ADB:Hollmann, Johann (gest. 1538)

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Artikel „Hollmann, Johann“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 759–760, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hollmann,_Johann_(gest._1538)&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 08:22 Uhr UTC)
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Hollmann: Johann H. (Hollemann), der Vater (I) † 1538, der Sohn (II) † 1586. Der Vater lehrte bezeugter Maßen zuerst die lutherische Lehre 1523 in Stade; aus Bremen gebürtig war er vorher Bruder des Prämonstratenserklosters zu St. Georg, dann Pastor an der Nicolaikirche; schon 1523 oder Anfang 1524 ist ihm in der Ehe sein Sohn Johann (II.) geboren, er ist daher überhaupt der 3. oder 4. Geistliche, welcher den Cölibat aufgab. Sein Leichenstein rettete nach Tilly’s Einnahme von Stade 1629 durch sein Datum den Lutherischen diese Kirche allein, während die übrigen den Jesuiten überwiesen wurden. Die älteren Nachrichten über H. II. sind schwankend und datiren zum Theil nur aus seiner Grabschrift in Leyden, die aber anderem widerspricht. Er soll mit 20 Jahren in Stade zum Prediger berufen, mit 23 Jahren geheirathet haben, wenn das richtig, so hat er nachher erst in Rostock (inscr. im April 1547 laut Matr.) als verheiratheter Prediger und später noch in Wittenberg bei Melanchthon, anscheinend als dessen und des berühmten Lotichius Secundus Hausgenosse studirt; vielleicht predigte er schon vorher auf den von [760] Pratje genannten Dörfern. In Stade war er dann Pastor zu St. Nicolai, seit wann ist unbekannt, jedenfalls schon 1563, und sein Sohn Johann H. III. stand noch neben ihm als Diaconus an derselben Kirche, starb aber mit 3 Enkeln, wie auch Johanns II. übrige 4 Kinder und seine Gattin Anna in rascher Folge, jedenfalls nach dem Jahre 1570. In Stade gerieth er mit den lutherischen Eiferern als Kryptocalvinist in Hader, ließ sich deshalb vom Official des Dompropstes eine Pastorstelle in Osten geben, wurde aber von den Lutheranern der Simonie fälschlich verdächtigt und von dem selbst arg simonistisch verfahrenden Dompropst Friedrich, Herzog von Lauenburg, 1580 eingekerkert, dann abgesetzt und des Landes verwiesen. Der gelehrte Mann, der vielleicht die ganze bremische Geistlichkeit übersah, zog nach Hamburg, wo er angefeindet von der Geistlichkeit in einem Garten lebte, bis er nach 1581 als Professor der Theologie und der Orientalia nach Leyden berufen wurde, wo er aufs äußerste geehrt und gefeiert die intimste Freundschaft des berühmten Vertheidigers und späteren Universitätscurators von Leyden Jacob van Does (Dousa)[WS 1], des Lipsius, Beima und Heurnius genoß. 1582 heirathete er hier Beke (Elisabeth), die Tochter des Stader Rathsherrn Klaus van Edenbüttel, starb aber kinderlos am 26. Decbr. 1586 in den Armen seines Arztes Heurnius und Dousa’s. Seine reiche Bibliothek hinterließ er der Universität als Stamm deren späterer ausgezeichneten Sammlung, geschrieben hat er nie etwas. Cornelius Grotius, der Sohn des Hugo, hielt ihm die Leichenrede. In seinem Geburtslande wurde später das Gedächtniß des tüchtigen Mannes geschändet, indem man des Hamburger Seniors Stamcke theologische, dem Calvinisten geltende Scheltworte: ecclesiae Stadensis desertor et adulter bürgerlich als Ehebrecher und Ausreißer erklärte.

Vgl. Melchior, Adami vitae theol. und Krause, Archiv des Stader Vereins für Gesch. I. S. 155 ff., wo Nachweise.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. gemeint ist Johann van der Does.