ADB:Marx, Jakob (1. Artikel)
[WS 1], geb. zu Lantscheid bei Wittlich am 8. September 1803, † 13. Februar 1876, als Domcapitular zu Trier. Nachdem derselbe seine humanistischen und theologischen Studien in Trier gemacht hatte, ward er am 19. September 1829 zum Priester geweiht, wirkte dann als Kaplan bis 1834 in Wittlich, wo damals der spätere Bischof Arnoldi Pfarrer war; seine Erstlingsschrift über „Die Ursachen der schnellen Verbreitung der Reformation“ (1834), veranlaßte den Bischof von Hommer ihn nach Wien zu weiterem Studium zu senden. Hier verkehrte M. näher mit Günther, Pabst, Veith, Scheiner, Chmel, G. Görres, betheiligte sich auch mit einer Abhandlung an der theologischen Zeitschrift von Pletz und wurde dann 1836 von dem Bischof von Hommer als Professor des Kirchenrechts und der Kirchengeschichte am bischöflichen Seminar in Trier angestellt. In dieser Stellung hat er bis zum Jahre 1870 gewirkt, auch nachdem er bereits 1869 durch Bischof Eberhard zum Domcapitular und bald darauf zum Official der Diöcese Trier ernannt worden war. Die theologische Facultät in Breslau ernannte ihn 1863 honoris causa zum Doctor. Als Schriftsteller ist M. weiter aufgetreten mit der Schrift „Ueber den Bilderstreit der byzantinischen Kaiser“, 1839, dann mit der im Auftrage seines Bischofs geschriebenen „Geschichte des hl. Rocks in der Domkirche zu Trier“, Trier 1844, welche die heftigen Gegenschriften von Sybel’s und Gildemeister’s, wie vieler Anderer hervorrief. Das bekannte kirchliche Ereigniß des J. 1844 (s. d. Art. Arnoldi) schilderte er in der Schrift: „Die Ausstellung des hl. Rocks in der Domkirche zu Trier in dem Herbste des J. 1844“, Trier 1845. Sein Hauptwerk ist die „Geschichte des Erzstifts Trier“, 5 Bde., Trier 1858–1864, außer welcher noch „Das Wallfahrten in der kathol. Kirche“, 1842; „Caspar Olevian oder der Calvinismus in Trier im J. 1559“, Trier 1846; „Die vereinigten Hospitien oder das Bürgerhospital zu Trier nach ihrer Geschichte und ihrem Rechte katholisches Stiftungsvermögen“, Trier 1860; „Die Jesuitenkirche zu Trier und das preuß. Gouvernement“, 1850; „Erinnerungen an Trier, [540] Nachruf an die XVII. Generalversammlung der kathol. Vereine Deutschlands zu Trier im September 1865“, Trier 1866; „Denkwürdigkeiten der Dreifaltigkeits- oder Jesuitenkirche zu Trier“, 1861; „Die Salvatorkirche zu Prüm“, 1863; „Die Ringmauern und die Thore der Stadt Trier, nebst einer Lebensskizze des Verfassers“, Trier 1876; endlich einige kleinere Beiträge in „Mittheilungen aus dem Gebiete der kirchlichen Archäologie und Geschichte der Diöcese Trier“ (Trier 1856–60, 2 Hefte; bes. l 84, betr. Rabanus Maurus’ von M. wieder gef. Tractat de anima) zu nennen sind. Alle diese Arbeiten beruhen auf fleißigen Quellenstudien. Was ein mittelmäßig begabter und nicht hinreichend methodisch geschulter Geist durch Fleiß und Hingabe an einen historischen Stoff leisten kann, das hat M. reichlich in seinen Werken gezeigt, welche trotz der vielfach mangelnden Kritik, trotz der häufig schwergenießbaren Form und kunstlosen Schreibweise immer einen gewissen Werth behalten werden. M. hat als bischöflicher Theologe an dem Provincialconcil zu Köln 1860 Theil genommen, dann auch in politisch-kirchlichen Dingen eine rege Thätigkeit entfaltet und eine Zeit lang (1861) als Abgeordneter der Stadt Trier im Landtag, auch als Volksredner („Die Freiheit und Unabhängigkeit der Kirche vom Staat“, 1848) gewirkt und zwar stets in streng kirchlich und hochconservativem Sinn, nicht immer ohne einen Anflug extremer Heftigkeit und Preußenfeindlichkeit, aber als Privat- und öffentlicher Charakter stets offen und ehrlich, unter einer etwas rauhen und wenig geglätteten Schale eine edle und höchst biedere Seele bewahrend.
Marx: Jacob M.- Vgl. die Biogr. Notiz vor M., „Die Ringmauern und die Thore der Stadt Trier“, Trier 1876.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Über diese Person existiert in Band 52 ein weiterer Artikel.