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Artikel „Leseberg, Friedrich“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 670–671, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leseberg,_Friedrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:51 Uhr UTC)
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Leseberg: Friedrich L., protestantischer Dramatiker. Aus Lüneburg gebürtig, besuchte er 1603 die Universität Wittenberg und ward im Juli 1608 zum Prediger des Klosters Lüne bestellt. Er heirathete die Tochter seines Amtsvorgängers Ursula Ilse Lutterlohe und erhielt 1626 vom Herzog Christian zu Celle zur Erziehung seiner sechs Kinder die Vikarie der hl. Barbara zu St. Lambert in Lüneburg. Sein Tod erfolgte um die Mitte des Jahres 1635; einer seiner Söhne (Johann) starb 1673 als braunschweigisch-lüneburgischer Amtmann zur Stoltznaw. – Um der Jugend die Gefahren der Buhlerei warnend vorzuhalten, veröffentlichte er 1619 eine Schulkomödie „Speculum Juventutis, Jugent Spiegel“, in der er die schon von Knaust und Abraham Saur dramatisirte Legende vom Apostel Johannes und dem geretteten Jüngling (Agapetus) mit Motiven aus dem Kreise des verlorenen Sohnes und des Knabenspiegels verquickte. Aus dem Apostel ist ein Schulmeister Johannes geworden, der seinen unter die Räuber gegangenen Schüler Donatus im Walde aufsucht und, von Conscientia unterstützt, zur Umkehr bewegt. Diese Rolle des Schulmeisters und die weichherzige Mutter gemahnen an Macropedius’ „Rebelles“, der Name des verständigen Vaters Eubulus stammt aus Gnapheus’ Acolastus; sonst aber schildert L. nicht etwa verfehlte Kinderzucht, Schulleben, Kneipscenen oder einen bösartigen Genossen, sondern motivirt den Fall des Helden gleich Knaust, der den bekannten Streit von Voluptas und Virtus benutzte, durch die Einflüsse verschiedener allegorischer Gestalten, deren Bedeutung freilich nicht immer durchsichtig ist. Auf einen Streit zwischen Tempus und Occasio folgen die Lockungen zur „Schlüngeley“ von Pluto (d. h. Vermögen des Vaters), Müßiggang und dessen Gefolge (Jäger, Fechter, Spieler, Stutzer Hans Meinert u. a.), denen Gottesfurcht sammt ihren Genossen Gottessegen, Arbeit, Ruhm entgegenwirkt, bis Venus mit Cupido und Voluptas den Jüngling überredet, auf eine Stunde zu Jungfer Flora in die „Liebschul“ zu gehen. Etwas frischer als diese oft unerträglich breiten Gespräche wirken die letzten Acte, in denen Donatus mit seinen Gesellen Hans Wurst, Fritz Gutermut und Claus Driste einen Boten und zwei niederdeutsch redende Bauern ausplündert. Das Stück schließt mit der Bekehrung des Helden, der ein vierstimmiger Engelchor folgt: „Also wird frewde sein vber einen sünder, der Busse thut“. Aus der Vorrede des Generalsuperintendenten Johann Arnd, der von dem Satze „Tugend ist besser als Kunst“ ausgehend die christliche Zucht der heidnischen Geilheit gegenüberstellt und Schonäus’ Terentius christianus und Burmeister’s Martialis renatus lobend erwähnt, erkennen wir, wohin das Streben des Dichters ging und warum er sich scheute, die Wendung des Donatus zum Lotterleben unmittelbar darzustellen; der Nothbehelf der steifen Allegorien steht aber in zu grellem Widerstreit zu dem realistischen Stile der späteren Acte. Das von L. in der Vorrede verheißene dramatische „Speculum coniugii“ ist nicht erschienen.

Goedeke, Grundriß² 2, 398. – Raché, Die deutsche Schulkomödie (Leipziger Diss. 1891), S. 70. – Michel, Heinrich Knaust, 1903, S. 213, 262. – Acten des kgl. Staatsarchivs zu Hannover. – Die Notiz aus der Wittenberger Matrikel Zeitschr. f. dtsch. Phil. 20, 84. – Manecke, Beschreibungen der Städte im Fürstenthum Lüneburg (1858) 1, 322 erwähnt [671] F. Leseberg’s Bericht vom Gangelsbrunnen nicht weit von Lüne, Goslar 1612, 32 S. 4°.