Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hartknoch, Christoph“ von Karl Lohmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 665–667, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hartknoch,_Christoph&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 05:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hartig, Georg Ludwig
Band 10 (1879), S. 665–667 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christoph Hartknoch in der Wikipedia
Christoph Hartknoch in Wikidata
GND-Nummer 129622311
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|10|665|667|Hartknoch, Christoph|Karl Lohmeyer|ADB:Hartknoch, Christoph}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129622311}}    

Hartknoch: Christoph H., preußischer Geschichtsschreiber, geb. 1644 zu Jablonka, einem Dorfe zwei Meilen von Passenheim in Ostpreußen, gest. zu Thorn am 3. Jan. 1687. – Obwol durch andauernde Kränklichkeit, ein Brust- und Lungenleiden, welches ihm von Jugend auf anhaftete und ihn oft aufs Krankenlager warf, durch den Tod der Eltern und durch andere Unglücksfälle an der stetigen Ausbildung, die der Vater, ein Geistlicher, dem begabten Knaben gern hätte zu Theil werden lassen, gehemmt, zu häufigem Wechsel von Schule und Lehrer genöthigt, erlangte H. dennoch die Reife für die Universität so frühzeitig, daß man es lediglich seines jugendlichen Alters wegen gerathen fand ihn noch eine Weile auf der Schule zurückzubehalten. Und doch konnte er im 18. Lebensjahre, am 5. Juli 1662 auf der königsberger Albertina immatriculirt werden. Wie der Vater zum künftigen Geistlichen bestimmt, hörte er in herkömmlicher Weise zuerst humanistische und philosophische, dann die theologischen Vorlesungen, mußte aber seiner Armut wegen die Studien vor ihrer Vollendung unterbrechen und eine Hauslehrerstelle in Kowno und darauf das Rectorat der evangelischen Schule in Wilna übernehmen. Die Arbeit an dieser letzteren Stelle, mit welcher zugleich die Vertretung des einzigen deutschen Predigers am Orte verbunden war (er mußte wol fünfmal und öfter in der Woche predigen), war für ihn, zumal bei seinem schwächlichen [666] Zustande, so angreifend und aufreibend, daß er schon vor Ablauf von zwei Jahren (Juli 1667) sein Amt niederlegen mußte. Noch einmal, im folgenden Jahre, bot sich die Gelegenheit eine seinen bisherigen Studien entsprechende Stellung zu erlangen, indem ihm das Pfarramt in der südlittauischen Stadt Slucko angetragen wurde; schon hatte er zur Hinreise und Uebernahme alles vorbereitet, als er von einem Bluthusten befallen wurde, dessen Nachwehen so schwer und anhaltend waren, daß er schließlich verzichten zu müssen glaubte. Nach seinem Abgange von Wilna vergingen gerade 10 Jahre, ehe er wieder daran denken konnte die Mühen einer amtlichen Stellung zu übernehmen. In der ersten Hälfte dieser Zeit, in der er seinen Unterhalt als Erzieher in der Familie der Herren v. Kalnein fand und zum größten Theile in Königsberg selbst lebte, hatte er Muße genug sich einem ganz neuen Gegenstande, auf den er bei einem vorübergehenden Aufenthalt in Danzig hingewiesen war, mit Erfolg zu widmen, dem Alterthum und der Geschichte seiner eigenen Heimat, des Landes Preußen. Doch vereinigte er damit nicht bloß die so nahe liegende polnische Geschichte, sondern auch Studien allgemeinen Inhalts, zumal philosophische, geschichtsphilosophische und staatsrechtliche; seine Promotion zum Magister und seine Aufnahme in die philosophische Facultät, die im April 1672 geschah, erfolgte auf Grund philosophischer Thesen; die Vorlesungen, die er während der folgenden fünf Jahre in dem Hause des Professors der Dichtkunst M. Joh. Röling lebend, an der Universität hielt, behandelten außer Geschichte auch die verschiedenen Zweige der Philosophie sowie Politik und Geographie, und ebenso mannichfaltigen Inhalts waren die Abhandlungen, welche den von ihm geleiteten Disputationen zu Grunde gelegt wurden. Am 8. Februar 1677 wurde er endlich als Professor an das Gymnasium zu Thorn berufen und am 3. Juni in sein neues Amt eingeführt. Obwol er auch hier öfter von harten Krankheiten heimgesucht wurde, hat er nicht nur den Pflichten seines Amtes obgelegen, Vorlesungen gehalten und Disputationsübungen veranstaltet, auch ein Jahr lang in Vertretung die Direction der Anstalt geführt, sondern zum Theil erst jetzt seine größeren historischen Werke ausgearbeitet. – Hartknochs erste umfangreiche Arbeit auf dem Gebiete der preußischen Geschichte war die im J. 1679 erschienene erste Ausgabe der Chronik des Deutschordenspriesters Christian von Dusburg[WS 1] (s. diesen Art.), welche die Geschichte der Eroberung Preußens und des Ordensstaates bis zum J. 1326 (1330) darstellt; er fügte 19 zum Theil schon früher geschriebene Dissertationen über verschiedene Gegenstände des preußischen Alterthums hinzu. Dasjenige Werk, welches die gesammte Alterthumskunde und Geschichte Preußens sowol vor als nach der Ankunft des deutschen Ordens behandelt, und welches hauptsächlich den Ruhm Hartknochs begründet hat, erschien zu Frankfurt a. M. 1684 unter dem Titel „Alt- und Neues Preußen“. Da in ihm die ersten Anfänge einer wissenschaftlichen Kritik hervortreten, so überragt es weit alle seine Vorgänger, anderthalb Jahrhunderte lang hat es die preußische Geschichtsschreibung beherrscht, aber die heutige Forschung darf es getrost bei Seite legen, um so mehr als alle Quellen, welche seinem Verfasser zu Gebote standen, noch jetzt vorhanden sind. Schon zwei Jahre später erschien ebendaselbst die „Preußische Kirchen-Historia“, welche ihren Gegenstand von der Einführung des Christenthums ab bis auf die Tage ihres Erscheinens darstellt; sie ist heutzutage wesentlich nur noch als Materialiensammlung für das 16., ganz besonders für das 17. Jahrhundert von Werth, der Standpunkt des Verfassers ist, so gern er seine Bemühungen objectiv zu bleiben hervorhebt, durchaus einseitig orthodox im Sinne seiner Zeit.

„Lebens-Lauff Hartknochs durch ihn selbst entworffen“ im Continuirten Gelehrten Preußen 1725, IV; eine noch ungedruckte Biographie von J. E. Wernicke (Prof. in Thorn) in einem Sammelbande gedruckter und ungedruckter [667] Nachrichten über das thorner Gymnasium in der Bibliothek der Anstalt. Dazu gef. Mittheil. des Herrn Gymnasialdir. Lehnerdt in Königsberg.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. gemeint ist offenbar Peter von Dusburg