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Artikel „Peters, Carl Friedrich“ von Julius Opel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 23–25, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Peters,_Carl_Friedrich&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 18:43 Uhr UTC)
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Peters: Carl Friedrich P., Musikalienhändler in Leipzig, geboren am 30. März 1779, erwarb im J. 1814 die von Franz Anton Hoffmeister und Ambrosius Kühnel am 1. December 1800 unter der Firma: „Bureau de musique Hoffmeister & Kühnel“ gegründete Musikalienverlagshandlung und [24] änderte die Firma gleichzeitig in „C. F. Peters, Bureau de musique“, unter welchem Namen der Verlag noch jetzt geführt wird. – Nach seinem Tode (1827) ging das Geschäft zunächst auf seine Tochter Anna Peters über, und wurde am 1. November 1828 an Carl Gotthelf Siegmund Böhme verkauft, welcher bis 1855 Inhaber war. In den Jahren 1855–1860 wurde der Verlag, laut testamentarischer Bestimmung Böhme’s, als Wohlthätigkeitsstiftung von der Stadt verwaltet und dann von Julius Friedländer in Berlin erworben; 1863 trat Dr. Max Abraham aus Danzig als Theilhaber ein; das Geschäft wurde zunächst in Berlin und Leipzig weitergeführt, bis 1880 Friedländer ausschied und man gleichzeitig die Berliner Niederlassung aufgab. 1894 nahm Dr. Abraham seinen Neffen Henri Hinrichsen aus Hamburg als Socius auf, der nach dem am 8. December 1900 erfolgten Tode seines Onkels alleiniger Inhaber der Firma wurde.

Die Gründer des Verlages waren beide, Hoffmeister sowohl wie Kühnel, Musiker von Fach und als solche Freunde und Kenner classischer Musik. Dieses wurde bestimmend für ihre ersten Publikationen; sie wiesen mit der Herausgabe von Werken Bach’s und Mozart’s zugleich aber auch die Wege, welche der Verlag bis zum heutigen Tage getreulich weiter verfolgte. Ein Streichquartett von Mozart war Verlags-Nr. 1, Bach’s wohltemperirtes Clavier erster Band Verlags-Nr. 53; bald folgten unter Mitarbeit des Musikgelehrten J. N. Forkel weitere Werke des Thomas-Kantors, und wurden in dieser Ausgabe erstmalig zuverlässige Lesarten Bach’scher Compositionen geboten. Von den lebenden Meistern war es vor allem Beethoven, um dessen Werke sie warben. Sein erster Brief vom 15. December 1800, mit der Anrede: „Geliebtester Herr Bruder“, beweist schon, wie sehr er seinem Kunstgenossen Hoffmeister zugeneigt war; er vertraute ihm denn auch sein Septett op. 20, die Symphonie op. 21, sowie das Clavierconcert op. 19 und die Sonate op. 22 zum Verlage an.

Von den Nachfolgern Peters’ und Böhme’s wurde im gleichen Sinne weitergebaut, von ihnen wurden, aus dem schier unerschöpflichen Nachlaß Johann Sebastian Bach’s unter Mithülfe von Czerny, Griepenkerl u. s. w., immer neue Schätze zu Tage gefördert; ferner gaben sie in geschlossenen Reihen neu heraus Händel’s und Mozart’s Claviercompositionen; Haydn’s und Mozart’s Streichquartette u. s. w. – So ging es im ruhigen Tempo weiter, bis der Verlag in den sechziger Jahren dank dem glänzenden Unternehmungsgeist Max Abraham’s einen ungeahnten Aufschwung nahm. Er erkannte die Bedeutung der in diese Zeit fallenden Erfindung der lithographischen Notendruckschnellpresse. Mit ihrer Hülfe wollte er die Werke der Classiker, welche bis jetzt nur kleinen Kreisen zugänglich sein konnten, allen Musikliebenden erschließen. „Und wie er wollt’, so konnt’ er’s“. Die „Edition Peters“ (mit Rücksicht auf die internationale Verbreitung wurde dieser Titel gewählt), deren erste Bände November 1867 erschienen, bot nunmehr in rascher Folge, in guter Ausstattung und sorgfältigster Revision zu so billigen Preisen, wie man sie vorher weder gekannt, noch für möglich gehalten hatte, die Clavierwerke der Classiker, ihre Kammermusik, Opern in Clavierauszügen, Studienwerke und Liedersammlungen u. s. w. Eine dieser Hauptpublikationen war das später von Max Friedlaender neu revidirte sogenannte Schubert-Album, das in einem Bande die schönsten und bekanntesten Gesänge des Meisters vereinte. Nachdem die Classiker vollständig vorlagen im Original wie in guten Bearbeitungen, und auch die Werke von Chopin, Mendelssohn und Schumann Allgemeingut geworden waren, sah es die Verlagshandlung als erste Pflicht an, die Ausgaben immer mehr und mehr zu vervollkommnen, sowohl inbetreff [25] der Revision wie der Ausstattung, eine Aufgabe, an der stetig weitergearbeitet wird. Der Katalog der „Edition Peters“, welcher z. Z. mehr als 3000 Nummern aufweist, zeigt, daß über den Classikern aber auch die Lebenden nicht vernachlässigt wurden; aus der stattlichen Meistergalerie seien nur Brahms, Grieg (welcher als treuer Freund des Hauses mit sämmtlichen Werken vertreten ist), Liszt, Moszkowski, Reger, Rubinstein und endlich der viel umstrittene Hugo Wolf erwähnt. – In neuester Zeit fanden einige Publikationen durch ihre Eigenart besonderes Interesse, so die erste deutsche Orchesterpartitur von Bizet’s „Carmen“, die von Richard Strauß ergänzte Instrumentationslehre von Berlioz, Mahler’s 5. Symphonie, der Clavierauszug zu E. T. A. Hoffmann’s „Undine“, wie vor allem das auf Veranlassung des deutschen Kaisers herausgegebene Volksliederbuch, eine Sammlung von 610 Chören, welche von einer besonders dazu erwählten Commission unter Vorsitz Seiner Excellenz des Freiherrn Rochus v. Liliencron und unter Mitwirkung der ersten Fachmusiker zusammengestellt und bearbeitet wurde. In engster Beziehung zur „Edition Peters“ steht die „Musikbibliothek Peters“. Dieses 1894 von Max Abraham gegründete und laut testamentarischer Bestimmung nach seinem Tode von der Stadt verwaltete Institut steht als musikalische Privatbibliothek in Deutschland wohl einzig da. Wenn durch Max Abraham’s ganze verlegerische Thätigkeit ein ideeller Zug geht, so ist diese seine Schöpfung eine völlig ideale und zugleich ein bleibendes, ehrendes Denkmal für den Gründer.