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Artikel „Klimsch, Eugen“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 228–230, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klimsch,_Eugen&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 17:53 Uhr UTC)
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Klimsch: Eugen (Joh. Georg) K., Maler und Zeichner, geboren am 29. November 1839 in Frankfurt a. M., † am 9. Juli 1896 ebendaselbst. Sein Vater Ferdinand Karl K., geboren am 12. December 1812 in Böhmisch-Leipa hatte gleichzeitig mit Führich zu Prag seine Ausbildung erhalten und sich nicht allein als Maler und Zeichner, sondern auch in allen Zweigen der Graphik, als Lithograph, Radirer und Holzschneider hervorgethan; er entwickelte nach seiner Uebersiedlung zu Frankfurt eine rastlose Thätigkeit; Arbeit war seine einzige Freude und Erholung. In seiner Jugend schuf er im Wetteifer mit Führich’s „Wildem Jäger“ und der „Genovefa“ historische Scenen, wie die Federzeichnungen mit „Adolf von Nassau’s Heldentod“, „Ritter im Walde“ und „Einsiedler“ à la Moritz v. Schwind, fertigte für Kunstgewerbemeister Entwürfe, lieferte Illustrationen, Tuschzeichnungen und Holzschnitte, lithographirte vielerlei Ereignisse, darunter den großen „Festzug in Frankfurt zur hundertjährigen Geburtstagsfeier Schiller’s“ (1859), malte Oelbilder aller Art, auch „Zephyre mit Blumen“, also eifrig, immer rüstig und unermüdlich, daß der alte Herr mit seinen jugendfrischen Wangen und freudestrahlenden Augen erst auf dem Sterbebette (15. November 1890) den Griffel aus der Hand legte. Bei diesem erfahrenen Praktiker, der in Wort und Beispiel vorausging, empfing Eugen K. spielend die ersten Rudimente in den mageren Erholungsstunden, welche der Besuch von Gewerbeschule und Gymnasium übrig ließ, wobei er nach dem Willen des Vaters beide Hände, ebenso wie Lionardo da Vinci, Johann Schraudolph und A. Menzel gleichmäßig [229] ausbilden mußte, daß er mit der Rechten wie mit der Linken mit Stift, Pinsel, Schneidemesser und Meißel, Cirkel, Grabstichel und Radirnadel zu handiren im Stande war. Mit solchen Vorkenntnissen wohl ausgerüstet wurde Eugen in die für ihn zuträglichste Obhut bei Professor Andreas Müller (1830, † 1901), an die Münchener Akademie (1860–65) gesendet; auch dieser forderte wie der strenge Vater, die ebenbürtige Durchbildung von Form und Idee, vereint mit dem gründlichsten Studium der Natur. „Tadellos in der detaillirtesten Ausführung und dabei doch von einem mächtigen Zug, blieb K., weit entfernt von aller Kleinlichkeit, trotz der beschränkten Ausdehnung immer groß im Entwurf und in der Wirkung.“ Ebenso wie Peter Herwegen (siehe A. D. B. L, 263) und sein Lehrmeister Andreas Müller cultivirte K. allerlei Ehrendiplome und Adressen, immer mit vornehmer Stimmung, mit verblüffender Sicherheit und unnachahmlicher Grazie. „Lieber nichts, als etwas Häßliches oder nach seiner Frankfurter Mundart „Nor nix Wüschtes“ – ganz im Gegensatze zu der heute florirenden „Jugend“ und Secession. Das bewies er auch mit seinen heiteren Einladungskarten zu den Tanzkränzchen, Faschingsfesten und Maienspielen „Jung-München“. Seine Kleinmalerei auf Pergament machte ihn bekannt in Paris, London und New-York: köstliche Blätter, mit den originellsten Einfällen. Mit eminenter technischer Kenntniß in Fresko-Oelmalerei, die er sich in mühevoller Lehrzeit zu eigen gemacht, paßte er seine Wandbilder in jeden zur Verfügung gestellten Raum; je ungünstiger die von Stukkaturen und architektonischen Verzierungen beliebten Surports schienen, desto fröhlicher schickte er sich, mit einer den alten Italienern abgelauschten Behaglichkeit des darstellenden Erzählertons in die gegebene Form. Mit gleicher Gewissenhaftigkeit arbeitete K. im Porträt, als Monumental- und Genremaler, als Illustrator und Holzstockzeichner – immer neu, anmuthend und fesselnd, Freude, Vergnügen und Lust bereitend. Seit 1865 wieder in Frankfurt, als Professor angestellt und verheirathet schuf er das prachtvolle Deckengemälde im Hause des Generalconsuls Oppenheimer und die Plafonds im Palmengarten; auch einige Lloyddampfer verdanken ihm ihren ganzen bildnerischen Schmuck – jeder zum mindesten mit 40 oder mehr, theilweise recht umfangreichen Compositionen. Dazwischen entstanden im buntesten Wechsel die anziehendsten Genrestücke: Vertrauliche Scenen, stille Raucher, Frühlingsidyllen, Cavaliere in der Schenke, schäkernde Nymphen und Amoretten, die Jahreszeiten, Schachspieler, Sänger und Küchenfeen; junge Dämchen im Stile des XVI. Säculums, Tanzboden-Recognoscirungen (1882), Kartoffelschälerinnen, Musikunterricht; als Pastell auch eine vielgepriesene „Aegypterin“, dann das innige, hinausgejubelte „Mutterglück“ (1888, als Holzschnitt in der „Gartenlaube“ 1890); oder humoristische Sächelchen: ein junges, bäuerliches, eifersüchtiges „Liebespaar“ oder ein holdseliges Mädchen, welches den trutzenden Eros vom Baume herabzuschütteln trachtet (1890), auch eine „Madonna“ in altdeutscher Säulenhalle, muthwillige Landsknechte u. s. w. Dann setzte es wieder zahlreiche Illustrationen zu Novellen und Romanen, wie „Prinzeß Tausendschön“ nach Kletke’s bekannter Erzählung, auch ganze Serien zu den Kindermärchen der Brüder Grimm, zu Walter Scott’s „Ivanhoe“ und „Quentin Durwart“, Georg Lang’s „Sonnenblicke aus dem Lenz des Lebens“ zu Frommel’s „Ges. Schriften“, R. A. Lottka’s „Kinderträumen“, für „Das Kränzchen“ der Clementine Helm, Elise Polko’s „Dichtergrüße“, zu Schiller’s „Maria Stuart“, auch „Feder-Zeichnungen“ in Autographientinte, die Holzschnitte zu Shakespeare’s „Zähmung der Widerspenstigen“ u. s. w. In allen diesen Schöpfungen zeigte sich K. als ein mit den besten Zeitgenossen geistesverwandter, mit Richter-Hendschel, Thumann und Schwind wetteifernder origineller, [230] hochbegabter Künstler, dessen plötzliches gewaltsames Ende ein unbegreifliches Räthsel bildet.

Vgl. Maillinger, Bilderchronik 1876. III, 113. – Franz Graf in „Kunst für Alle“ 1893. VIII, 113 ff. – Fr. v. Bötticher 1895. I, 696. – Singer 1896. II, 351. – Illustrirte Zeitung, Lpz. 107, 100. – „Kunst unserer Zeit“, August- und September-Heft 1896. – Ausstellung aus seinem Nachlaß im Münchener Kunstverein, Mai 1897.