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Artikel „Heise, Johann Arnold“ von Werner von Melle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 669–671, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heise,_Arnold&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 03:59 Uhr UTC)
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Heise: Dr. Johann Arnold H., Hamburgischer Bürgermeister, geb. zu Hamburg den 5. Febr. 1747, besuchte die gelehrten Bildungsanstalten seiner Vaterstadt und zeichnete sich schon als Schüler derselben durch reiche Anlagen [670] und insbesondere durch ein nicht unbedeutendes poetisches Talent aus. Ostern 1767 bezog er die Universität Leipzig, wo er seine juristischen Studien begann, zugleich aber auch, seiner Neigung zur Poesie und Litteratur folgend, mit Begeisterung die Vorlesungen Gellerts hörte. Später ging er nach Göttingen und Kiel und ward in letzterer Stadt im August 1771 zum Licentiat der Rechte promovirt. Nach Hamburg zurückgekehrt war er eine Zeit lang rechtsgelehrter Beisitzer des Niedergerichts und widmete sich hernach der Advocatur. Zugleich aber behielt er ein waches Interesse für das lebhafte litterarische Leben jener Zeit, das grade in Hamburg recht eigentlich seinen Mittelpunkt hatte. Zwar weilte Lessing, der hier wenige Jahre vorher seine „Hamburger Dramaturgie“ geschrieben hatte, nicht mehr dauernd in den Mauern der Stadt, doch blieb er noch immer gewissermaßen das Haupt des litterarischen Kreises daselbst und schätzte denselben so hoch, daß er noch 1780 an einen Hamburger Freund schrieb: „Wer in Eurer Gesellschaft hätte bleiben können! wer aus dieser Gesellschaft nur einen Einzigen hier hätte.“ H. aber gehörte mit vielen anderen Männern des praktischen Lebens, die neben ihrer einseitigen Berufsthätigkeit sich einen regen Sinn für alle geistigen Interessen zu bewahren wußten, zu dieser anziehenden Gesellschaft. Insbesondere stand er in freundschaftlichem Verkehr mit Klopstock, Claudius, J. H. Voß und dem großen Schauspieler und Theaterdirector Friedrich Ludwig Schröder und widmete dem Ideenaustausch mit diesen anregenden Geistern seine Mußestunden. Als vielbeschäftigter Advocat ward er 1790 zum Senator erwählt und wußte in Ausübung seines neuen Ehrenamtes schon im folgenden Jahre viel zur Dämpfung der damaligen Handwerkerunruhen beizutragen. 1794 wurde ihm dann die Amtmannschaft von Ritzebüttel, jenes an der Mündung der Elbe gelegenen und für den Hamburger Handel so wichtigen Gebietes, übertragen. Hier in Ritzebüttel war es, wo der 70 Jahre vor ihm zum Hamburgischen Senator erwählte Barthold Heinrich Brockes sich in das Studium der Natur vertiefte und in beschaulichen Mußestunden an den 9 ansehnlichen Bänden seines für die Litteraturgeschichte so bedeutsamen „Irdischen Vergnügens in Gott“ schrieb. Doch die Zeiten hatten sich seitdem geändert. 1795 hielten hannoversche Truppen 5 Monate lang das Amt besetzt, um eine gefürchtete Landung der Franzosen abzuwehren, und 1800 standen die Preußen ein Jahr lang in Ritzebüttel, da man die Ankunft einer englischen Flotte erwartete. Die Fluth der Ereignisse aber, die seit Beginn der französischen Revolution über Europa hereingebrochen, hatte eine Reihe von hervorragenden und interessanten Persönlichkeiten auf dem engen Raum der Ortschaften Cuxhaven und Ritzebüttel zusammengeführt. Hier hielten sich damals vor allem zahlreiche Emigranten auf, wie die Herzöge von Angoulème und Berry, Bouillé, Damas, Polignac und der Minister Choiseul, ferner die Herzöge von Cumberland und Cambridge, der Herzog (später König) Friedrich von Württemberg, der Erbstatthalter Wilhelm V. von Oranien mit seinem Sohne, dem späteren König der Niederlande, Paoli, der kühne aber unglückliche Vertheidiger Corsicas, Blücher u. A. Mit diesen Gästen zog ein gewiß von dem seligen Brockes nie geahntes Leben in sein stilles Amt Ritzebüttel ein. H. indeß fühlte sich, wenn es auch an schweren Amtssorgen in jener bedrängten Zeit nicht fehlte, in diesem neuen, angeregten und geistreichen Kreise äußerst wohl. Nachdem seine Amtmannschaft noch außergewöhnlicher Weise um 3 Jahre verlängert worden, kehrte er 1803 nach Hamburg zurück, wo er im Jahre 1807 zum Bürgermeister erwählt wurde und als solcher 1810 die traurige Pflicht hatte, seine Vaterstadt den Franzosen zu übergeben. Unter dem dann folgenden französischen Regiment war er 1811 provisorischer Maire, später Mitglied des Generalconseils des Departements der Elbmündungen sowie percepteur des contributions directes und hatte über den in Hamburg residirenden [671] Fürsten von Eckmühl soviel Einfluß errungen, daß er, wenn auch nicht die allgemeine schwere Noth jener Zeit, so doch manche einzelne Trübsal und Bedrängniß von seiner geliebten Vaterstadt abzuwenden vermochte. Nach der Befreiung Hamburgs im Anfang des Jahres 1813 wieder als Bürgermeister eingesetzt, mußte er schon im April dieses Jahres vor den wiedereinziehenden Franzosen flüchten, konnte jedoch im Jahre 1814 in seine wieder befreite Vaterstadt zurückkehren und seine alte Würde von neuem übernehmen. Noch 20 Jahre hindurch widmete der damals 67jährige Mann seine reiche Begabung sowie seine unermüdliche Arbeitskraft dem bürgerlichen Gemeinwesen, an dessen Spitze zu stehen er als echter Hamburger bis zu seinem Tode als die höchste Ehre betrachtete. Doch auch außerhalb Hamburgs wurden seine Verdienste anerkannt, und die Universität Kiel verlieh ihm im Jahre 1821, 50 Jahre nachdem sie ihn zum Licentiaten promovirt hatte, honoris causa die Doctorwürde. Er starb 87 Jahre alt am 5. März 1834.

Hamb. Schriftstellerlexikon Bd. III S. 107 ff. Neuer Nekrolog der Deutschen 1834 Th. I S. 219 ff. Memoria J. Arnoldi Heise a Chr. Petersen Hamburg 1835. Buek, Hamburgische Bürgermeister, Hamburg 1840 S. 281 bis 286. G. A. Heise von Dr. W. von Bippen, Halle 1852.