ADB:Stramberg, Johann Christian von
v. Solms-Laubach gewidmete „Topographische Beschreibung des Cantons Rheinbach“ [608] (Coblenz 1816). Es folgte: „Das Moselthal zwischen Zell und Konz“ (Coblenz 1837) als Fortsetzung (Bd. II) der Moselreise von J. A. Klein. Um die Kirchengeschichte desselben Gebietes machte er sich dann verdient durch die Herausgabe (1855) der von dem Jesuiten Brower begonnenen, von dessen Ordensbruder Masen druckfertig ausgearbeiteten „Metropolis ecclesiae Trevericae“, eines für die kirchliche Statistik der vormaligen Trierer Kirchenprovinz noch heute schätzenswerthen Werkes. Es gibt Uebersichten über die der Trierer Metropole unterstellt gewesenen Bisthümer, Collegiatstifte, Komtureien, Abteien und Klöster, Verzeichnisse der Dompröpste, Dechanten, Archidiakonen, Aebte u. s. w.; ein besonderes Capitel behandelt die geistliche Gelehrsamkeit. Die Ausgabe Stramberg’s hat ihre Vorzüge und ihre Mängel. Einmal hat er es versäumt, auf das in der Trierer Stadtbibliothek ruhende, von den erzbischöflichen Censoren befehdete Originalmanuscript Brower’s und Masen’s zurückzugreifen, andererseits aber hat er seine Vorlage, z. B. die Listen der Dompröpste, Dechanten u. s. w., durch positive Daten erweitert. Außerdem führte er den Faden überall fort bis zum Jahre 1803 bezw. 1811 und 1813. Indem St. dem Werke einen Abschnitt über die Heilquellen des Trierer Landes beifügte, gab er seiner Ausgabe den barocken Charakter, der ein Grundzug seines bedeutendsten Werkes, des „Rheinischen Antiquarius“ ist, dessen erster Band schon 1845 unter einem J. H. Dielhelm (1744) entlehnten Titel erschien, der den vielseitigen Inhalt des Werkes ahnen läßt: „Denkwürdiger und nützlicher Antiquarius, welcher die wichtigsten und angenehmsten geographischen, historischen und politischen Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms von seinem Ausfluß in das Meer bis zu seinem Ursprunge darstellt, von einem Nachforscher in historischen Dingen.“ Stramberg’s Werk umfaßt, so weit es fertig wurde, 39 Bände und gliedert sich in 4 Abtheilungen; I mit Bd. 1–4 enthält eine historische Topographie der Stadt Coblenz, II mit Bd. 1–20 behandelt Ehrenbreitstein, Feste und Thal (Bd. 1), das Rheinufer von Coblenz bis zur Mündung der Nahe (2–9), den Rheingau (10–15), das Nahethal (16–20, verfaßt von Hofrath Weidenbach); III mit Bd. 1–14 beschreibt das Rheinufer von Coblenz bis Bonn; IV mit Bd. 1 die Stadt Cöln. Ueber der Herausgabe des 14. Bandes der 3. Abtheilung ist St. gestorben. Sein Freund und Biograph Wegeler vollendete den Band, das Werk aber blieb ein Torso; nicht der ganze Rheinstrom, sondern nur der Mittelrhein kommt in ihm zum Wort. Der „Antiquarius“ ist das Werk eines Dilettanten, dem es an methodischer Schulung und an kritischem Sinn, nicht aber an einer gewissen Selbstgefälligkeit gebricht, in stofflicher Hinsicht eine Fundgrube, der gegenüber aber stets angesichts der leichtbeschwingten Phantasie des Verfassers Vorsicht geboten ist. So wenig die zünftige Wissenschaft dem Werke verdankt, so vielfachen Segen hat es in localem Kreise durch Weckung heimathlichen Sinnes gestiftet. Die Zeit, welche St. über der Abfassung des „Antiquarius blieb, benutzte er zur Ausarbeitung zahlreicher Artikel, namentlich zur Adelsgeschichte, in Ersch und Gruber’s Encyklopädie. St. war, wie Wegeler berichtet, gut katholisch, sein Humor hinderte ihn aber an confessioneller Engherzigkeit; politisch war er conservativ und dem preußischen Staate gegenüber, der ihm die Stelle eines Archivars nicht hatte verleihen können, treuer Anhänger Oesterreichs.
Stramberg: Johann Christian Hermenegild Joseph Franz de Paula Benjamin von St., Historiker, wurde zu Coblenz a. Rh. am 13. October 1785 als Sohn des kurtrierischen Assessors und Secretärs beim Hofgericht, späteren Notars Joseph v. Stramberger, dessen Familie aus Niederösterreich stammte, geboren. Seine Jugend fällt in die Zeit des Untergangs des Kurstaates Trier und der französischen Herrschaft am Rhein. 1803 bezog er unter der Obhut seiner verwittweten Mutter die Universität Erlangen, bald darauf Paris. An beiden Orten studirte er Rechts- und Staatswissenschaften, Sprachen und Litteratur, sein Lieblingsfach aber war die deutsche Reichsgeschichte. Von Paris machte er die damals gewöhnliche Cavaliertour nach Wien und kehrte dann in seine Vaterstadt zurück, um hier nach vorübergehender Beschäftigung als Privatsecretär des Präfekten Jules Doazan, dann als Intendant bei den verbündeten Heeren, bis zu seinem Tode (20. Juli 1868) auf sich, seine Familie und wenige Freunde zurückgezogen, ganz seiner Neigung zu geschichtlichen und genealogischen Forschungen vorzüglich auf dem Gebiete der rheinischen Specialgeschichte zu leben. Sein erstes Werk war die mit Unterstützung der königlich preußischen Behörde verfaßte und dem damaligen Oberpräsidenten- Acten des kgl. Staatsarchives in Coblenz. – N. Scheid, Der Jesuit Jacob Masen. Köln 1898. – J. Wegeler, Coblenz in seiner Mundart und seinen hervorragenden Persönlichkeiten. 2. Aufl. Coblenz 1906.