ADB:Lindner, Friedrich Wilhelm

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Artikel „Lindner, Friedrich Wilhelm“ von Georg Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 737–738, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lindner,_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 06:03 Uhr UTC)
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Lindner: Friedrich Wilhelm L., angesehener Leipziger Schulmann im Sinne Pestalozzi’s, † 1864. – L., geboren in Weida 1779, studirte in Leipzig Philologie und Theologie und unterrichtete an der dortigen Zillich’schen Privatschule. Seit 1803 war er an der neugegründeten, von Gedike geleiteten Bürgerschule als Hülfslehrer thätig und rückte 1805 in eine ordentliche Lehrerstelle ein. Im Jahre darauf erwarb er sich die Magisterwürde; 1808 erhielt er auf Grund seiner Arbeit „De methodo historico-genetica in utroque genere institutionis adhibenda cum altiori tum inferiori“ die venia legendi in der philosophischen Facultät der Universität Leipzig. 1815 wurde er, nachdem die 1810 und 1811 eingegebenen Gesuche um Beförderung von der philosophischen Facultät nicht befürwortet worden waren, zum außerordentlichen Professor der Philosophie, nicht der Pädagogik, wie er sich wünschte, ernannt. Wie er in seiner akademischen Thätigkeit das Studium der Erziehungswissenschaft unter den Studenten zu beleben bemüht war, so trat er 1818 mit dem Plane der Begründung eines Erziehungsvereins hervor, der aus 12 Ehrenmitgliedern und 30 ordentlichen Mitgliedern bestehen sollte. Unter den ersteren wurden die Pestalozzianer Falk, Freiherr v. Kottwitz, v. Türck, Kajetan v. Weiler, v. d. Recke-Vollmerstein, Blumhardt, Snethlage u. A. m. genannt. Aber eine königliche Entscheidung vom Jahre 1820 hob den Verein auf, da „die Tendenz dieses Vereins weniger auf Unterricht und Uebungen in der Didaktik und Methodik, als auf eine das Universitätsleben überschreitende und nach Ablauf des Studirens fortgesetzte, in ihrer Gemeinnützigkeit höchst zweifelhafte Wirksamkeit der Mitglieder derselben gerichtet“ sei. Dagegen wurde ihm im J. 1825 eine außerordentliche Professur für Katechetik in der theologischen Facultät übertragen; seit 1826 leitete er eine katechetisch-pädagogische Gesellschaft. Mehrfach ergingen an ihn Berufungen, so 1810 an das Pädagogium zu Basel, 1811 an die Universität Königsberg, 1812 an das Seminar zu Stettin. 1826 wurde er von der theologischen Facultät der Universität Königsberg zum Ehrendoctor der Theologie ernannt. Gegenüber [738] den in Leipzig herrschenden Sokratikern, von denen Dolz ihn scharf angriff (Tzschirner, Memorabilien, 1. Band, Leipzig 1810, S. 163–176), vertrat er die Gedanken Pestalozzi’s in seinen Vorlesungen, wie in seinen Schriften, z. B. in der Abhandlung „Ueber die Nothwendigkeit, die Katechetik inbezug auf Religionsunterricht in ihre natürlichen Schranken zu verweisen“, wie in seinem Volksschulunterrichte. Rechnen und Singen waren seine Lieblingsfächer. Auch als Verfasser von Lehrbüchern genoß er großes Ansehen. Während er 1844 seine Lehrerstelle an der Bürgerschule niederlegte, behielt er die Professur an der Universität, sowie die Prüfung der Candidaten des höheren Schulamtes bei. Er starb 1864.

Vogel, Nachrichten von dem Bestehen der 1. Bürgerschule. Leipzig 1834. – O. Lange, Beiträge zur Geschichte der Leipziger Bürgerschule während der ersten 28 Jahre ihres Bestehens. Festschrift zum 100jährigen Jubiläum der 1. Bürgerschule in Leipzig. Leipzig 1904, S. 41–43, 60, 62–64, 68. – Große in den Pädagogischen Studien, N. F. XII (1891), H. 1, S. 32–38; H. 2, S. 73–86. – G. Müller, Zur Entstehungsgeschichte des philologischen, pädagogischen und katechetischen Seminars an der Universität Leipzig in den Pädagogischen Studien, N. F. XVII, S. 13 bis 43. – G. Müller, Katechismus und Katechismusunterricht im albertinischen Sachsen. Leipzig 1904, S. 46–48.