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Artikel „Kohl, Paul“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 430–431, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kohl,_Paul&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:05 Uhr UTC)
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Kohl: Paul K. (Carbo), Buchdrucker zu Regensburg im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Nachdem der Sohn und Enkel des Bamberger Buchdruckers Albert Pfister (vgl. d.) zu Regensburg bis 1519 thätig gewesen waren, folgten denselben in der Ausübung der Kunst die beiden Kohl, Paul und dessen Sohn Hans (vgl. d.), mit welchen dieselbe den höchsten Glanz in dieser Stadt erreichte. Schon in der Druckerei des Franzosen Jenson und dann in der des Ch. Waldarfer in Venedig 1471 befand sich (Denis, Supplem. I, 6) ein Ludovicus Carbo als Corrector, den man für Pauls Vater hält. Ob ein um dieselbe Zeit in Regensburg lebender Bildschnitzer Bernard Kohl der Sohn oder Bruder Ludwigs gewesen, ist nicht zu entscheiden, doch scheint die Kunst des Bildschnitzens in der Familie der K. erblich gewesen zu sein. K. hat sich vielleicht in der Pfister’schen Officin zum Meister ausgebildet und nach des letzteren Tod die Druckerei 1519 fortgesetzt. Bald hatte er sich auch zu einem reichen Manne und angesehenen Bürger erhoben, denn schon lange vor 1542 erscheint er als Senator und aus einem der 32 vornehmsten Rathsgeschlechter, welche die unbedingte Ausübung der Religion nach der Lehre Luther’s verlangten. Und als des Reformators Lehre in Regensburg eingeführt, der Gottesdienst darnach eingerichtet und die Frauenkirche zur schönen Maria als neue Pfarrei erklärt worden war, schenkte K. zum Bedarf einer neuen Uhrglocke die zwei Glocken seiner St. Thomas geweihten Hauskapelle, die im sog. Römling an seinem im [431] J. 1840 der Neubauer’schen Druckerei gehörigen Hause stand, damals noch in baulichem Zustande war und es vielleicht noch heute (1881) ist. In seinem Wohnhause stiftete K. sich durch den Bau eines Brunnens ein bis auf unsere Tage dauerndes Denkmal, welches sein und seiner Frau Wappen und das Distichon auf der steinernen Quadrateinfassung trägt: „De Pavli sitiens Carbonis liquore summe | Sed nepos sitias pocula sacra bibe. Anno M. D. L.“ Sein Wappen, abgebildet bei Pangkofer (a. a. O. Tafel II) befindet sich auch über dem Fensterstocke des erwähnten Neubauer’schen Hauses zur ebenen Erde an der östlichen Ecke des Hauses. Der Eckthurm an jenem Römling, der von ihm der Kohl’sche Thurm hieß, wurde 1621 abgetragen; Was seine Frau betrifft, so ist es bis jetzt nicht möglich gewesen, die Familie derselben weder aus ihrem Wappen am Brunnen noch aus schriftlichen Dokumenten zu ermitteln, doch halten sie Regensburgische Gelehrte für eine geborene Pfister. Die Druckthätigkeit des K. fällt in die Jahre 1518–1525 und die Zahl seiner sämmtlich in deutscher Sprache veröffentlichten Erzeugnisse beläuft sich auf sechzehn. Zu Titelverzierungen derselben bediente er sich der Dienste des Kartenmalers Wolfgang Wißleutter, aber auch anderer damals zu Regensburg lebender Kupferstecher und Maler. Sein erster Druck führt den Titel: „Wie die New Kapell zu der schönen Maria in Regensburg erstlich auffkommen“, 1518, der letzte: „Nach dem zierlichen denkpliemel heysset man dieses ertlich (artlich) Büchel Vergisz mein nit. Ha. Jacob Veler“, 1525. Es ist dieses nicht zu verwechseln mit dem ähnlich betitelten von Matth. Schwartz verfaßten Gebetbüchlein: „Vergiß mein nit, Ist mein Nam. Das ist, Leg mich nit vndern banck“, welches erst 1558 o. O. in 12. (wiederh. Nürnb. 1579. 12.) erschienen ist. Die Flugschrift „Die gründlichen und rechten Hauptartikel aller Bauerschafft …“, 1525 soll nach Gemeiner, Reform.-Gesch. von Regensburg IV, 530 den Bauernaufruhr in Schwaben und Franken hervorgerufen haben. Andere seiner Drucke sind: „In diesem Büchlein sind begriffen die wunderb. Zeichen in Regensb. zur schönen Maria“, 1522; es werden 483 Wunderzejchen aufgezählt und von ähnlichem Inhalte scheint auch das auf Pergament gedruckte Buch gewesen zu sein „Zeichen zu Poisenbürck“, 1522, von welchem jedoch, vermuthlich wegen der über dasselbe verhängten Confiscation kein einziges Exemplar mehr existirt. Nach 1525 ist bis jetzt kein Druck aufgefunden worden, der mit seinem Namen versehen wäre, und da bis dahin alle seine Produkte Anhänglichkeit an den katholischen Glauben bezeugen, so scheint die Reformation Einfluß auf das Erlöschen seiner Druckerthätigkeit geübt zu haben. Mit K. zugleich lebte ein Drucker Veit Aman aus Abensberg, der Vaterstadt Aventins, in Regensburg. Ihn nennt das „Bürgerbüchel“ schon 1527 „Puchdrucker“. Noch im J. 1840 trug ein Gasthaus „zum Kugelbauer“ genannt, Aman’s Namen. Da jedoch Druckwerke von ihm nicht bekannt sind, so ist es sehr wahrscheinlich, daß er zuerst bei Pfister und später bei K. in Arbeit gestanden und durch Vorschub Aventin’s, der gerade damals in der Engelburggasse wohnte und 1533 starb, Bürger geworden und als solcher in Kohl’s Officin oder auch in der seines Sohnes Hans fortgearbeitet habe.

Pangkofer, Buchdruckergesch. Regensburgs S. 25–29. Kirchhoff, Gesch. d. deutschen Buchhandels I, 146. Weller, Repertor. (im Register).