ADB:Baumgarten, Johann Christian Gottlob

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Artikel „Baumgarten, Johann Christian Gottlob“ von Michael Fuß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 159–160, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Baumgarten,_Johann_Christian_Gottlob&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:20 Uhr UTC)
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Band 2 (1875), S. 159–160 (Quelle).
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Baumgarten: Johann Christian Gottlob B., Sohn des Bürgermeisters von Luckau in der Niederlausitz Johann Gottlob B., geb. 7. April 1756 zu Luckau, † 19. Dec. 1843. Seine erste wissenschaftliche Ausbildung erhielt er an der Schule seiner Vaterstadt; im Jahre 1784 bezog er das medicinisch-chirurgische Collegium in Dresden und schon 1785 die Universität Leipzig. Hier war es vorzüglich der Hofrath Pohl, der durch seine Vorlesungen die Liebe zur Botanik in B. mächtig weckte und stärkte. 1790 promovirte B. in der philosophischen und 1791 in der medicinischen Facultät, darauf begab er sich mit Empfehlungen Pohl’s versehen, zu seiner weitern Ausbildung nach Wien. Hier fiel sein Blick auf Siebenbürgen, dieses merkwürdige, nach so manchen Richtungen der Wissenschaft noch immer mit sieben Siegeln verschlossene Land, welches, damals fast noch terra incognita, dem Forschungseifer eine überreiche Ausbeute versprach. Am 4. Juli 1793 in Hermannstadt eingetroffen, fand er an den Freiherren Samuel und Michael Bruckenthal und an dem Protomedicus Dr. Neustaedter einflußreiche Gönner, an dem Normalschuldirector v. Lerchenfeld, an Sigerus u. A. wohlunterrichtete und eifrige Gesinnungsgenossen. Am 12. October 1794 wurde B. zum Physicus (Kreisarzt) von Leschkirch ernannt, von wo er 1801 in gleicher Stellung nach Schäßburg übersiedelte. Dieser Umstand war entscheidend. Hier fand er an dem in Weißkirch, eine Stunde von Schäßburg entfernt, residirenden hochgebildeten und selbst mit großer Liebe die Botanik pflegenden Grafen Johann Haller v. Hallerstein einen hochherzigen und opferwilligen Gönner. So wurde es ihm möglich, 1807 sein Amt niederzulegen und seine ganze Kraft und Zeit seinen Lieblingsstudien zuzuwenden. Auf einer Reihe von Reisen durch ganz Siebenbürgen verschaffte sich nun Baumgarten ein reichhaltiges botanisches Material. Gleichzeitig legte er auch weniger durch Tausch als durch Ankauf ein für die damalige Zeit und seine Verhältnisse großartiges Herbarium an, welches nach seinem Tode durch die Regierung von den Erben angekauft wurde, und sich jetzt in dem Besitz des k. ungarischen Staatsgymnasiums in Hermannstadt befindet. 1819 übernahm B. aufs neue das Physicat zu Schäßburg, welches er bis zum Jahre 1841 (?) verwaltete, wo ein Schlaganfall seiner weitern amtlichen Thätigkeit ein Ziel setzte. Er starb, 87 Jahre alt, nicht gerade in glänzenden häuslichen Verhältnissen, denn den vielen kostspieligen Reisen, dem Herbarium, namentlich aber der Herausgabe seiner „Enumeratio“, für deren Drucklegung er längere Zeit in Wien zubringen mußte, hatte er große pecuniäre Opfer gebracht.

Unter den Schriften Baumgarten’s steht unstreitig oben an seine „Enumeratio stirpium in magno principatu Transilvaniae praeprimis indigenarum, 1816. Tom. 3“, durch welches zum ersten Mal der reiche Schatz der Flora Siebenbürgens der staunenden Gelehrtenwelt zugänglich wurde. Es gibt wenige – wenn überhaupt eine – Provinzen des österreichischen Kaiserstaates, welche aus der damaligen Zeit eine Flora ihres Landes besitzen, die sich ebenbürtig neben Baumgarten’s Enumeratio stellen kann. Der Vorwurf, „dies Werk habe viele Gewächse [160] nach bloßen Vermuthungen als siebenbürgische angeführt, indem es dieselben mit ausländischen von verwandtem Habitus verwechselt; außerdem viele einheimische übergangen“ (Baumgarten’s Enumeratio zählt 2252, die Flora excursoria v. Mich. Fuß 3408, die jüngste Enumeratio 4129 Phanerogamen), ist zwar nicht unbegründet. Aber diese Schwächen sind bei einem ohne alle Vorarbeiten dastehenden Werke nur zu natürlich und verschwinden neben den Verdiensten des Buches.

Es war auf 4 Bände berechnet; die 3 ersten, die Phanerogamen enthaltenden, hat B. selbst herausgegeben; die Drucklegung des 4. Bandes hat erst 30 Jahre später der Verein für siebenbürgische Landeskunde auf seine Kosten veranlaßt. Er enthält die Gefäßkryptogamen und Moose, druckfertig im Nachlasse Baumgarten’s vorgefunden; dann einen Synonymenindex zum ganzen Werke und einige Nachträge von Michael Fuß.

Die übrigen von B. verfaßten Schriften finden sich bei Trausch, Schriftstellerlex. d. siebenb. Deutschen, I. verzeichnet.