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Artikel „Kautz, Jakob“ von Adolf Brecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 510–511, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kautz,_Jakob&oldid=- (Version vom 3. November 2024, 22:45 Uhr UTC)
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Kautz: Jakob K. (Cucius), evangelischer Prediger, später Wiedertäufer, geb. um 1500 zu Bockenheim, 1524 im geistlichen Amte in Worms, der reformatorischen Lehre der Straßburger zeitig zugethan, doch auch bald seine eigenen Wege gehend, war eine durch bedeutende Gaben ausgestattete Persönlichkeit. Aber gerade diese brachten ihn früh zu Falle. Seine außerordentliche Beredsamkeit, die ihm einen weitgehenden Einfluß auf seine Hörer gewährte, sein damit verbundenes Geschick in der Dialektik, endlich seine stark ausgeprägte Eitelkeit und rücksichtslose Hartnäckigkeit weckten in ihm bald die Unzufriedenheit mit der geordneten Entwickelung der kirchlichen Verhältnisse in Worms, brachten ihn in Conflict mit seinen Amtsbrüdern, wie mit einem Theile seiner Gemeinde und [511] führten ihn endlich den 1526 von Straßburg aus in die Pfalz eindringenden Täufern Haetzer und Denck in die Arme, mit denen er am Pfingstfest 1527 (9. Juni) durch öffentlichen Anschlag von sieben Thesen, die die Gültigkeit des äußeren Wortes Gottes und die Berechtigung der Kindertaufe leugneten, und durch eine schwärmerische, ganz im Sinne der Wiedertäufer verfaßte Einleitung und Motivirung zur öffentlichen Disputation auf Freitag, den 13. Juni, herausforderte. Es ist ungewiß, ob diese stattfand. Jedenfalls haben die Wormser Geistlichen, welche sich Luther angeschlossen hatten, auf jene Thesen geantwortet und ihnen eigene entgegengestellt. Der Erfolg des Tages war gegen K. und seine Freunde; sehr schnell kam die Entscheidung von zwei Seiten: der Kurfürst Ludwig von der Pfalz, beunruhigt durch die Schwarmgeister, ersuchte den Rath von Worms, sie auszutreiben; die Straßburger Geistlichkeit erließ unter dem 2. Juli eine „getrewe Warnung an die erwelten Gottes zu Wormbs über die Artikel, so Jakob Kautz, Prediger zu Wormbs, kürzlich hat lassen ausgehn“. So wurden denn Haetzer, Denck und K., aber leider mit ihnen auch die anderen evangelischen Prediger am 1. Juli vom Rathe und den Zünften aus der Stadt gewiesen, und dadurch das Evangelium in derselben seiner Stütze und Förderung in der Zukunft gänzlich beraubt. K. selbst, wie seine Genossen nachher, erschien bald in Augsburg, bald in Rothenburg a. d. Tauber, bald in Straßburg. Dort fand er in Capito wenigstens für ein Jahr (1528–29) einen nachsichtigen und theilnehmenden Gönner und Beschützer, der sogar Hoffnung erweckte, daß er sich seiner Sache ganz anschließen werde. Doch darin täuschte sich K. Nach einer Unterredung (Juni 1528), die zwischen Capito, Butzer und K. in Straßburg abgehalten wurde, und die die unwahre und ränkevolle Natur Kautz’ offen enthüllte, brachen die ersten beiden alle Verbindungen mit ihm ab. Der Rath duldete ihn noch einige Zeit; als aber K. und sein Genosse Reublin in Predigten auf Plätzen und Straßen das Volk bedenklich aufzuregen begannen, wurden sie eingesperrt (Januar 1529) und nach mannigfachen, aber fruchtlosen Verhandlungen mit den Geistlichen der Reichsstadt aus derselben ausgewiesen. 1532 suchte K. noch einmal eine Zuflucht in Straßburg, aber ohne Erfolg. Sein späteres Leben und Ende sind unbekannt.

Vgl. Th. Keim, L. Haetzer, in den Jahrbüchern für deutsche Theologie, Thl. I, Abth. 2, S. 271 ff. – Röhrich, Die Reformation im Elsaß, I. – Pauli, Geschichte der Stadt Worms, S. 333. – Riggenbach in Herzog’s Realencykl., Aufl. II, Art. Kautz.