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Artikel „Nihus, Barthold“ von Georg Westermayer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 699–700, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nihus,_Berthold&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:59 Uhr UTC)
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Nihus: Barthold N., Weihbischof zu Erfurt, ist nach seiner eigenen Aussage zu Holtorf in Niedersachsen (sonst findet man als seinen Geburtsort meist Wolpe angegeben) im J. 1589 von armen Eltern geboren. Die Anfangsgründe der Wissenschaften machte er sich zu Verden und Goslar eigen; später begab er sich an die Hochschule zu Helmstädt, wo er von Cornelius Martini als Famulus angenommen wurde. Im J. 1612 Magister geworden wollte er Theologie studiren, allein die bekannten Streitigkeiten zwischen den theologischen Lehrern dieser Universität verleideten ihm hier das Studium und so ergriff er gern die Gelegenheit, zwei adelige Jünglinge als Präceptor nach Jena zu begleiten. Nicht lange hernach wurde er an den Hof zu Weimar berufen, um die Erziehung der Prinzen zu leiten und soll dort noch den berühmten Bernhard von Sachsen-Weimar zum Schüler gehabt haben, dem er noch in späteren Jahren ein ehrendes Epigramm widmete. Zweifel über die Zulässigkeit der freien Schriftauslegung bestimmten ihn, seiner eigenen Angabe nach, Weimar zu verlassen und in Köln seinen Wohnsitz zu nehmen. In dieser Stadt trat er im J. 1622 zur katholischen Kirche über und schrieb alsbald an die Helmstädter Professoren Calixt und Hornejus einen Brief, worin er die Beweggründe seines Bekenntnißwechsels darlegte. Damit war der nächste Anlaß gegeben zu den zahlreichen Streitschriften, die N. fortan mit Calixt und Hornejus und deren Anhängern wechselte. So veröffentlichte er 1632 die Aufsehen erregende Schrift: „Ars nova, dicto scripturae unico lucrandi e pontificiis plurimos“, worauf Calixt seine ebenso merkwürdige Erwiderung: Digressio de arte nova contra Nihusium an das Licht treten ließ. – Im J. 1629 erhielt N. die Abtei Ilefeld, welche dem Hause Braunschweig entzogen worden war, allein bald bemächtigten sich die Schweden seines Klosters, infolge dessen er nach Amsterdam flüchten mußte. Dort lebte er mehrere Jahre in gelehrtem Umgang mit Gerhard Johann Vossius, der ihn öfter in seinen Briefen anerkennend erwähnt. Auch mit Ferdinand von Fürstenberg und Jakob Balde stand er, wie sich aus mehreren ihrer Gedichte ergiebt, in freundschaftlichem Verhältnisse. Auf poetischem Gebiete machte er sich durch eine Sammlung von Epigrammen der bedeutendsten Dichter dieser Gattung verdient („Epigrammata disticha poetarum latinorum“, Coloniae 1642). Seine ein Jahr früher erschienenen eigenen Sinngedichte („Epigrammatum libri duo“, ibid.) lassen öfters den Stachel vermissen. – Nach Deutschland zurückgekehrt, ging N. nach Mainz, reiste 1654 nach Ingolstadt, um dem Erzbischof Johann Philipp von Schönborn über das Weltpriesterinstitut des Bartholomäus Holzhauser († am 20. Mai 1658 zu [700] Bingen) Bericht zu erstatten, und starb als Weihbischof für Erfurt ebendaselbst am 10. März 1657.

A. Räß, Die Convertiten, Bd. V, S. 97. – Mehrere biogr. Notizen auch bei Calixt, Digressio de arte nova, Jöcher, Bayle u. a. – Stintzing, Gesch. d. deutsch. Rechtswissensch., 2. Abth., im Index v. Neuhaus.