ADB:Fischer, Christoph (1. Artikel)

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Artikel „Fischer, Christoph“ von Heinrich Kellner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 51–52, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fischer,_Christoph_(1._Artikel)&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 21:55 Uhr UTC)
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Fischer: Christoph F. (oder Vischer)[WS 1], geb. zu Joachimsthal, hatte, wie viele seiner Standesgenossen jener Zeit, einen sehr bewegten Lebenslauf. Er wurde 1544 zu Wittenberg Magister, darauf Pfarrer zu Jüterbogk und stand mit Luther in vertrautem Briefwechsel. Durch Empfehlung Melanchthon’s erhielt er 1552 die Stelle eines Superintendenten in Schmalkalden, da der Graf von Henneberg den Caspar Aquila wegen seines Streites mit den übrigen Predigern hatte entlassen müssen. Im J. 1571 wurde er Generalsuperintendent in Meiningen, ging aber schon nach drei Jahren als Oberpfarrer nach Halberstadt und starb 1597 als braunschweigischer Generalsuperintendent und Hofprediger zu Celle. Bei den strengen Lutheranern des Majorismus verdächtig, suchte er durch massive Ausdrücke gegen das Papstthum (siehe seine „Christliche und einfältige Erklärung der Historie des Leidens und Sterbens Christi“, Schmalkalden 1572) diesen Veedacht abzuschwächen. Allein auch in Celle erhoben sich neue Anfeindungen gegen ihn, weil er im dritten Theile seiner Postille den Satz aufgestellt hatte, das Verdienst und der Werth der guten Werke seien nur von der Rechtfertigung ausgeschlossen, aber nicht von der Erneuerung des Menschen, was als eine majoristische und melanchthonische Behauptung angesehen wurde. Als die Herzogin Wittwe zu Gandersheim auch ihren Predigern dieses Werk zur Benutzung empfahl, erhoben diese, die ihm wegen des mit der Postille verbundenen Traktates „Von den falschen Propheten“ und katechetischen Examens, worin obige Behauptung vorkam, besonders gram waren, einen Sturm gegen ihn und verlangten, die Stelle müsse geändert werden, obwol F. sie im lutherischen Sinne zu deuten suchte und durch Unterschreibung der Concordienformel selbst indirect verdammt hatte. Seine Schriften sind: „Erklärung der Passion, Auferstehung und Himmelfahrt Christi, wie auch der Sendung des hl. Geistes“; „Auslegung der sieben Werke am Kreuz, wie auch der fünf Hauptstücken“; „Trostbüchlein wider etliche geistliche Anfechtungen der Christen“; „Spiegel des ewigen Lebens“; „Harmonia evangelistarum in 164 Predigten“; „Auslegung der vier Meistersänger des neuen Testaments“; „Von abergläubischen und altväterischen [52] Segensprüchen über Menschen und Vieh“; „Gottes Wort als eine bewährte Arznei in der Pestilenz“; „Vermahnung an alle Decanos, Pfarrherrn und Unterthanen der Grafschaft Schmalkalden etc.“ Erklärung der Psalmen Davids, Evangelienpostille, Kinderpostille, das Lied: „Wir danken dir Herr Jesu Christ“; „Bericht, warum ein Christ bei evangelischer Lehre verharren und das Papstthum meiden soll“. In seinen Schriften gibt sich mehrfach Unzufriedenheit mit den damaligen Sittenzuständen und der Lage des Predigerstandes kund.

Jöcher. Döllinger, Die Reformation, Bd. II. S. 305 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 40 ein weiterer Artikel.