professur der Eloquenz in Greifswald, übernahm er das Rectorat in Stralsund, welches er von 1723 bis zu seinem Tode (20. September 1739) mit großem Eifer verwaltete und sich in dieser Wirksamkeit eine innige Liebe seiner Schüler erwarb. Er unterwies sie nicht nur in den Sprachen und Wissenschaften des classischen Alterthums, sondern suchte auch ihren Sinn für Poesie und Humanitätsbildung durch Redeübungen und dramatische Aufführung von Racine’s Tragödien auszubilden. Daneben setzte er seine historischen Studien fort, sammelte eine sehr umfangreiche Bibliothek, welche mehrere tausend Schriften über pommersche Geschichte enthielt, und gab unter andern heraus: „Faustinus redux in jub. Luth.“ 1717; „Memorabilia Pom.“ 1722; „De jub. Sundensi obsidionis Wallensteinianae 1728; „Jubel-Schrift zur Augsburgschen Confession“ [783] 1730; „Von der Nutzbarkeit der auf der Bühne zu haltenden Redeübungen“ 1736.

Familiennachrichten und Progr. funer.Catalogue bibl. M. Christophori Pyl, Gr. 1740 (478 S). – Zober, Gesch. des Strals. Gymn. IV, S. 18, 44, 49, 61 ff., 106 ff.