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Artikel „Marx, Jakob“ von Gottfried Kentenich in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 223–224, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marx,_Jakob_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 10:50 Uhr UTC)
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Marx: Jakob M.[WS 1], katholischer Theologe und Historiker. Geboren am 8. September 1803 zu Landscheid im Kreise Wittlich bei Trier, vorgebildet auf der Elementarschule seines Heimathortes, dem Gymnasium und Priesterseminar zu Trier, sowie durch einen längeren Aufenthalt in Wien wurde M. im J. 1836 auf den Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Kirchenrecht am Priesterseminar zu Trier berufen, um in dieser Stellung volle 33 Jahre bis in das Jahr 1870 hinein zu verbleiben. Den Rest seines Lebens verbrachte er im Schoße des Trierer Domcapitels als dessen Secretär und Verwalter der Dombibliothek. Daneben bekleidete er seit 1869 die Stelle eines bischöflichen Officials. Er starb am 15. Februar 1876. – Die wissenschaftliche Bedeutung Marx’ liegt weniger in einer großen Zahl kleiner Publicationen – ein genaues Verzeichniß gibt die unten angeführte Lebensskizze – als in dem umfassenden Geschichtswerke, welches er der Geschichte seines Heimathlandes widmete, „Geschichte des Erzstiftes Trier, d. i. der Stadt Trier und des trierischen Landes als Churfürstentum und als Erzdioecese von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1816“. Bd. 1–5. Trier, Lintz 1858–64. Das [224] Werk gliedert sich in drei Abtheilungen. Die erste behandelt „Die Geschichte der Stadt Trier und des trierischen Landes von der Zeit der römischen Herrschaft in demselben bis zum Beginn der Regierung des letzten Kurfürsten (Clemens Wenzeslaus 1768–1816)“[WS 2]. Sie umfaßt zwei Bände. Gibt Bd. I in der Hauptsache die politische Geschichte von Stadt und Land bis 1580, so befaßt sich Bd. II mit einzelnen Verhältnissen, dem Gerichts-, Militär-, Sanitäts- und Schulwesen im Trierer Lande vor der französischen Revolution. Die zweite Abtheilung, Bd. III und IV des Werks, enthält die Geschichte der Abteien, Klöster und Stifte. Die dritte endlich, gebildet durch den einen Bd. V, führt die Geschichte vom Regierungsantritt des letzten Kurfürsten (1768) – vorangeht als Einleitung ein Vorwort, welches kurz die Geschichte des Trierer Landes von 1648 ab darstellt, – bis zum Einsetzen der preußischen Herrschaft im J. 1816. Für die beiden ersten Abtheilungen war M. tüchtig vorgearbeitet durch die Gesta Trevirorum von Müller und Wyttenbach, die fünf Foliobände umfassende Historia diplomatica Hontheims, die Annalen der Jesuiten Brower und Masen, Scotti’s Sammlung der Gesetze und Verordnungen und Blattau’s Statuta synodalia, für den Schlußband war M. fast ganz auf sich selbst angewiesen. Aber auch die Bände I–IV bezeugen auf Schritt und Tritt die selbständige Lektüre der von seinen Vorgängern benutzten Quellen. Den Kern des Werkes bildet die zweite Abtheilung, die Geschichte der Klöster und Stifte des Trierer Landes. Sie ist heute noch wie Bd. V dem Forscher unentbehrlich, während die erste Abtheilung (Bd. I–II) in ihren Grundanschauungen und im Detail durch eine Fülle von Einzeluntersuchungen überholt und antiquirt ist. Der Standpunkt des Verfassers ist der streng katholische. Den Tendenzen der Aufklärung und der in ihrem Geiste geschriebenen Trierischen Geschichte Wyttenbach’s steht M. feindlich gegenüber. Für die Berechtigung des Ringens des Laienelements um die Führerschaft in der deutschen Cultur fehlt ihm das Verständniß. Aber M. ist nicht ultramontan. Man vergleiche zum Beispiel seine Kritik des von der französischen Politik im Einvernehmen mit dem Papstthum gegen Ludwig den Baier und die deutsche Kaiserkrone gerichteten Vorhabens (Bd. I, S. 148). Ein anonymer Biograph, der ihm persönlich nahe gestanden haben muß, weiß ihm eine warme Vaterlandsliebe nachzurühmen. In der Beurtheilung seiner litterarischen Gegner berührt die Objectivität wohlthuend, mit welcher er Verfasser und Werk von einander scheidet. (Vgl. z. B. Bd. V, S. 559 ff.) Den Mangel methodischer Schulung ersetzte z. Th. eine gesunde kritische Ader, wie sie sich z. B. in seiner Behandlung der Ueberlieferungen über das Alter des Trierer Bisthums im ersten Bande äußert, die ihm manche Gegnerschaft im katholischen Lager eintrug. Im Ganzen muß Marx’ Werk für seine Zeit eine tüchtige Leistung genannt werden. Die Ehrungen, welche ihm seitens der Universität Breslau im J. 1863 durch Ernennung zum Dr. theol. honoris causa, seitens der Gesellschaft für nützliche Forschungen in Trier, in deren Jahresberichten einige kleinere Untersuchungen Marx’ niedergelegt sind, durch Wahl zum Vicepräsidenten im J. 1867 zu Theil wurden, waren verdiente Anerkennungen.

Marx, Die Ringmauern und Thore der Stadt Trier. Nebst einer Lebensskizze des Verfassers. Trier, Lintz, 1876. – Trierische Zeitung und Trierische Landeszeitung vom 16. Februar 1876.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 20 ein weiterer Artikel.
  2. Clemens Wenzeslaus starb 1812