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Artikel „Kesler, Nicolaus“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 659–660, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kesler,_Nicolaus&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 22:35 Uhr UTC)
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Kesler: Nikolaus K. (Keßler), Buchdrucker zu Basel zu Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. Gebürtig von Bottwar, einem Städtchen im württembergischen Unterlande, wo auch der zu Lyon 1478 zuerst druckende Martin Huß geboren war, erhielt er laut dem rothen Buche der Baseler Kanzlei im J. 1480 das dasige Bürgerrecht und bekleidete mit der Zeit ansehnliche Ehrenstellen. Denn das Aemterbuch vom J. 1496 verzeichnet ihn als Meister zum Schlüssel, ein Rathsprotokoll von 1500 als Deputirten und in einem seiner jedoch undatirten Drucke „Margarita Decretalium“, welchem Seb. Brant ein lateinisches Gedicht vorgesetzt hat, redet ihn dieser an „Consule te gaudet Basilea et cive probato“, woraus man schließen könnte, daß er auch zu irgend einer Zeit Bürgermeister zu Basel gewesen sei. Wie vor ihm der Baseler Drucker Joh. Amerbach (Bd. I, 398) seine Dankbarkeit gegen das Carthäuserkloster im St. Margarethenthal (das jetzige Waisenhaus) für ihm bewiesene Gefälligkeiten dadurch an den Tag legte, daß er von jedem Werke, das er druckte, ein Exemplar in die Klosterbibliothek schenkte, so gedenkt auch das handschriftlich auf der Baseler Bibliothek vorhandene Jahrzeitenbuch dieses Klosters unseres Druckers mit den Worten: „Oretur pro Nicolao Kesler cive et impressore Basil. qui donavit Textum sententiarum impressum valentem 1 floren …“ Seine typographische Thätigkeit fällt in die Jahre 1486–1509. Daß er auch zu Antwerpen gedruckt habe, ist eine ganz unerwiesene s. Z. durch den wenig zuverlässigen Bibliographen Maittaire in s. Annal. typogr. p. 481 aufgebrachte Angabe, gleichwohl hat in jüngster Zeit auch v. d. Linde in seinem „Gutenberg“ (1878) S. 106 K. für Antwerpen und zwar für die Jahre 1487–1489 aufleben lassen, während doch Drucke aus diesen beiden Jahren mit seinem Namen und „Basel“ versehen, nachgewiesen sind, und daß er etwa auch eine Filiale zu Antwerpen besessen habe, hat noch niemand behauptet. Wahrscheinlich wurde Maittaire hiezu verleitet durch den Namen des holländischen Druckers Ketelaer (vgl. d.), der zufällig auch denselben Vornamen führte, aber nicht einmal in Antwerpen, sondern in Utrecht seine Presse hatte, und schon Panzer a. a. O. I, 161 hat diesen Irrthum, wie es sich gebührt, mit „male“ gerügt. Das Buchdruckerzeichen des K. hat Roth-Scholtz in seinen Insignia N. 33 nachbilden lassen: zwei Schilder an einem dürren Aste und in jenen sein Name. Wie sein Geburtsjahr ist auch das seines Todes unbekannt, doch fällt das letztere aller Wahrscheinlichkeit nach, wenn nicht noch in das Jahr 1509 so doch in 1510, denn sein letzter bis jetzt bekannt gewordener Druck ist datirt „MDIX in mense Decembri“. Unter seinen 70 Preßerzeugnissen, sämmtlich in lateinischer Sprache und jeglichen Formates, von welchen jedoch sieben ohne seinen Namen, sowie mit Ausnahme von zweien alle in gothischer Schrift gedruckt, zeichnen sich vor allen aus: „Petri Lombardi libri IV. Sententiarum“ 1486. Fol., am Ende: „non atramentali penna cannave. Sed quadum ingeniosa arte imprimendi …“ (auf dem Wiederdrucke von 1502 nennt sich der Drucker, jedenfalls in Folge eines Druckfehlers „Kellers“); „Moralissimus Cato cum elegantissimo commento“ 1486, 1488, 4. „Biblia“ (latina) 1487. Fol. „Facetiae Poggii“ 1488, 4. „Jac. de Voragine Historia Lombardica“ 1495. Fol. „Clarissimi Felicis Hemmerlin … opuscula et tractatus“, Fol. o. J., aber die metrische Dedication des Seb. Brant an den Churfürsten Hermann von Cöln ist datirt aus Basel vom 13. Aug. 1497; „Liber Epistolarum sancti Hieronymi“ 1497. Fol. (mit römischer Schrift gedruckt); „Epistolare Franc. Philelfi“ 1500, 4 (mit römischer Schrift gedruckt). Das letzte Druckwerk vom J. 1509 ist „Bonifacii Symonetae … de christ. fid. et Roman. Pontific. persecutionibus opus“ Fol., von welchem Hier. Emser der Herausgeber war.

Helmschrot, Alte Sprachdenkmale S. 122, 128, 195–96. Denis, Suppl. I, 118, 215, 303, 428, II, 611. Panzer A. t. VI, 176, 177. Stockmeyer, [660] Baseler Buchdruckergesch. S. 51–65. Grässe, Trésor I, 154, IV, 249. V. d. Meersch, Recherches p. 131.