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Artikel „Bielz, Eduard Albert“ von Josef Capesius in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 543–545, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bielz,_Eduard_Albert&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 10:28 Uhr UTC)
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Bielz: Eduard Albert B., vielseitigster Kenner und thätigster Sammler auf dem Gebiet der siebenbürgischen Naturverhältnisse, ist geboren in Hermannstadt am 4. Februar 1827 und † ebenda als kgl. ungar. Schulinspector i. R. am 27. Mai 1898. Nach Absolvirung des Gymnasiums und des zweijährigen Curses der sächsischen Rechtsakademie in Hermannstadt zunächst kurze Zeit bei der Cameralforstverwaltung bedienstet, trat er bei Ausbruch des Revolutionskrieges 1849 in die österreichische Armee ein, um nach Wiederherstellung der Ruhe wieder in den Civildienst zurückzukehren und zwar nunmehr auf das Gebiet der Finanzverwaltung. 1869 wurde er infolge seiner ausgebreiteten Arbeit auf dem Gebiet der Landeskunde vom Handelsminister in das statistische Landesbureau berufen – wo er bei der Volkszählung des Jahres 1870 in leitender Stellung mitwirkte – darauf zum Ministerialsecretär und Stellvertreter des Amtsvorstandes ernannt. – 1873 ernannte ihn der Cultusminister zum kgl. ungar. Schulinspector für das damals noch als politische Einheit bestehende Sachsenland, den sogenannten „Königsboden“ in Siebenbürgen und nach dessen Auflösung 1876 für das neugebildete Hermannstädter Comitat. In dieser [544] Zeit war B. – nachdem er 1859 und 1860 bei der geologischen Uebersichtsaufnahme Siebenbürgens durch Hauer, Richthofen, Stache und Stur mitgewirkt – auch wiederholt in amtlichem Auftrag bei Grenzregulirungscommissionen gegenüber Rumänien thätig. Eine bei solchem Anlaß empfangene Verletzung eines Auges mit nachfolgender Erkältung führte zur Erblindung zunächst des einen, dann auch des anderen Auges, so daß B. schon 1878 – mit dem Titel eines kgl. Rathes – in den Ruhestand treten mußte.

Wenn B. auch in seiner amtlichen Thätigkeit – namentlich als Statistiker – Werthvolles geleistet hat, so liegt seine eigentliche Bedeutung doch auf dem Gebiet der Naturforschung, in die ihn schon der Vorgang und die Anleitung des Vaters (Michael B., zunächst Pfarrer, dann Begründer der ersten lithographischen Anstalt in Siebenbürgen, als Sammler und Bearbeiter besonders auf dem Gebiete der Mineralogie, Paläontologie und Conchyliologie thätig) einführte. Dazu kam die fördernde Unterstützung des Mineralogen und Paläontologen J. M. Ackner, des Botanikers M. Fuß u. A. Zahlreiche Ausflüge in alle Gegenden Siebenbürgens brachten ihn bald in den Besitz schöner Sammlungen namentlich von Käfern und Schnecken und (schon von 1845 an) in regen Tauschverkehr mit ausländischen Forschern wie Cl. Hampe, G. A. Dohrn[WS 1] u. A. In dem 1849 durch Mich. B., Ackner, L. Neugeboren, Michael und Karl Fuß und Schur gegründeten siebenbürgischen Verein für Naturwissenschaften fiel ihm naturgemäß eine Hauptrolle zu (1851–1870 war er Secretär, von 1874 bis zu seinem Tode Vorstand des Vereines), wie denn die Entwicklung des Vereines mit seinen großen nach manchen Richtungen einzig dastehenden Sammlungen der siebenbürgischen Vorkommnisse hauptsächlich seiner Mitarbeit zu danken ist.

Seine vielseitige, alle Gebiete der heimischen Naturforschung umfassende litterarische Thätigkeit kommt denn auch vor allen Dingen in zahlreichen Artikeln der „Verhandlungen und Mittheilungen des siebenb. Ver. f. Naturwis.“ zum Ausdruck. Selbständige Forschungsergebnisse hat er besonders auf dem Gebiete der Conchylien- und der Käferfauna aufzuweisen („Fauna der Land- und Süßwassermollusken Siebenbürgens“. Hermannstadt 1867, „Die Erforschung der Käferfauna Siebenbürgens bis zum Schlusse des Jahres 1886“, Verh. u. Mitth. d. sieb. Ver. f. Naturw. XXXVII. 1887). Weitere zusammenfassende Darstellungen von ihm sind: „Fauna der Wirbelthiere Siebenbürgens“ (Hermannstadt 1856. Eine Neubearbeitung in den „Verh. u. Mitth.“ von 1888). „Die Gesteine Siebenbürgens“ (in Jahrb. d. sieb. Karpathenvereins, III. Bd. 1882 und neu bearbeitet in den Verhdl. u. Mitth. von 1889). Am bedeutendsten ist das die gesammten Verhältnisse Siebenbürgens nach dem damaligen Stande der Forschung vorzüglich zur Darstellung bringende „Handbuch der Landeskunde von Siebenbürgen“ (Hermannstadt 1857), eine vollständige „Culturgeographie“ des Landes, wie sie seither nicht wieder versucht worden ist. Bereits erblindet veröffentlichte B. 1881 sein „Reisehandbuch für Siebenbürgen“ (die 2. Auflage 1885 unter dem Titel „Siebenbürgen. Ein Handbuch für Reisende“), welches für seine genaue Kenntniß des Landes und für die Treue der Erinnerung, mit der er alles Gesehene festgehalten, ein beredtes Zeugniß ablegt.

Auch die Sammelthätigkeit und den nach allen Ländern betriebenen Tauschverkehr (namentlich mit Conchylien) hat B., von seinen zahlreichen Bekannten und Freunden (Fachmännern und Dilettanten) unterstützt, bis an sein Lebensende fortgesetzt und auf diese Weise die Bekanntmachung der siebenbürgischen Fauna in weiteren Kreisen wesentlich gefördert. Im ganzen genommen dürfte inbezug auf vielseitige Erkundung und Darstellung der Naturverhältnisse Siebenbürgens B. kaum seinesgleichen finden.

[545] J. Capesius, Ed. Albert Bielz (Verh. u. Mitth. d. siebenb. Ver. f. Naturw. XLVIII. Bd.,1899, S. 1–24).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. gemeint ist wohl Karl August Dohrn (1808-1892)