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Artikel „Nigrinus, Theobald“ von Richard Otto Zoepffel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 698–699, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nigrinus,_Theobald&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 18:18 Uhr UTC)
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Nigrinus: Theobald N. (Nigri, Niger), einer der Mitbegründer der Reformation in Straßburg. Er hieß ursprünglich Schwartz, war zu Hagenau geboren, trat in den Dominicanerorden, widmete sich dann der Erziehung von Findelkindern im Kloster Stefansfelden, ging hierauf (1523?) nach Straßburg. Wol schon vorher hatte er das Ordensgewand – ohne Dispens der Vorgesetzten – abgelegt. In Straßburg trat er in nähere Beziehungen zu Matthis Zell, dem Leutpriester an der Münstergemeinde, der bereits mit der reformatorischen Predigt begonnen hatte, und wagte es als Helfer des Zell am 17. Febr. 1524 zum ersten Male im Münster die Messe in deutscher Sprache zu lesen, sowie das Abendmahl unter beiderlei Gestalt auszutheilen. Dem die Bestrafung des N. fordernden bischöflichen Vicar schenkte der Rath kein Gehör, bewies dem Angeklagten vielmehr sein Wohlwollen, indem er die von der Gemeinde zu Alt St. Peter (am 29. Febr. 1524) vollzogene Wahl desselben zu ihrem Pfarrer bestätigte. Als solcher ist er mit einer kurzen Unterbrechung – vom Juli 1531 bis zum Frühling 1532 hat er in Augsburg auf Bitten des dortigen Rathes an der Seite seines Freundes Wolfgang Musculus gewirkt – mehr als 25 Jahre an der Alt St. Peter-Gemeinde thätig gewesen. Nachdem aber 1550 infolge des Interims das Gotteshaus, in dem N. bisher gepredigt, [699] den Katholiken zur ausschließlichen Benutzung überlassen worden war, lebte derselbe einige Jahre in Straßburg ohne amtliche Thätigkeit. Diese ward ihm erst 1553 wieder zu Theil, als der Tod des Reformators Hedio die Stelle eines Predigers an der Dominicanerkirche erledigte. Jedoch schon im nächsten Jahre vertauschte er sie mit der eines Pfarrers zu St. Aurelien. Als hochbetagter Greis starb N. 1561, nachdem er noch die Freude gehabt hatte, die von den katholischen Geistlichen verlassene Alt-St. Peter-Kirche in einem feierlichen Gottesdienste dem evangelischen Cultus zurückzugeben. Der Sache der Straßburger Reformation hat er nicht blos durch seine trefflichen Predigten und seine treue Seelsorge erhebliche Dienste geleistet, sondern auch durch seine eifrigen Bemühungen um die Neugestaltung des Gottesdienstes. Sein eigenmächtiges und stürmisches Vorgehen gegen die Heiligenbilder und Altäre im J. 1529 brachte ihn in einen vorübergehenden Conflict mit dem Rath, der ihm für sein Benehmen eine scharfe Rüge ertheilte.

Strobel, Geschichte der Kirche zum Alten-St. Peter, Straßburg 1824. – Roehrich, Geschichte der Reformation im Elsaß, Straßburg 1830–1832.