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Artikel „Maes, Nicolaus“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 47–48, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Maes,_Nikolaus&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 02:15 Uhr UTC)
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Maes: Nicolaus M., Genre- und Bildnißmaler, geb. zu Dordrecht 1632, † zu Amsterdam im December 1693. Nach Houbraken lernte er die Anfangsgründe der Kunst bei einem unbedeutenden Künstler, kam dann aber in die Schule Rembrandt’s, in welcher er bedeutende Fortschritte machte, sich auch das Clair-obscur des Meisters aneignete. In der Kunstweise seines Meisters, den er treffend nachzuahmen verstand, malte er Genrescenen in Innenräumen. Später indessen gab er diesen Stoff wie auch die Manier auf und verlegte sich auf das [48] Bildniß. Houbraken führt als Grund dieser Aenderung in der Malweise an, daß die Frauen insbesondere an der hellen Farbe mehr Gefallen fanden, als an der braunen. Doch ist zu bemerken, daß Rembrandt selbst ein vorzüglicher und gesuchter Bildnißmaler war. Man rühmt unserem Künstler nach, daß er eine treffliche Zeichnung und einen gewandten Pinsel besaß, so wie daß kaum ein anderer Maler im Treffen der menschlichen Gesichtszüge glücklicher gewesen wäre. Um in Anwerpen die Werke eines Rubens, van Dyck und anderer großer Meister zu studiren, machte er eine Reise nach dieser Stadt, wo er auch mit den lebenden Künstlern, insbesondere Jordaens Verbindungen anknüpfte. Nach seiner Rückkehr siedelte er 1678 von seiner Vaterstadt nach Amsterdam über, wo er als Bildnißmaler sehr gesucht und geschätzt wurde. Man sah es als eine besondere Gunst an, wenn man vor Anderen zur Sitzung zugelassen wurde. Es wird ihm das Zeugniß gegeben, daß er ein einfacher, stiller, höflicher und selbstvergnügter Mann war. In seinen letzten Lebensjahren und bis zu seinem Tode hat ihn die Gicht geplagt. Seine Gattungsbilder sind selten, aber auch seine Bildnisse, die sich wohl noch meist in Familien befinden, kommen in öffentlichen Sammlungen nicht häufig vor. Von ersterer Gattung besitzt das Museum van de Hoop in Amsterdam eine wahre Perle: „Die alte Frau beim Spinnrad“ (früher in der Sammlung Zoll); in Brauschweig befindet sich ein in ganzer Figur sitzender Gelehrter, im Museum zu Brüssel eine lesende Frau. Der junge Mann im Fenster, der die Hände auf ein Kissen stützt, in Amsterdam, dürfte Bildniß sein. Das Museum im Haag besitzt auch ein Porträt, die Arembergische Sammlung in Brüssel das angebliche Bildniß des N. Heinsius. Blooteling hat die Bildnisse des H. van Beverningk und H. van Born in Schabkunst ausgeführt. Man hat ihm zuweilen eine Folge von neun radirten Blättern, welche eine Reitschule zum Gegenstande haben, zuschreiben wollen, aber diese gehören dem Dirk Maas an.

Houbraken, Immerzeel, Kramm.