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Artikel „Köster, Friedrich“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 755–756, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%B6ster,_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:42 Uhr UTC)
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Band 16 (1882), S. 755–756 (Quelle).
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Köster: Friedrich K., † zu Stade als Consistorialrath und Generalsuperintendent a. D. der Herzogthümer Bremen und Verden, d. h. der jetzigen preußischen Provinz Stade mit Ausnahme des Landes Hadeln, am 16. Decbr. 1878, war geboren zu Kloster Loccum am 30. Juli 1791, als Sohn des dortigen Stiftspredigers Rudolf Gottfried K.; er erhielt in der Taufe die Namen Johann Friedrich Burchard, nannte sich aber nur Friedrich oder Friedrich Burchard. In Schulpforte seit 1805 unter Ilgen erzogen, war er dort mit Schilling, den Nitzsch, Döderlein und Nobbe befreundet, wurde und blieb ein guter Lateiner und zeigte seine Verskunst später in mehrfachen Jubeloden. Seit 1810 studirte er Theologie in Göttingen, nahm dort an der theologischen Societät Planck’s und an einer philologischen Gesellschaft mit Bunsen, Lachmann, Lücke und dem Dichter Ernst Schulze theil und erhielt 1811 den akademischen Preis für eine Abhandlung über den Eid. 1815 wurde er auf Planck’s und Pott’s Zureden Repetent der Theologie, promovirte 1817 und wurde nach Herausgabe seiner „Meletemata in Zachariae proph. cap. 9–14“, deren Echtheit er vertheidigte, 1819 Conventual und Studiendirector des geistlichen Hospitiums zu Loccum. Hier gab er die tüchtige „Urkundliche Geschichte des Klosters Loccum“ des früheren Syndicus Weidemann heraus, auch die Schrift „Immanuel, oder Charakteristik der neutestamentlichen Wundererzählungen“, 1822–1839 war er ordentlicher Professor der Theologie und Director des homiletischen Seminars in Kiel, und wurde 1826 honoris causa zum Dr. theol. ernannt. Er gehörte hier, seit 1822 mit Elise Schlüter kinderlos verheirathet, mit seiner milden, freundlichen und geselligen Natur dem damals wissenschaftlich reich anregenden Gelehrtenkreise verschiedenster Richtung an, überall trotz der Gegensätze beliebt. Hier hat er auch seine bedeutendsten theologischen und orientalischen Arbeiten verfaßt, von denen die „Geschichte des Studiums der praktischen Theologie auf der Universität Kiel“ nicht ohne historischen Werth ist, und sein „Lehrbuch der Pastoralwissenschaft“ wenigstens zeitweilig weit verbreitet war. Von Wichtigkeit war seine Entdeckung der strophischen Anordnung in der hebräischen Poesie, die er 1833 in den „Studien und Kritiken“ („Die Strophen oder der Parallelismus der Verse in der hebräischen Poesie“) publicirte; er sagt von ihr selber, sie werde „vielleicht allein von allen seinen schriftstellerischen Leistungen dauernd auf die Nachwelt kommen“. In ihrem Gefolge gab er ferner „Hiob und Kohelet, nach ihrer strophischen Anordnung übersetzt“ heraus, dann ebenso die „Psalmen“ mit Anmerkungen. Seine theologische, dem Rationalismus zugeneigte, von jedem confessionellen Hader ferne Stellung bezeichnet sein Gutachten als Dekan zu Gunsten des dänische Predigers Göd, der freiere Ansichten über die Ewigkeit der Höllenstrafen geäußert hatte; die dänische Orthodoxie fiel daher heftig über K. her. 1839 wurde er an Ruperti’s Stelle zunächst commissarisch, 1840 aber definitiv erster Consistorialrath und Generalsuperintendent zu Stade, wo einer seiner Geistlichen sofort gegen sein erstes „Sendschreiben“ als nicht genug straff [756] lutherisch auftrat. Als Grundsatz seiner Amtswirksamkeit hielt er fest, „daß das christlich Ethische Princip und Kriterium des Dogmatischen sein müsse“, wodurch er freilich mehr und mehr mit der neueren streitbaren Orthodoxie in Gegensatz trat und zuletzt einflußlos wurde; eine „Auswahl christlicher Gesänge“, mit der er in die Gesangbuchfrage eingreifen wollte, „fand vor den hymnologischen Alterthümlern keine Gnade“; auch seine „Predigten und kleinen Amtsreden“ fanden nur beschränkten Leserkreis. An kleinen Schriften hat er eine erhebliche Anzahl verfaßt. Als Generalsuperintendent suchte er dem alten Pratje auch auf historischem Gebiete nachzueifern und rief durch Herausgabe der Sammlung: „Alterthümer, Geschichte und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden“, Stade 1856, in der Provinz das schlafende geschichtliche Interesse wieder wach. Nachhaltig wirkte er durch die ihm allein zuzuschreibende Gründung des „Vereins für Geschichte und Alterthümer der Herzogthümer Bremen und Verden und des Landes Hadeln“ zu Stade, 1857, dessen ständiger Vorsitzender er war und an dessen (seit 1862 bis jetzt in 9 Bänden erschienenen) Zeitschrift „Archiv“ er sich wiederholt betheiligte. Auch eine kurze Geschichte des Consistoriumes zu Stade hat er geschrieben. Am 25. April 1860 wurde ihm der erbetene Ruhestand bewilligt.

Nach dem in Köster’s Nachlaß gefundenen „Lebenslauf“, gedruckt im Archiv des Vereins für Geschichte etc. zu Stade 7, 169 ff.