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Artikel „Osenbrügge, Johannes“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 462–463, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Osenbr%C3%BCgge,_Johannes&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 22:22 Uhr UTC)
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Osenbrügge: Johannes O., in dessen Leben manches Dunkel herrscht, starb als erster lutherischer Superintendent in Stade 1553. Er ist in die Reformationswirren Hamburgs und Lübecks verflochten, doch sind die Einzelheiten seines Wirkens mühsam zu sammeln. Zwischen 1509 und 1517 kommt er als Prämonstratenser zu St. Georg in Stade und in einer Antoniusbrüderschaft vor, welcher der ganze Convent angehörte. Dieser löste sich bald auf, die Mönche wurden wohl meist, wie Johann Hollmann (Bd. 12, S. 759), reformatorische Prädicanten. O. wird sicher der am 3. März 1520 in Wittenberg immatriculirte „Fr. Joannes de Stadis dioc. Bremen, ordinis premonstraten.“ sein. Vermuthlich ist er auch der in Hamburg zwischen 1521 und 1523 die Reformation beginnende „weiße Mönch, Herr Johann Widenbrügge“, der sonst nirgend zu finden und wahrscheinlich in Gisecke’s Hamburger Chronik nur verschrieben ist, namentlich aber dadurch verdunkelt wurde, daß Lappenberg den „weißen“ Mönch für einen Franziskaner hielt. Die weiße Tracht ist aber nur bei den Prämonstratensern zu finden, die Franziskaner sind braun und braungrau und theilen daher den Namen „grisei“ gelegentlich mit den eigentlich grauen, den Cisterciensern. Dieser weiße W. (O.) disputirte in Hamburg mit den dominicanischen Doctoren Engelien und Kissenbrugge. Darauf erscheint O. nebst einigen anderen, namentlich dem „Prämonstratenser her Manhuß aus Stade“, als erster Reformationsprediger 1524 in Lübeck von Hamburg her. Letzterer predigte einmal vor 300 Hörern. Da nun in Stade solch ein Name nicht vorkommt, im St. Georgsconvente und der Antoniusbrüderschaft aber ferner nur ein einziger Hermann: Hermannus German, so ist dieser sicher der Her Manhuß; man hielt die erste Silbe seines Namens nur für den geistlichen Titel: „her“. Während dieser den Verfolgungen entkam, ließ der Lübecker Rath den O. am 26. August 1524 in den Thurm werfen und hielt ihn hartnäckig gefangen, trotzdem die Bürger seine Freigebung verlangten und König Friedrich von Dänemark am 1. November 1525, Herzog Christian von Holstein am 21. November 1525 und der Kurfürst von Sachsen sich für ihn verwandten. Luther erkannte die Stierköpfigkeit des Raths und rieth daher dem Kurfürsten eine Wiederholung seiner Fürsprache, um welche Lübecker Bürger baten, ab. O. saß über 3 Jahre bis 1528, wo 400 Bürger ihn drohend frei baten. Jetzt entließ ihn der Rath, doch mußte er die Stadt auf 10 Meilen Umkreis abschwören und fuhr nun mit Karsten Düvel’s Schiff nach Riga. Aber während die Domherren den Witz ausbrachten, [463] der Teufel habe ihn weggeführt, spielte sein Name noch eine Rolle in den 1529 folgenden Wirren, welche der Reformation zum Siege verhalfen. Die viel verbreitete stets auf Starcke’s Lübeckische Kirchengeschichte, des Samuel Pomarius Sacra Semiotica oder Westphalen, Mon. ined. III, S. 1136 zurückgeführte und irrig auf 1529 verlegte Geschichte stammt aus der handschriftlichen Chronik von Reimer Kock und geht wahrscheinlich auf Korffmaker (Bd. 16, S. 703) zurück. Aus Livland war Nachricht über O. nicht zu erlangen, aber 1550 erscheint er in des Draconites „Widder ohne Wandel“, an zweiter Stelle neben Berthold Wilcken, Johann Berg und Lorenz Zervest (inscribirt in Wittenberg am 7. Mai 1520) als Pastor in Stade, entweder zu St. Nicolai oder zu St. Willehadi. Wann er „Superattendent“ wurde, ist nicht ermittelt, die anscheinend so klare Reformationsgeschichte unserer nordischen Städte liegt noch vielfach im Argen. – Die Familie O. kommt übrigens schon früh in Stade, Hamburg und Lübeck vor, hier 1264, 1278 und 1309. Der vor dem 11. Januar 1430 verstorbene Martin O. errichtete im Burgkloster einen neuen Altar zum Gedächtniß des Leidens Christi mit einer neuen Tafel etc. (Lübecker Urk.-B. VII, Nr. 378 und 424). Ein Johann Osenburg aus Königsberg (de monte regis) wurde 1511 in Wittenberg immatriculirt.

Krause, Archiv des Stader V. f. Gesch. I, S. 152 ff., wo die ältere Litteratur. – Lappenberg, Hamb. Chron. in niedersächs. Sprache. – Waitz, Lübeck unter Jürgen Wullenwever I, S. 40, 267 und 409 ff., der auch die von Petersen herausg. Ausführliche Geschichte der Lübeckischen Kirchenreformation R. Kock zuweist. – Dietr. Schäfer, die Lüb. Chronik des Hans Reckemann, Hans. Geschichtsbl. VI, 1876 (1878), wo die von Waitz benutzten Stücke Korffmaker zugewiesen werden. – W. Sillem in Monatsschr. für die evang.-luth. Kirche im Hamburger Staat V, 1885, 329 ff.; Derselbe, die Einf. d. Reform. in Hamburg (Schr. d. V. f. Reform.-Gesch. 16).