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Artikel „Lauterwald, Matthias“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 79–80, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lauterwald,_Matthias&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 08:37 Uhr UTC)
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Lauterwald: Matthias L., Philolog und Theolog des 16. Jahrhunderts, geb. c. 1520 zu Elbing, studirte auf Kosten des Herzogs Albrecht von Preußen in Wittenberg, wo er ein eifriger Schüler Melanchthon’s war. Um 1549 kam er „als neugebackener Wittenberger Magister“ nach Königsberg, wo ihm eine mathematische Professur in Aussicht gestellt war. Bald aber mischt er sich in die theologischen Händel, welche nach der Ankunft Andreas Osiander’s in Königsberg begannen. Schon am 5. April 1549 betheiligt er sich mit wenig Geschick und Glück an Osiander’s Disputation; von Osiander höhnisch zurückgewiesen und gereizt, publicirt er am folgenden Tag 12 Thesen über die Buße gegen Osiander, die er mit Gefahr seines Lebens zu vertheidigen sich vermißt, um damit seinem Taufgelübde und seinem in Wittenberg geleisteten Magistereid Genüge zu thun. Der Senat beauftragt den Rector Johann Bretschneider, L. zu inquiriren, was er für Rathgeber oder Mitwisser gehabt. Der Streit erneut sich, als L. im Mai 1549 eine Disputation ankündigt de luce inaccessibili et de tenebris, worin einige gegen Osiander gerichtete Sätze vorkamen: die Disputation wurde auf Befehl des Herzogs verboten, dem M. L. das Lesen untersagt. Der Streit wurde immer erbitterter und endete vorerst mit der Verabschiedung Lauterwald’s 1550. Er ging nach Wittenberg zurück, um hier seine Studien fortzusetzen, wurde 1551 Prediger in Schulpforte, später Prediger zu Eperies in Ungarn, wo er frühe starb. Er war „ein höchst seltsames Geschöpf, das nicht leben konnte, wenn es nicht zu streiten hatte“, so daß Melanchthon meint (ep. ad Camerar.), er werde [80] noch in Charons Nachen fortfahren zu disputiren. Gegen Osiander schrieb er 1) eine Schrift „De nova poenitentiae definitione“, wie es scheint ungedruckt; 2) „De luce et tenebris“, 1549 (s. oben); 3) „Fünf Schlußsprüche“, Wittenberg 1552; 4) „Bedenken was zu halten sei von Joh. Tauler’s Offenbarung etc.“ Später soll er in seiner Polemik soweit gegangen sein, daß er die lutherische Lehre von der Glaubensgerechtigkeit verleugnete: nicht durch den Glauben allein, sondern nur durch denselben in Verbindung mit Buße und neuem Gehorsam werde der Mensch gerecht.

Vgl. Hartknoch; Arnold; Salig; Jöcher; besonders aber Planck, Geschichte des protest. Lehrbegriffs IV, 209 ff. und Möller, A. Osiander S. 314 ff.