ADB:Neander, Joachim (lutherischer Theologe)

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Artikel „Neander, Joachim (lutherischer Theologe)“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 326–327, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neander,_Joachim_(lutherischer_Theologe)&oldid=- (Version vom 27. April 2024, 04:44 Uhr UTC)
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Neander: Joachim N., eigentlich Nigemann, war der zweite lutherische „Superattendent“ der Stadt Stade und spielt dadurch in der noch wenig aufgeklärten Geschichte der Reformation im Erzbisthum Bremen eine nicht unbedeutende Rolle. Seine Stellung war verdunkelt durch gelehrte Irrwege des vorigen Jahrhunderts, nach denen bis 1862 hin überhaupt Stader Superintendenten geleugnet wurden, und durch Verwechselung mit seinem gleichnamigen Sohne. Er starb 1556. Geboren war er in Wismar, studirte in Rostock, später noch in Wittenberg, wo er Doctor geworden zu sein scheint. Melanchthon empfahl ihn wegen seiner Reinheit, Ehrenhaftigkeit, Gelehrsamkeit und Mäßigung (magna moderatio in omnibus) 1551 an Hardenberg (s. A. d. B. X, 558), dieser wieder an den Stader Rath. Nach Schröder’s Wismarischer Kirchenhistorie hatte er schon viele Jahre als Prediger und Pastor gewirkt. Wann er in Stade ein Kirchenamt fand, ist nicht sicher, als Superattendent genannt wird er 1555, wahrscheinlich trat er sofort als Nachfolger des Ostern 1553 verstorbenen Superattendenten Johannes Osenbrügge ein. Zugleich war er Pastor an der Burgkirche St. Pancratii. Da auch der sonst unbekannte und nachher verschollene jugendliche Freund Ulrich v. Hutten’s in Rostock, Joachim Nigemann, aus Wismar stammte, so leidet es kaum einen Zweifel, daß dieser von Wismar nach Wittenberg gegangen und dort seinen Namen in Neander gräcisirt habe, als er sich der Reformation zuwandte. Hutten hatte sich auf seiner Flucht vor Wedege Lötz in Rostock 1509 zuerst an N. um Hülfe gewandt, da jener auch in Greifswald (Pomerias per oras) ihm genannt war, und widmete ihm das neunte Tetrastichon in der Epistola ad sedecemviros Gymnasii Rostochiensis und die vierte Elegie [327] im ersten Buche Querelarum. In Rostock war N. noch Philosoph, nicht Theologe; 1490 wurde er nach der Artistenmatrikel baccalarius, 1492 Magister. In der Stade’schen Kirchengeschichte ist er oft mit seinem Sohne Joachim N. II. verwechselt, der 1582 dort Diakonus zu St. Cosmä, 1586–1627 oder 1628 Pastor zu St. Pancratii und seit 1602 zugleich Senior ministerii war, welcher Stelle damals schon die Superintendenturfunctionen oblagen. Er war wiederholt in kryptocalvinistische Streitigkeiten verwickelt und verleugnete seine Hinneigung zu den Reformirten nicht.

Krause, Archiv des Stader Vereins f. Gesch. etc. I, 155. Schlichthorst, Beyträge zur Erläuterung der etc. Gesch. der Herzogth. Bremen und Verden, II, 215 und 220; wo die zum Theil sehr entlegenen älteren Quellen. Ed. Böcking, Hutteni opera I, p. 10 und III, p. 28. Krabbe, Univ. Rostock, nennt Nigemann nicht.