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Artikel „Pfaff, Heinrich Ludwig“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 590–591, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pfaff,_Heinrich_Ludwig&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 09:05 Uhr UTC)
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Pfaff: Heinrich Ludwig P., geb. am 3. December 1765 in dem gothaischen Marktflecken Herbsleben, wo sein Vater Joh. Samuel P. seit 1757 Diakonus war, empfing den ersten Unterricht von dem dortigen Organisten und Schullehrer A. L. Nagel (nicht Bindernagel), der, classisch gebildet, ihn zugleich in die lateinische Sprache einführte, während sein Vater die Kenntniß derselben dadurch förderte, daß er ihn die „Gothaische politische Zeitung“ übersetzen ließ. Auf diese Weise mit der Sprache der Römer frühzeitig vertraut geworden, bezog er das Gymnasium in Gotha, welches damals von dem trefflichen Rector F. A. Stroth geleitet wurde. Hier zeichnete er sich durch ungewöhnlichen Fleiß aus, da er sich bereits mit litterarischen Zukunftsplänen trug, schwächte aber auch durch fortgesetzte nächtliche Studien seine ohnehin nicht feste Gesundheit. Nachdem er die Schule durchlaufen hatte, widmete er sich seit 1784 in Jena der Theologie und daneben der liebgewonnenen Alterthumswissenschaft und trat zugleich in das von J. Chr. Döderlein beaufsichtigte Predigerseminar, sowie in K. F. Walch’s lateinische Gesellschaft ein. Seine für ersteres ausgearbeiteten Predigtentwürfe bekundeten schon die von ihm immer festgehaltene Richtung auf das Volksthümliche und Gemeinverständliche; den Anregungen der lateinischen Gesellschaft entsprang als Frucht ein Commentar über die 4. olympische Ode Pindar’s („Pindari Carmen IV. Olympicum. Graece, perpetua annotatione illustravit“, 1787), eigentlich eine Valetschrift an einen die Hochschule verlassenden Freund, deren Inhalt insofern von der bisher üblichen akademischen Sitte abwich, als er statt einer werthlosen poetischen Spielerei eine gediegenere [591] wissenschaftliche Gabe darbot. Als P. nach dreijährigem Aufenthalte in Jena wieder heimgekehrt war, ertheilte er zunächst Privatunterricht, bis er dann eine besoldete Anstellung an der gothaischen Knabenschule erhielt und zwar infolge einer vom Generalsuperintendenten J. F. Chr. Löffler getroffenen Einrichtung, wonach künftig nicht mehr ständige Lehrer, sondern Candidaten der Theologie mit dem Unterrichte betraut werden sollten. Von da an gab er sich der freilich nie unterbrochenen schriftstellerischen Thätigkeit mit vermehrtem Eifer hin und veröffentlichte während der ihm noch beschiedenen wenigen Lebensjahre in rascher Folge die nachbenannten Schriften: „Versuch einer kurzen Beschreibung des Zustandes der Sitten und Gebräuche der Hebräer für Ungelehrte“ (1792), ein Auszug aus umfänglicheren fachwissenschaftlichen Werken dieser Art; „Unterhaltendes Historienbuch für Bürger und Bauersleute“ (1793; Neue Ausgabe 1800), eine Auswahl von 97 Geschichten mit sittlichem Hintergrunde und nach den Darstellungen der damals besten Volksschriftsteller, wie R. Z. Becker, Campe, v. Rochow, Salzmann, Zerrenner u. A.; „Kleine auserlesene liturgische Bibliothek“ (1. u. 2. Bdchn., 1793), eine Sammlung von Formularen für geistliche Amtshandlungen bei der Taufe, in Betstunden, am Krankenbette u. s. w.; „Zeitung für Landprediger und Schullehrer“ (2 Jahrgänge, 1793–94), ein Unternehmen, das, ebenso wie das vorhergenannte, nach Pfaff’s Tode von dem Garnisonprediger Chr. Ludw. Ehregott Credner in Gotha noch einige Jahre fortgesetzt wurde, und: „Gebetbuch für Bürger und Bauersleute“ (1793; 2. Aufl. 1802). Außerdem war er Mitarbeiter an J. R. G. Beyer’s „Allgemeinem Magazin für Prediger“ und an den „Gothaischen gelehrten Zeitungen“. – Was er im Schuldienste und durch seine Bücher verdiente, theilte er mit seiner Schwester und seiner unterdeß verwittweten Mutter; unter der beständigen geistigen Anstrengung aber litt seine Gesundheit immer mehr, so daß er bereits am 9. Februar 1794, erst 29 Jahre alt, aus dem Leben schied, zum aufrichtigen Bedauern Aller, die sein anspruchsloses Wesen und seinen anregenden Umgang schätzen gelernt hatten.

Fr. Schlichtegroll’s Nekrolog auf d. J. 1794. 2. Bd. S. 286–289. – Hirsching, Histor.-litterar. Handbuch. 7. Bd. 2. Abthl. S. 99. – S. Baur, Neues Histor.-Biogr.-Literar. Handwörterbuch. 4. Bd. Sp. 321. – Meusel, Lexikon. – Rotermund zu Jöcher. – H. Döring, Die gelehrten Theologen Deutschlands im 18. u. 19. Jahrh. 3. Bd. S. 267 f. – Ersch u. Gruber’s Encyklopädie. 3. Sect. 20. Thl. S. 103b–104a (H. Döring). – A. Beck, Ernst II., Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg. Gotha 1854. S. 137. – Vgl. auch: Intelligenzblatt d. Neuen allgem. deutschen Bibliothek. 1794. Nr. 16. S. 131.