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Artikel „Sturm oder Sturmi, erster Abt von Fulda“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 1–2, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sturm&oldid=- (Version vom 7. Dezember 2024, 02:36 Uhr UTC)
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Sturm oder Sturmi, erster Abt von Fulda, wurde vor 720 geboren, da er bei seinem Tode 779 als vom Alter gebeugt bezeichnet wird. Er war also schon ein erwachsener Jüngling, als er 735 oder 736 von seinen Eltern aus vornehmem bairischem Geschlecht, dem Bonifacius bei seiner ersten Anwesenheit im Lande dargebracht wurde. Sogleich schloß er sich demselben mit wärmster Verehrung und Hingabe an, und wurde von ihm dem Priester Wigbert in Fritzlar zur weiteren theologischen Ausbildung übergeben. Drei Jahre wirkte er dann selbst als Priester, aber von heißem Drang nach eremitischer Weltflucht ergriffen, siedelte er sich mit einigen Genossen an de Stelle des späteren Hersfeld an. Bonifacius jedoch faßte die Gründung eines Klosters ins Auge, wozu ihm Hersfeld wegen der damals zu gefährlichen Nähe der Sachsen nicht geeignet erschien; rastlos mußte St. das damals Buchonia genannte Waldland durchforschen, und fand endlich eine geeignete Stelle. Bonifacius erwirkte theils von Karlmann, theils von den Grundbesitzern die Abtretung eines sehr ansehnlichen Landbesitzes, und legte 742 den Grundstein des Klosters Fulda, dessen Bau und Einrichtung nun St. zu leiten hatte. Um ihn hierzu fähig zu machen, wurde er nach Italien geschickt, und machte sich durch längeren Aufenthalt in Montecassino mit der Regel der Benedictiner genau bekannt. Bald gedieh das Kloster, durch päpstliche und königliche Schutzbriefe gesichert, und namentlich nachdem der hl. Bonifacius hier bestattet war, mehrten sich rasch die Schenkungen und die Zahl der Mönche. Aber der neue Erzbischof Lullus war ihm nicht günstig; St. wurde der Untreue, nach einer wahrscheinlichen Vermuthung Oelsner’s, des Einverständnisses mit seinem Landsmann, dem Herzog Tassilo, beschuldigt und nach dem Kloster Jumièges bei Rouen verbannt. Nach zwei Jahren jedoch (763–765?) erhielt er mit des Königs Gnade die Erlaubniß zur Heimkehr, und Lullus mußte den inzwischen gemachten Versuch, sich zum Herrn des Klosters zu machen, aufgeben. Karl der Große schenkte ihm volles Vertrauen; nachdem er im Anfang seiner Regierung ihm Verhandlungen mit Tassilo übertragen hatte, verwandte er ihn nach dem ersten siegreichen Feldzuge gegen die Sachsen mit gutem Erfolg zur Bekehrung der Sachsen, und scheint ihm dabei die ganze Leitung derselben zugedacht zu haben. Vor dem Rachezug der Sachsen 778 entwichen die Mönche, aber 779 ist St. wieder im Gefolge des Königs; die Eresburg war seiner Hut anvertraut; da erkrankte er, ein von des Königs Leibarzt [2] ihm gereichter Trank verschlimmerte seinen Zustand, und nach Fulda zurückgebracht, starb er am 17. December 779. Er hatte nach seiner Wiedereinsetzung sich wieder eifrigst mit den nothwendigen Bauten beschäftigen müssen und einen Arm der Fulda durch den Klosterplatz geleitet; große Schenkungen, auch in entfernten Theilen des Reiches, mehrten den Besitz, und die Zahl der Mönche soll auf 400 gestiegen sein. St. nahm also eine sehr bedeutende Stellung ein, aber alle Ueberhebung scheint ihm fern gewesen zu sein. Erfüllt von Dankbarkeit und Verehrung ist das schöne Lebensbild, welches sein Verwandter und Schüler Eigil bald nach seinem Tode von ihm verfaßt hat, der selbst von 817–822 dort Abt gewesen ist; es sollte jährlich an seinem Gedenktage verlesen werden. St. wurde von Innocenz II. am 11. April 1149 heilig gesprochen.

Vita S. Sturmi ed. Pertz, Mon. Germ. Scriptt. II, 365–377. Uebersetzung von W. Arndt, Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit VIII, 2. 1888.