Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Noorden, Karl von“ von Gustav Buchholz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 768–772, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Noorden,_Karl_von&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 02:02 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Nonne, Ludwig
Nächster>>>
Iselin, Isaak
Band 23 (1886), S. 768–772 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Carl von Noorden (Historiker) in der Wikipedia
Carl von Noorden in Wikidata
GND-Nummer 117054453
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|23|768|772|Noorden, Karl von|Gustav Buchholz|ADB:Noorden, Karl von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117054453}}    

Noorden: Karl Friedrich Johann von N., Historiker, geboren am 11. September 1833 in Bonn, † am 25. December 1883 in Leipzig. N. entstammte einem friesischen Geschlechte, das seinen Ursprung aus der Stadt Norden herleitet. Die letzten Generationen der Familie hatten ihren Wohnsitz in Holland gehabt. Sein Vater, Johannes v. N., hatte als Officier im preußischen Heere gedient und sich später in Bonn niedergelassen. Als ein Achtzehnjähriger bezog Karl v. N. im Herbste 1851 die Universität seiner Vaterstadt, die er 1853 für zwei Semester mit Marburg vertauschte. Er war ursprünglich als Jurist immatriculirt, aber ein Fachstudium vermochte seinen Geist nicht auszufüllen. Mit Eifer hörte er die Vorlesungen des alten Arndt, Dahlmann’s, Löbell’s, Simrock’s und des jungen Kunsthistorikers Anton Springer, der damals in seinen ersten Docentensemestern stand. Bald hier, bald dort suchte er seinen Anker auszuwerfen, und nach mannigfachen Ausflügen auf das Gebiet der Philosophie, der Musik, der Geschichte und Kunstgeschichte, der Sprachen und Litteraturen, landete er endlich auf der ehrwürdigen Spracheninsel des Sanskrit. Seine Lehrer waren Gildemeister in Marburg und Haug in Bonn. Es galt ihm, auf dem Wege vergleichender Mythologie die Entwickelung des Gottesbegriffes bei den Indogermanen zu verfolgen, und in seiner Dissertation (1855) legte er die erste Frucht dieser Studien nieder. (Der Titel lautet: „Symbolae ad comparandam mythologiam vedicam cum mythologia germanica imprimis pertinentes ad pugnam Dei aestivi cum dracone. Adjectis nonnullis Rigvedae hymnis e libro VIII, IX et X typis nondum impressis ad Demu Indram.“ Bonnae 1855.) Aber auch auf diesem Gebiete hielt es ihn nicht für immer. Zwar wandte er sich nach seiner Promotion, um seine sprachwissenschaftlichen Studien zu ergänzen, für acht Monate nach Paris und trat hier zu Renan in Beziehungen, aber ein Aufenthalt in Berlin im Jahre 1856 führte eine entscheidende Wendung in der Richtung seiner Studien herbei. Die mächtige Persönlichkeit Ranke’s war es, welche hier seinem ungemessenen Forschungstrieb endgültig die Bahnen anwies, denen er von da an mit nimmer müdem Eifer treu blieb. Mit Begeisterung hörte er Ranke’s Vorlesungen und genoß seinen vertrauten persönlichen Verkehr, an seinen historischen Uebungen hat er nicht mehr Theil genommen. Nun folgten, nachdem er im Jahre 1857 sich in Bonn ein eigenes Heim gegründet, lange Jahre des stillen und gesammelten historischen Studiums, ohne daß daneben die alten litterarischen und musikalischen Interessen vernachlässigt wären. Gerade diesen Jahren entstammen mehrere eigene Dichtungen („Die Sage von Helgi“, „Die Braut vom Liebenstein“) und eine ganze Reihe von Artikeln für die Deutsche Musikzeitung. Als dann im Herbste 1861 Heinrich v. Sybel als Dahlmann’s Nachfolger nach Bonn kam, trat N. zu ihm in die nächsten persönlichen Beziehungen: ihm verdankte er neben Ranke das Meiste für die Ausbildung seiner eigenen historischen Forschungsmethode. Mehr und mehr vertiefte er sich nun in einzelne Fragen und Probleme. Schon aus seiner kleinen anonymen politischen Flugschrift: „Die Parität in Preußen und die ultramontane Partei“ (Düsseldorf 1862) spricht der Historiker, der das Verständniß der gegenwärtigen Erscheinungen durch die Erkenntniß ihres Zusammenhangs mit der Vergangenheit zu vermitteln sucht. Im folgenden Jahre aber trat der Dreißigjährige mit einer [769] größeren gelehrten Monographie „Hinkmar, Erzbischof von Rheims. Ein Beitrag zur Staats- und Kirchengeschichte des westfränkischen Reiches in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts“ (1863) an die Oeffentlichkeit und habilitirte sich gleichzeitig an der Bonner Universität. Seine Studien hatte er neben älterer deutscher Verfassungsgeschichte vornehmlich der neueren englischen Geschichte zugewendet. Auf beiden Gebieten arbeitete er damals, wie Maurenbrecher erzählt, gleichmäßig und gleichzeitig weiter und so hat er es auch später gehalten: das deutsche Mittelalter und die europäische Geschichte im Beginne des achtzehnten Jahrhunderts, in ihrem Centrum die englische Geschichte, waren bis zuletzt die Angelpunkte seiner Forschung. Daneben interessirte ihn insbesondere der Entwicklungsgang der preußischen Monarchie. In seinen letzten Jahren beschäftigte ihn wiederholt der Gedanke, der Geschichte des Königs Friedrich Wilhelm I. ein eingehenderes Studium zuzuwenden. Es ist zu bedauern, daß es ihm nicht vergönnt war, die Resultate seiner vielseitigen und tiefeindringenden mittelalterlichen Studien schriftstellerisch zu verwerthen: nur in seinem Colleg über die „Geschichte des Kaiserthums und Papstthums im Mittelalter“ und vor Allem in den seminaristischen Uebungen hat er sie vor seinen Schülern entwickelt. Dagegen hat er seine englischen Studien schon frühzeitig in mehreren Aufsätzen der Historischen Zeitschrift von Sybel (Bd. 13. 14. 17) niedergelegt, die zu dem Besten gehören, was er geschrieben hat. Aus ihnen erwuchs, indem er Schritt für Schritt seine Aufgabe erweiterte, der Plan zu seinem großen, leider unvollendeten Werke, der „Europäischen Geschichte im achtzehnten Jahrhundert“. Es war seine Absicht, die leitenden Ereignisse der europäischen Politik während der ersten vierzig Jahre des achtzehnten Jahrhunderts im Zusammenhange darzustellen, aber nur ein kleiner Bruchtheil dieser in dem Umfange, in welchem er sie plante, gewaltigen Aufgabe liegt bewältigt vor: die ersten drei Bände der Geschichte des spanischen Erbfolgekrieges, welche den Faden der Erzählung bis zu den ergebnißlosen Friedensverhandlungen des Jahres 1710 führen. Zu einem vierten Bande, welcher den Erbfolgekrieg abschließen sollte, hat sich im Nachlasse nur die Sammlung des Materials vorgefunden.

Den ersten Band der europäischen Geschichte veröffentlichte N. im Jahre 1869. Kurz vorher (1868) war er als ordentlicher Professor der Geschichte nach Greifswald berufen. Er war auf der Höhe seines Lebens und seines Schaffens angelangt. Reiche Erfolge fielen ihm von da an ungesucht in den Schooß. Die deutschen Universitäten warben um seinen Besitz. Nur fünf Semester lehrte er in Greifswald, dann berief ihn Marburg im Jahre 1870. Auch hier blieb er nicht länger als zwei und ein halbes Jahr. Schon im April 1873 folgte er einem Rufe nach Tübingen, einen weiteren Ruf nach Breslau, nachdem er kaum in Tübingen heimisch geworden, lehnte er ab. Als dann aber in Bonn durch Sybels Fortgang nach Berlin dessen Stelle frei wurde, vermochte er dem an ihn gerichteten Rufe nicht zu widerstehen, er kehrte (Ostern 1876) in seine Vaterstadt zurück, wo damals seine kranke Mutter noch lebte, der er stets ein treuer aufopfernder Sohn gewesen. Aber nur zwei Semester blieb er dort: nach Wuttke’s Tode erging im Sommer 1876 der Ruf nach Leipzig an ihn. Hier hat er von Ostern 1877 an eine reiche Wirksamkeit entfaltet, hier glaubte er sein bleibendes Heim gefunden zu haben. Seine Vorlesungen gehörten zu den besuchtesten, sein Seminar war stets überfüllt, der Kreis seiner Schüler wuchs von Jahr zu Jahr. Daneben arbeitete er an seiner europäischen Geschichte, von der ein zweiter Band im Herbste 1873 erschienen war, rüstig fort und hielt nach alter Gewohnheit in verschiedenen deutschen Städten öffentliche Vorträge vor einem größeren Publicum, die sich stets eines großen Beifalls erfreuten. [770] (Gesammelt und herausgegeben sind sie von Maurenbrecher, 1884.) Aber sein starker Geist wohnte in einem schwachen Körper. Sorge für seine Person, für seine Gesundheit, hatte er, wo sein Beruf in Frage kam, nie gekannt. Auf die Dauer jedoch hielt sein Körper den Anstrengungen, die er ihm zumuthete, nicht Stand. Nur ein einziger ordentlicher Professor der Geschichte war neben ihm angestellt, auf den Schultern beider Collegen ruhte die ganze Last aller historischen Examina einer zahlreichen Studentenschaft. Daneben arbeitete der rastlose Mann immer neue Vorlesungen aus und widmete dem historischen Seminar, das er begründet hatte, die angespannteste Arbeitskraft. Im Frühjahr 1882 brach er zuerst zusammen, ein örtliches Leiden warf ihn nieder. Das Urtheil der Aerzte zwang ihm einen Urlaub für das ganze Sommersemester auf. Bitter war ihm der Entschluß dazu, aber er hoffte, seine erschlaffte Arbeitskraft wiederzugewinnen. Einen Theil der unfreiwilligen Muße benutzte er, um die Drucklegung des dritten Bandes seiner europäischen Geschichte zu vollenden, der im Juni 1882 ausgegeben wurde. Noch zwei Semester hat er dann gelehrt und gearbeitet, aber seine „miserable Leiblichkeit“, wie er selbst spottend klagte, hemmte ihn auf Schritt und Tritt. Ohne wesentliche Unterbrechung. aber häufig unter den heftigsten Schmerzen führte er sein letztes Colleg, die „Geschichte des deutschen Kaiserthums im Mittelalter“, bis in die Zeit der Staufer. Am 13. Juli 1883 las er zum letzten Mal. Dann warf ihn ein unheilbares Leiden (Aktinomykose) auf ein schmerzenreiches Krankenlager. In der Nacht vom ersten zum zweiten Weihnachtstage 1883 ist er entschlafen.

Die Abwesenheit einer eigentlichen historischen Schule für seinen eigenen Bildungsgang hat N. des Oefteren selbst betont. Stets aber bekannte er daneben mit Stolz und Freudigkeit Anregung, Richtung und Ziel seiner historischen Forschung durch keine Geringeren als Ranke und Sybel empfangen zu haben. Ranke’s exacte kritische Methode war ihm sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen. Kräftig handhabte er sie im Kleinen wie im Großen. Aber über dem kritischen Handwerk vergaß er nicht die eigentlichen Aufgaben des Historikers, auch darin dem Vorbilde seines Meisters getreu. Man kann nicht besser charakterisiren, was ihm bei seiner eigenen Geschichtsschreibung als Ideal vorschwebte, als indem man die Worte wiederholt, in welchen er die Summe der Ranke’schen Vorzüge zieht: „Eine ebenso kritisch exacte wie breit angelegte Forschung, dazu eine tiefgreifende und bedeutsam reflectirende Erfassung des inneren Gehaltes von Persönlichkeiten und Ereignissen, endlich eine durchgängig von Geist und Leben sprudelnde Behandlung der darstellenden Form; bei jeder einzelnen Wendung die Aufmerksamkeit fesselnd und durchaus originell“. Fast ausschließlich in seiner Geschichte des spanischen Erbfolgekrieges auf gleichzeitiges diplomatisches Material zurückgreifend und damit ein neues Licht über diese ganze, bisher vernachlässigte Periode verbreitend, hat N. den gewaltigen Quellenstoff zugleich schriftstellerisch mit Meisterschaft bewältigt. Mit großer Kunst baut sich seine Darstellung auf. Es war keine leichte Aufgabe in dem Gewirr politischer und militärischer Ereignisse, welche eine Geschichte des spanischen Erbfolgekrieges zu erzählen hat, das einheitliche Centrum der Darstellung festzuhalten. Dieses Centrum war für N. die allgemeine europäische Politik. Vorwiegend danach, ob die einzelnen Mächte und Staatengruppen in den großen Fragen der europäischen Politik die entscheidende Rolle spielen, hat er den Umfang und das Interesse bemessen, welches sie in seiner Darstellung zu beanspruchen haben. Daneben hatte er auch auf die stilistische Form der Darstellung einen Hauptnachdruck gelegt. Es kam ihm, alles in Allem, darauf an, mit seiner europäischen Geschichte über den engeren Kreis der Fachgelehrten hinaus zu wirken, aber man wird sagen müssen, daß ihm das trotz aller angedeuteten schriftstellerischen Vorzüge nur in beschränktem [771] Maße gelungen ist. Dazu war sein Werk zu groß angelegt, seine Darstellung zu gedankenschwer, an den Leser den Anspruch angestrengter geistiger Mitarbeit erhebend. Der Stil ist getragen, dabei knapp und gedrungen, die Sprache energisch und edel, zugleich aber mehr, als man wünschen möchte, gefeilt und pointirt. Unablässig – und zwar, wie hervorzuheben ist, in späteren Jahren mehr als in früheren – sieht man den Autor mit der charakteristischen Gestaltung des Ausdrucks ringen: es ist, als ob die Fülle der zuströmenden Gedanken sich nur widerwillig in das gedrungene Satzgefüge einordne. In dem Streben „bei jeder einzelnen Wendung die Aufmerksamkeit des Lesers zu fesseln“ ist N. entschieden zu weit gegangen, eine reine und ungekünstelte Harmonie von Form und Inhalt hat er deshalb nur selten erreicht, zumeist an solchen Stellen, wo ihm ein künstlerisches Versenken in seinen Stoff gestattet war, ich meine die vielbewunderten Charakteristiken und Schlachtenschilderungen.

Große Erfolge hat N. als akademischer Lehrer erlangt. Seine Bedeutung auf diesem Gebiete lag in der Tiefe seiner Persönlichkeit begründet. Er gab vor Allem sich selbst, seinen ganzen inneren Menschen. Nicht darum war es ihm hauptsächlich zu thun, seinen Schülern positives Wissen zu vermitteln, sondern ihnen eine Fülle persönlicher und darum lebendiger Anregungen zu bieten. Er war sich dieses Grundzuges seiner Lehrmethode sehr wohl bewußt. „Meine Stärke, schrieb er einmal in einem Briefe, liegt nicht in dem Positiven, dem Sachlichen, was ich als zu Erlernendes gebe, sondern in der Anregung, die ich aus eigener Erregung heraus zu ertheilen vermag“. Worauf es ihm bei seinen Vorlesungen ankam, war einerseits, den politischen Gedanken klar darzulegen, andererseits seine Zuhörer in das Verständniß der menschlichen Persönlichkeiten einzuführen. Auch hier, wie in seinen historischen Schriften floß der Strom der Erzählung nicht in behaglicher Breite dahin, gedrungen vielmehr und zielbewußt arbeitete die Darstellung stets einem bestimmten Endpunkte zu. Auch die Sprache zeigte dasselbe Streben nach charakteristischer Formung des Ausdrucks wie sein geschriebenes Wort, aber was hier dem Leser fremdartig und gesucht erscheinen mochte, das übte gesprochen und von der Persönlichkeit des Redners getragen, einen ganz eigenartigen Reiz aus. „Aus eigner Erregung heraus“, selbst von seinem Gegenstande gepackt, mit erhobener Stimme und in getragenem Stil, am rechten Ort voll patriotischer Wärme, sprach er mit jener eindringlichen Energie, mit jener überzeugungsvollen Wucht, die ihre Wirkung auf die empfänglichen Gemüther seiner Hörer nicht verfehlte. – Noch größeren Nachdruck als auf die Vorlesungen legte N. auf die seminaristischen Uebungen, für die ihn eine unvergleichliche pädagogische Begabung besonders befähigt machte. Um die Förderung der historischen Seminare auf den deutschen Universitäten hat er sich auch über den Kreis seiner persönlichen Wirksamkeit hinaus dauernd verdient gemacht. Er ging von der Ueberzeugung aus, daß diese Uebungen erst dann recht ersprießlich sein könnten, wenn in ihnen alle Theilnehmer gleichmäßig zu gemeinsamen Arbeiten herangezogen würden. Vorbedingung einer solchen Handhabung war aber die Möglichkeit einer für alle gleichmäßigen Vorbereitung und darum lag es ihm vor Allem am Herzen, ein gemeinsames Arbeitszimmer mit Bibliothek für seine Schüler zu haben. Ihm gebührt das Verdienst, diese Einrichtung, welche sich zweifelsohne mit der Zeit überall Eingang verschaffen wird, zuerst an unseren Universitäten eingeführt zu haben. Schon in Marburg hatte er auf eigene Hand in seiner Privatwohnung ein Zimmer für das Seminar hergerichtet, in Tübingen erreichte er die Bewilligung von Geldmitteln zu einer kleinen Bibliothek, aber erst in Bonn und Leipzig war es ihm vergönnt, seine Idee vollständig in’s Leben zu führen. Besonders das Leipziger Seminar, durch die Munificenz der sächsischen Regierung mit äußeren Mitteln glänzend ausgestattet und von Jahr [772] zu Jahr erweitert und vermehrt, entsprach seinen Wünschen auf das Vollkommenste. Hier hat er mit dem Einsatz aller seiner Kräfte gewirkt und gearbeitet bis zum endlichen Unterliegen. Mit Begeisterung hing er an diesem Zweige seiner Thätigkeit und man darf sagen, daß er hier sein Bedeutendstes geleistet hat. Ohne eine Schulhaupt zu sein, hat N. doch einen weiten Kreis von Schülern besessen, die mit dankbarer Verehrung zu dem selbstlosen Manne aufblickten. In ihrem Kreise regte sich gleich nach seinem Tode der Gedanke, ihm ein Denkmal in den Räumen des zuletzt von ihm gegründeten Institutes zu setzen. Professor Kopf in Rom, der den Verstorbenen gekannt hatte, übernahm die Ausführung einer Büste, und er hat die dankbare Aufgabe, diese feinen und edlen Züge im Marmor zu neuem Leben zu erwecken, in vorzüglicher Weise gelöst. Am 12. Juli 1885 fand die Uebergabe der Büste an das historische Seminar zu Leipzig statt.

Worte gesprochen am Sarge des Dr. Karl v. Noorden am 28. und 29. December 1883, Leipzig (1884). – Nachruf von Georg Voigt im Leipziger Tageblatt vom 4. Januar 1884, von G. Buchholz in den Grenzboten 1884, I S. 223–231, von Georg Ebers in Ueber Land und Meer, Bd. 51 Nr. 18, von Wilh. v. Giesebrecht in den Sitzungsberichten der philos.-philol. u. histor. Cl. der k. bayr. Akad. der wissensch., Jahrg. 1884, S. 259–263. – Lebensskizze von W. Maurenbrecher als Einleitung zu den von ihm herausgegebenen Histor. Vorträgen Noordens (Leipzig 1884). Dort auch ein Porträt und ein Verzeichniß sämmtlicher Schriften und Aufsätze Noordens.