ADB:Fischer, Christoph (2. Artikel)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Vischer, Christoph“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 30–31, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fischer,_Christoph_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 22:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Vischer
Band 40 (1896), S. 30–31 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christoph Fischer (Theologe, † 1598) in der Wikipedia
Christoph Fischer in Wikidata
GND-Nummer 116535210
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|40|30|31|Vischer, Christoph|l. u.|ADB:Fischer, Christoph (2. Artikel)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116535210}}    

Vischer: Christoph V., auch Piscator genannt, ist schon A. D. B. VII, 51 f. als Christoph Fischer erwähnt. Zu dem dort Gesagten folgen hier einige Ergänzungen und Berichtigungen. V. wurde am 20. März 1540 zu Wittenberg Baccalaureus und am 25. Januar 1543 (nicht 1544) Magister; er wird im Matrikelbuch als Christophorus Piscator Vallensis aufgeführt. Am 6. Februar 1544 ordinirte ihn Bugenhagen in Wittenberg, weil er nach Jüterbog ins Jungfrauenkloster zum Predigtamt berufen war. Daß er „mit Luther in vertrautem Briefwechsel gestanden“ habe, wie Döllinger (Die Reformation, ihre innere Entwicklung und ihre Wirkungen, 2. Bd., Regensb. 1848, S. 305) sagt, ist wol eine irrige Angabe; wenigstens ist nur ein Brief Luther’s an ihn bekannt (aus dem November 1544; de Wette V, 698 f., an Christoph Piscator), in welchem Luther ihm einige Fragen aus der praktischen Amtsführung kurz beantwortet. Dagegen sehen wir aus dem Corpus Reformatorum, daß V. eine Anzahl Briefe mit Melanchthon, der ihm auch sonst nahe stand, gewechselt hat; fünfzehn Briefe Melanchthon’s an ihn sind hier abgedruckt. Von Jüterbog, wo V. auch Superintendent wurde, kam er als Pastor nach Bensen; in welchem Jahre, ist unbekannt; doch wird es kaum vor 1550 (jedenfalls wol nach 1548) gewesen sein; im September des Jahres 1552 war er in dieser Stellung. Um diese Zeit war er auch verheirathet; seine Frau war eine Tochter von Paulus Knot. In einem Schreiben vom 8. September 1552 an die Grafen Wilhelm und Georg Ernst von Henneberg empfahl Melanchthon ihn den Grafen zum Nachfolger des Superintendenten Caspar Aquila (s. A. D. B. I, 509) in Schmalkalden, und die Grafen beriefen ihn dann auch in dieses Amt. Wann er dieses Amt angetreten, ist unsicher; daß es erst im J. 1555 geschehen sei (wie Koch nach Wetzel berichtet), ist sehr unwahrscheinlich; es wird sehr bald nach der Berufung gewesen sein. Im J. 1571 ward er als Pfarrer und Superintendent nach Meiningen versetzt. Von hier kam er im J. 1574 als Hofprediger nach Celle; sodann im J. 1577 als Oberpfarrer zu St. Marien nach Halberstadt und schließlich im J. 1583 wieder als Generalsuperintendent nach Celle. Hier starb er am 22. Januar 1600 (nach anderen Angaben im J. 1597). V. hat sich an den theologischen Kämpfen seiner Zeit vielfach betheiligt und mancherlei Unannehmlichkeiten davon gehabt. Er gehörte zu den Gegnern des Interim, nahm aber sonst einen milden Standpunkt ein, ohne seiner Stellung als Lutheraner etwas zu vergeben. Am gesegnetsten war wol [31] seine Thätigkeit als Superintendent in den verschiedenen Städten; auf Kirchenvisitationen und als Vorgesetzter der Geistlichen hat er durch Abstellung von Mißständen und Sorge für Erweckung kirchlichen Lebens zur praktischen Durchführung der Reformation beigetragen. – Daß V. der Dichter des Liedes „Wir danken dir, Herr Jesu Christ, daß du für uns gestorben bist“ ist, darf nach den neueren Forschungen als sicher gelten; Selneccer ist nur als solcher genannt, weil es von ihm ein Lied gibt, das auch mit den Worten „Wir danken dir, Herr Jesu Christ“ anfängt. Das Lied ist wahrscheinlich zuerst veröffentlicht in der Vischer’schen „Auslegung der sieben Worte Christi am Kreuz“, von welcher der erste Druck 1572 erschienen sein soll; dann fand es Aufnahme in dem andern Theil des neuen Dresdner Gesangbuches vom J. 1597 und von hier aus dann eine große Verbreitung.

Wetzel, Hymnopoeographia I, 235 ff. – Schamelius, Liedercommentarius, Lpz. 1724, S. 197 und Anhang S. 27 f. – Jöcher II, Sp. 622. – Mützell, geistl. Lieder II, 615, Nr. 344. – Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied V, 248 ff. – Koch, Geschichte des Kirchenlieds u. s. f., 3. Aufl., II, 265 f. – Goedeke, 2. Aufl., II, 195, Nr. 99. – Fischer, Kirchenliederlexikon, 2. Hälfte, S. 395a. – Corpus Reformatorum VII, 1064 und X, 360. – Buchwald, Wittenberger Ordiniertenbuch, S. 36, Nr. 561.