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Artikel „Meinwerk, Bischof von Paderborn“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 239–240, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meinwerk&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 16:20 Uhr UTC)
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Meinwerk, von 1009 bis 1036 Bischof von Paderborn, entstammte dem reichen und ansehnlichen sächsischen Geschlechte der Immedinger und erhielt in Hildesheim seine geistliche Bildung, welche jedoch nicht weit reichte. Nach der Weise der vornehmen Kleriker diente er in der königlichen Canzlei und erhielt 1009 von Heinrich II. das Bisthum Paderborn, welches er als ein zu armes und unbedeutendes anfangs nicht nehmen wollte, dann aber 27 Jahre lang mit größter Sorgfalt verwaltet hat. Auch stiftete er 1015 in der Vorstadt von Paderborn das Kloster Abdinghof, und dieser seiner Stiftung verdanken wir die Lebensbeschreibung, welche erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit fleißiger Benutzung von Urkunden und anderen schriftlichen Quellen verfaßt ist, vorzüglich aber aus der lebendigen Tradition schöpft. Gewiß ist schon viel darin sagenhaft ausgeschmückt; ohne Zweifel aber ist der wesentliche Charakter richtig. M. war eine derbe, kernige Sachsennatur, kirchlich fromm, aber nicht ascetisch, ganz auf praktische Wirksamkeit gerichtet, unermüdlich thätig für die gute Verwaltung, Hebung und Bereicherung seines Bisthums, für welches er dem Kaiser, einst seinem Mitschüler, einen Königshof nach dem andern abzupressen wußte. Seine Stadt sicherte er durch einen Mauerring, eine Kirche ließ er von griechischen Werkleuten bauen. Selbst ungelehrt, sorgte er doch auch für die Schulen, deren Blüthe in der Folgezeit von seinen Verdiensten zeugt. Ebenso eifrig war er für das Wohl seiner Mönche besorgt, und man erzählte sich noch lange in Abdinghof von seiner Derbheit und Gutmüthigkeit, wie er Mängel der Verwaltung listig auskundschaftete und strenge bestrafte, den Mönchen aber auch statt Oel, das in der Regel vorgeschrieben ist, aber in Westfalen nicht wächst, Speck verordnete und überhaupt in allen Dingen einen guten praktischen Verstand bewährte. Stets bemüht, sein Stift auf Kosten des Reichs zu bereichern, war er doch übrigens den Kaisern treu ergeben und erscheint als ein vortrefflicher Typus der [240] alten Reichsgeistlichkeit vor der Zeit des Investiturstreites. Er starb am 5. Juni 1036.

Vita Meinwerci ed. Pertz, Mon. Germ. Script. XI, 104–161. Giesebrecht, Geschichte der Kaiserzeit, 5. Aufl. II, S. 92 u. 578. Breßlau, Konrad II., II, S. 165–168.