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Artikel „Kiechel, Samuel“ von Wilhelm Heyd in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 711–712, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kiechel,_Samuel&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 08:24 Uhr UTC)
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Kiechel: Samuel K., geb. 1563, † 1619, gehörte einer Familie (Kiechel v. Kiechelsberg, auch Küchel) an, welche ursprünglich in Freiburg im Breisgau, vom dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts an aber in Ulm wohnte. Der Trieb, fremde Länder zu sehen, ließ ihn nicht lange in der Heimath weilen. Ein fünfmonatlicher Aufenthalt in Paris genügte seiner Wißbegierde nicht; 22 Jahre alt, machte er sich zu einer Reise auf (23. Mai 1585), von welcher er erst nach vierjähriger Abwesenheit zurückkam (30. Juni 1589). Wohl unterrichtet, ohne sich einer eigentlich gelehrten Bildung zu erfreuen, ausgestattet mit einer guten Beobachtungsgabe und glücklichem Humor, durchwanderte er einen großen Theil von Europa, schiffte dann von Venedig aus nach Syrien über und kehrte über Aegypten und Konstantinopel ins Abendland zurück. Auf die von K. hinterlassene Reisebeschreibung machte zuerst Prälat v. Schmid aufmerksam, indem er aus dem der Kiechel’schen Familie gehörigen Originalmanuscript Auszüge (in modernisirter Sprache) durch das Morgenblatt (Mai bis October 1820) und das Hormayr’sche Archiv für Geographie, Historie etc. (Mai bis December 1820) veröffentlichte. In der ursprünglichen Fassung (Ulmischer Dialect) kam zunächst [712] derjenige Abschnitt, welcher die russischen Ostseeprovinzen betrifft, im vierten Bande der Mittheilungen aus dem Gebiete der Geschichte Liv-, Esth- und Kurlands 1849 ans Licht. Eine vollständige Ausgabe veranstaltete Professor Haßler 1866 (86. Publikation des litterarischen Vereins zu Stuttgart). Zeuge von bedeutenden Ereignissen war K. nur selten, aber Sitten und Bräuche der verschiedenen Nationen, die in jedem Lande übliche Manier zu reisen, den gegenseitigen Verkehr und Productenaustausch schildert er recht gut. Orientalisten werden das Bild, welches K. von den Städten Haleb und Damaskus einerseits, von dem Treiben der Beduinen andererseits entwirft, als gelungen anerkennen müssen; wer sich für die Geschichte der heiligen Orte in Palästina und am Sinai interessirt, appellirt nicht ohne Ausbeute an seine Wahrnehmungen. Weniger interessant ist die Europa betreffende Abtheilung; doch wird uns durch Partien, wie die Winterreise in Schweden und der Frühlingsaufenthalt in Malta, ein Blick in Gebiete eröffnet, welche damals nur selten der Fuß eines Deutschen betrat.

Quellen außer den bereits genannten: Weyermann, Neue Nachrichten von Ulmer Gelehrten und Künstlern (Ulm 1829), S. 218 f. Adelung, Kritisch-litterar. Uebersicht der Reisenden in Rußland bis 1700, Bd. I S. 370 ff. Tobler, Biblioth. geogr. Palaest., p. 83.