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Artikel „Fronius, Friedrich“ von Friedrich Schuller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 205–207, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fronius,_Friedrich&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 07:25 Uhr UTC)
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Fronius: Franz Friedrich F. wurde am 9. Januar 1829 in Nadesch (Szàsz-Nádos) im Klein-Kokler Comitate als der Sohn des dortigen evang. Pfarrers Georg Fronius geboren und starb als Pfarrer von Agnethlen am 14. Februar 1886. Nach Absolvirung des evang. Gymnasiums in Schäßburg, wo er vor allem M. Schuller, G. Binder, G. D. Teutsch und J. K. Goos als seine Lehrer hochschätzte, kam er 1847 an die Universität nach Leipzig, um sich zum Lehrer und Seelsorger heranzubilden. Hier besuchte er die theologischen Vorlesungen von Winer, Theile, Krehl, Tuch, Niedner und Fricke und die philologischen Collegien bei Haupt, Jahn, Klotz, Stallbaum. Geschichte hörte er bei Wachsmuth, Philosophie bei Hartenstein und Weiße, Psychologie und Pädagogik bei Lindner, Katechese bei Plato, Naturgeschichte bei Naumann und Kunze und Nationalökonomie bei Roscher. Nach zwei und einem Viertel Jahr verließ F. Leipzig, um in die Heimath zurückzukehren. In dieser fand er alles durch die Revolution verändert, die manches Opfer gefordert hatte, [206] wodurch auch sein Elternhaus schwer betroffen worden war. Nach einem kurzen Aufenthalte im väterlichen Hause, begab er sich nach Hermannstadt, um die Erziehung der Kinder des k. k. Generals und Militärdistrictscommandanten Chavanne zu übernehmen. Der Aufenthalt in dem glänzenden Hause des Generals erlangte schon nach sechs Monaten dadurch sein Ende, daß F. in eine erledigte Lehrerstelle an das Schäßburger Gymnasium berufen wurde (October 1850). Wie die übrigen Gymnasien des siebenbürgischen Sachsenlandes trat gerade damals auch das Schäßburger in die neue Organisation ein, welche, auf der Grundlage des Organisationsentwurfes für die Gymnasien und Realschulen Oesterreichs durchgeführt, den siebenb.-sächsischen Lehranstalten den Weg einer neuen Entwicklung öffnete. Den Fortbestand aller dieser Anstalten hatte schon am 22. August 1850 die sächsische Universität durch ihre Widmung jährlicher 50 000 Gulden Conv. Münze für die Gymnasien ermöglicht. In dem Lehrerkreise, in den F. in Schäßburg eintrat, war er einer der eifrigsten und pflichtgetreuesten; seine ernste und vielseitige wissenschaftliche Bildung, sein tiefes Verständniß der jugendlichen Seele, sein gesammtes Wesen, das nie nur nach äußerem Scheine jagte, sondern gewissenhaft die Sache wollte und ein lebendiges Bewußtsein von der Bedeutung organischer Einordnung in ein Ganzes hatte, bot reiche Bürgschaft für beste Lehrerthätigkeit. Während der acht Jahre, in der F. als Lehrer wirkte, nahm besonders seine Vorliebe für Naturgeschichte immer mehr zu und vorzüglich der Botanik schenkte er seine besondere Aufmerksamkeit. Um die einheimischen Pflanzen kennen zu lernen, unternahm er mit Michael und Karl Fuß, mit E. A. Bielz und L. Reißenberger größere und kleinere Ausflüge, deren Eindrücke und wissenschaftliche Ausbeute in dankenswerthen Aufsätzen auch größeren Kreisen zugänglich gemacht wurden. So erschienen von ihm: „Zwei botanische Excursionen auf die Frumoase und den Bucsecs“; „Beobachtungen während des Jahres 1855 und 1856 über periodische Erscheinungen im Tier- und Pflanzenreiche aus der Umgebung von Schäßburg“; „Eine naturhistorische Excursion auf den Negoi“; „Ausflug auf die Hargitta am 1. Juni 1857 und eine naturhistor. Excursion in das Szeklerland“ (Verhandlungen und Mittheilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften, VI.–IX. Jahrgang). Seine bedeutendste Arbeit auf dem naturwissenschaftlichen Felde, seine „Flora von Schäßburg, ein Beitrag zur Flora von Siebenbürgen“, im Programm des evang. Gymnasiums in Schäßburg 1857–1858 erschienen, gibt ein zuverlässiges, auf eigner Forschung ruhendes systematisches Verzeichniß der Schäßburger Flora, enthält aber nur die Phanerogamen. An diese Arbeiten reihen sich: „Zwei Tage auf dem Surul und sechs Tage im Szeklerlande“ im Archiv für siebenbürgische Landeskunde N. F. III und „Zur Charakteristik der siebenbürgischen Karpathenflora“ im Jahrbuch des siebenbürgischen Karpathenvereins I. In die Reihe der botanischen Arbeiten von F. gehört wenigstens theilweise: „Zur Erinnerung an Dr. Johann Christian Gottlob Baumgarten“ (Archiv f. siebenbürgische Landeskunde N. F. XI), wo er, ein deutsches Gelehrtenleben in Siebenbürgen schildernd, einen werthvollen Beitrag zur Geschichte der Botanik in diesem Lande liefert.

Bedeutungsvoller als die bisher genannten Arbeiten Fronius’ sind für die siebenbürgisch-sächsische Litteratur und nicht nur für diese seine culturgeschichtlichen Schriften. Sie sind gesammelt herausgegeben worden unter dem Titel: „Bilder aus dem sächsischen Bauernleben in Siebenbürgen. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte“ bei C. Graeser in Wien (1. Aufl. 1879, 2., veränderte Aufl. 1883, 3. Aufl. als dritter Band der siebenb. deutschen Volksbücher 1885). In diesen Bildern gelangt der Lebenslauf des siebenbürgisch-sächsischen Bauern von der Wiege bis zum Grabe zu meisterhafter Darstellung. [207] Eine Anzahl der besten Männer des deutschen Volkes brachte F. brieflich den lebhaften Ausdruck ihrer Freude an den Bildern dar. In seiner Lebensstellung hatte sich schon 1859 eine Wandlung vollzogen, er war aus dem Lehrerberuf geschieden und in das Pfarramt eingetreten. In diesem Jahre war er nämlich in die Pfarre nach Arkeden bei Schäßburg berufen worden. Für den neuen Wirkungskreis war er durch seine ihm angeborene Freundlichkeit und seine Liebe zum Volke ganz besonders geeignet. Von hier sendete er seine dreizehn lateinisch geschriebenen „Litterae obscurorum virorum“ aus, in denen er in Sprache und Darstellung die altbekannten Vorbilder glücklich nachahmend, bestehende Uebelstände jener Tage zur Sprache brachte und Zeitbilder lieferte, „bei denen die Wahrheit mitten im Bilde, in der Umrahmung des Bildes aber Wahrheit und Dichtung gemischt lag“ (Siebenb. Quartalschrift und Hermannst. Zeitung 1860 und 1861). Seiner Gemeinde aber schenkte er in seinen „Beiträgen zur Entwicklungsgeschichte der evangelisch-sächsischen Gemeinde Arkeden“ (Hermannstadt 1866) eine von scharfer Beobachtung und ernster Forschung zeugende dörfliche Geschichte, welche „Jungen und Alten“ der Gemeinde „die treue Liebe zu ihrem Heimathsorte und den regen Sinn für die höchsten Güter des Lebens erhalten und befestigen und an der näheren Kenntniß der Heimath die Liebe zu Volk und Vaterland entzünden“ will. Nach neunjähriger segensreicher Thätigkeit in Arkeden wählte ihn die Marktgemeinde Agnethlen zu ihrem Pfarrer. Hier führte er den von seinem Vorgänger G. D. Teutsch begonnenen Schulbau zu Ende und schuf einen Schulgarten, der in seiner Zweckmäßigkeit und Schönheit Fronius’ Namen weit durch das Land trug.

Im Kreise seiner geistlichen Berufsgenossen erfreute sich F. hohen Ansehens. Jahre lang ist er Dechant des Schenker Capitels, mehrere Male Vertreter desselben in der geistlichen Synode und seines Kirchenbezirkes in der siebenbürgisch-sächsischen Landeskirchenversammlung gewesen. Im J. 1874 vertrat er als Abgeordneter den siebenbürgisch-sächsischen Gustav Adolf-Hauptverein bei der Hauptversammlung in Stuttgart und wurde zum Vertreter des Großschenker Stuhles in die Generalversammlung der sächsischen Nationsuniversität erwählt.

F. gehörte ferner dem siebenbürgischen Verein für Naturwissenschaften fast von dessen Gründung an, war Ausschußmitglied des Vereins für siebenbürgische Landeskunde, des siebenbürgisch-sächsischen Landwirthschaftsvereins u. s. w. und stand im eifrigen Verkehr mit der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien sowie mit mehreren in- und ausländischen Botanikern. F. ist im Agnethler Schulgarten ein Denkmal gesetzt worden.

Vgl. G. D. Teutsch, Denkrede auf Franz Friedrich Fronius im Archiv des Vereins für siebenb. Landeskunde, N. F. XXI. – Trausch-Schuller, Schriftstellerlexikon der Siebenbürger Deutschen. I. u. IV.