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Artikel „Biermann, Karl Eduard“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 545–546, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Biermann,_Eduard&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 14:43 Uhr UTC)
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Biermann: Karl Eduard B., Landschaftsmaler, wurde am 26. Juli 1803 in Berlin geboren. Seine künstlerische Erziehung erhielt er auf der Akademie seiner Vaterstadt. Ursprünglich, wie der ihm nahe verwandte W. Schirmer, als Porzellanmaler thätig, ließ er sich durch den Hoftheatermaler Gerst bestimmen zur Decorationsmalerei überzugehen. Seitdem blieb die decorative Richtung für seine Kunst bestimmend und machte sich auch in seinen Landschaften, mit denen er seit dem Jahre 1828 auf den akademischen Ausstellungen in Berlin auftrat, kräftig geltend. Zunächst brachte er Ansichten vom Rhein, die „Burgruine Stolzenfels“, „Bingen“ und „Bacharach“ (1828–1830). Dann lernte er die Schweiz kennen und erntete als Maler der Alpenwelt seine ersten Erfolge. Drei dieser Bilder gingen in den Besitz der Berliner Nationalgalerie über: „Das Wetterhorn in der Schweiz“ (1830), „Der Finstermünz-Paß in Tirol“ und „Burgeis in Tirol“ (1832). Sie zeichnen sich durch ungemein treue Wiedergabe des Terrains aus, sind vorzüglich gezeichnet und verrathen eine Vorliebe für eine ernste, beinahe melancholische Farbenstimmung, die durch scharfe Licht- und Schattenbetonung erreicht wird. Eine Studienreise nach Italien begeisterte ihn, die Reise dieses Landes in zum Theil in großem Maßstabe ausgeführten Bildern festzuhalten, in denen es ihm vor allem auf die Beleuchtungseffecte und auf stimmungsvolle Farbengebung bei strenger Beobachtung einer correcten Zeichnung namentlich in den Architekturpartieen ankam. Ein Theil seiner damals entstandenen Gemälde wurde durch Reproductionen vervielfältigt, z. B. der „Dom zu Mailand“ durch eine Radirung von J. Hasse, die „Tasso-Eiche mit Aussicht auf Rom“ durch eine Lithographie von A. Haun und das „Kloster S. Miniato bei Florenz“ durch eine Radirung von H. Fincke und H. Dröhmer. Eine weitere Frucht seiner italienischen Studien bildet die effectvolle Ansicht von Syrakus, mit der er im J. 1868 den griechischen Saal im Neuen Museum zu Berlin ausschmückte. Durch Eduard Hildebrandt auf die Vorzüge des Aquarells für Landschaftsaufnahmen aufmerksam geworden, verlegte sich B. später mit besonderer Liebe auf diesen Zweig der malerischen Technik. Im J. 1852 unternahm er eine Reise nach Dalmatien, in der Absicht, dieses damals noch wenig bekannte Land für die Kunst zu erschließen. Nach seiner Rückkehr von dort trat er mit 16 mit großer Virtuosität ausgeführten Aquarellen hervor, die ihm den Ruf eintrugen, ein bedeutender Maler auf diesem Gebiete zu sein. Neben seiner privaten Thätigkeit wirkte B. Jahrzehnte lang als Lehrer für landschaftliches Zeichnen und Aquarelliren an der Berliner Bauakademie und wurde als solcher schon im J. 1844 durch Verleihung des Professortitels ausgezeichnet. Auch wurde er zum Mitglied der königl. preußischen Akademie ernannt und bekleidete die Stellung eines Ehrenpräsidenten der „Universal Society for the Encouragement of Arts and Industry“ in London. Sein Privatatelier in Berlin gehörte eine Zeit lang zu den besuchtesten der preußischen Hauptstadt. Als er das Alter herannahen sah, entsagte er dem künstlerischen Schaffen. Er starb als ältestes Mitglied der Berliner Künstlerschaft kurz vor Vollendung seines 89. Lebensjahres am 15. Juni 1892 in Berlin. Nach seinem Tode brachte die Verwaltung der Nationalgalerie daselbst seinen künstlerischen Nachlaß zur Ausstellung.

Vgl. A. Rosenberg, Die Berliner Malerschule. 1819–1879. Berlin 1879. S. 92, 332–333; – Derselbe, Geschicht d. modernen Kunst II, 488. Leipzig 1887. – M. Jordan, Katalog d. kgl. National-Galerie zu Berlin I, 14 u. II, 16. 5. Aufl. Berlin 1880. – Kgl. National-Galerie. [546] Ausstellung d. künstlerischen Nachlasses von Paul Graeb[WS 1] und Karl Eduard Biermann. Berlin 1893, S. 11–16. – Kunstchronik. Leipzig 1892, 93. N. F. III, 508; IV, 330. – Kunst f. Alle VIII, 237. (Absprechende Kritik.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Architektur- und Landschaftsmaler (1842-1892), wird erwähnt im Artikel seines Vaters, Karl Graeb (1816-1884).