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Artikel „Brouwer, Christoph“ von Franz Xaver Kraus in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 368–369, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Brouwer,_Christoph&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:46 Uhr UTC)
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Brouwer: Christoph B. (Browerus), geb. 1559 zu Arnheim in Geldern, trat am 12. März 1580 und zwar zu Köln in die Gesellschaft Jesu ein, welcher er bis an sein Lebensende angehörte. Nachdem er eine Zeit lang Rector des Jesuitencollegiums zu Fulda gewesen, schickte man ihn nach Trier, dem damaligen Mittelpunkte der rheinischen Jesuitenprovinz. Hier arbeitete B. fast dreißig Jahre lang an seinen „Annalen des Trierschen Stiftes“ und starb daselbst nach schweren Leiden (Stein, Gicht, Podagra) am 2. Juni 1617. Seine Schriften sind: 1) „Venantii Fortunati Carmina, epistol., Exposit. et Hrabani Mauri Poemata ed. et illust. Browerus“, Moguntiae, Sumptibus Gualtheri. 1617. 4. Es ist die beste und Hauptausgabe der Werke des Venantius, auf welcher die spätere von Luchi (Rom 1786) beruht. Ein neuer Abdruck derselben findet sich in der Biblioth. Patrum, t. VI. Die Gedichte Hraban’s mit den Noten Brouwer’s sind in den Opp. Hrabani, Colon. apud Anton Hieratum, 1626 Fol. nachgedruckt. – 2) „Antiquitatum Fuldensium libri IV.“ Antwerpiae, typis Plantinianis Moreti. 1612. 4. – 3) „Sidera illustrium et sanctorum virorum qui Germaniam praesertim Magnam olim rebus gestis ornarunt, e manuscriptis in lucem eruta“. Mogunt. 1616. 4. Das Werk enthält u. a. Biographien des heil. Bonifaz, Gregors von Utrecht, Ludgers, Pirmins, Sturmio’s, Godehards und Leowards von Hildesheim, Meinwerks und Meinulfs von Paderborn, Ludwigs Grafen von Arenstein, Abts Egil von Fulda u. A. – 4) „Antiquitatum et Annalium Trevirensium libri XXVI[1]“. Brouwer’s Hauptwerk, in welchem die Geschichte Triers bis zum Jahre 1617 erzählt ist. Die kurfürstliche Censur erlaubte nach zweijährigem Hinhalten und mancherlei Aenderungen des Textes den Druck des Buches, sistirte denselben jedoch beim Schlusse des 18. Buches und vernichtete diese zu Köln 1626, nach des Verfassers Tode, gedruckte erste Ausgabe zum größten Theil, so daß nur einige Exemplare, davon eines in der Stadtbibliothek zu Trier, übrig blieben. Der Grund dieses Verfahrens lag darin, daß der wahrheitsliebende B. nicht überall dem Kurfürsten zu Gefallen geschrieben hatte. Erst 1670 konnte das vollständige Werk, freilich mit mancherlei „Verbesserungen“ und den Zusätzen des Jesuiten Jakob Maaßen (Masenius, s. d.), der die Geschichte Triers bis 1652 fortsetzte, erscheinen (Leodii, 2 voll. Fol.). Der nämliche Masenius gab 1676 zu Trier auch ein „Epitome“ der Annalen (12.) heraus. – 5) B. begann endlich die Bearbeitung einer „Metropolis Ecclesiae Treverica, quae metropolitanae ecclesiae originem, iura, decus, officia etc. [369] et monasteriorum ortus progressusque per archidioecesin Trevirensem complectitur“; sie ward wiederum von Masen beendigt, die Publication aber von den Räthen des Kurfürsten hingehalten, weil in dem Werke die Grenzen des Erzstiftes als stellenweise unsicher und erst näher zu bestimmen dargestellt waren. So kam die im Jahre 1669 beendigte Handschrift des Masenius erst 1856 durch Christian von Stramberg, den bekannten Herausgeber des „Rheinischen Antiquarius“, zum Abdruck (Coblenz 1855, 2 Bde. in 8). Wie schon das Angeführte schließen läßt, war B. ein redlicher, gewissenhafter Forscher, und sein, neben Kyriander’s (s. d.) Annalen für die Geschichte Triers grundlegendes Werk verdient in gewisser Hinsicht Hontheim’s Lob eines opus immortale. Es ist um so unentbehrlicher, als der Verfasser eine Menge handschriftlichen Materials benutzte, welches sich bereits zu Hontheim’s Zeiten zum Theil, noch mehr jetzt, allen Nachforschungen entzogen hat und ohne Zweifel verloren gegangen ist. Leider ist Brouwer’s Citirmethode nach damaliger Art sehr ungenau, und läßt uns somit über Alter und Werth der von ihm benutzten Quellen häufig ganz im Ungewissen. Es stand ihm eine Fülle gediegenen Wissens und eine ausgebreitete Belesenheit zu Gebote, nur ließ seine kritische Akribie zu wünschen übrig; in der Beurtheilung der Quellen der mittelalterlichen Historiographie, in der Unterscheidung von Sage und Geschichte stand B. noch weit von dem Höhepunkte echt wissenschaftlicher Anschauung und methodischer Forschung ab, während er sich übrigens anderseits auch von jeder tendenziösen Geschichtsfabrikation ferngehalten hat. Er war unstreitig eine der größten Zierden seines um jene Zeit bereits von seiner Höhe herabsteigenden Ordens. – Vgl. Alegambe, Biblioth. Script. Soc. Jesu. Rom 1676. pag. 139. J. Marx, Gesch. d. Erzstifts Trier. II. 2. S. 523 f. Trier 1862.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 368. Z. 14 v. u. l.: XXV (st. XXVI). [Bd. 18, S. 794]