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Artikel „Aquila, Kaspar“ von August Beck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 509–510, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Aquila,_Kaspar&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 05:18 Uhr UTC)
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Aquila: Kaspar A., eigentlich Adler, evangel. Theologe, geb. 7. Aug. 1488 zu Augsburg, † 12. Nov. 1560 zu Saalfeld. Er erhielt von seinem Vater, welcher Stadtsyndicus zu Augsburg war, eine gute Erziehung, kam 1502 auf die Schule nach Ulm und besuchte später nach damaliger Sitte Italien, um seine Studien fortzusetzen. In Rom hielt er sich einige Zeit auf und machte da die Bekanntschaft des Erasmus, erhielt sogar eine Predigerstelle (1514). Doch gab er dieselbe bald wieder auf und besuchte die damals blühende Universität Leipzig. Nach einjährigem Aufenthalte dort ernannte ihn Franz von Sickingen zu seinem Feldprediger, aber schon im J. 1516 wurde er Prediger zu Jengen bei Augsburg. Das Auftreten Luther’s begeisterte ihn so, daß er mündlich und schriftlich gegen die Mißbräuche der katholischen Kirche eiferte. Da er den Ermahnungen und Warnungen seines Vorgesetzten, des Bischofs Christoph von Stadion zu Augsburg, kein Gehör gab, ließ ihn dieser in ein unterirdisches Gefängniß nach Dillingen bringen. Hier hatte er viel Jammer und Elend auszustehen, bis die Bewohner von Augsburg die Schwester Kaiser Karl’s V., Isabella, Gemahlin Königs Christian II. von Dänemark, baten, sich beim Bischofe für dessen Befreiung zu verwenden. Aquila ging nach seiner Befreiung im J. 1520 nach Wittenberg, wurde 1521 Magister und Lehrer der beiden Söhne Franz von Sickingens auf der Ebersburg. Hier kam er bei der Belagerung der Burg durch die Kurfürsten von Trier, Pfalz und Hessen in große Gefahr. Die Soldaten brachten dem A. die erste vom Feinde hereingeschossene Stückkugel, um sie zu taufen, weil sie den Glauben hatten, der Ort könne dann nicht erobert werden. A. wies das Ansinnen zurück, und da er sich auch durch Drohungen dazu nicht bewegen ließ, steckten sie ihn in einen mit Pulver gefüllten Feuermörser, um ihn über die Mauer hinauszuschießen. Zum Glück zündete [510] das Pulver nicht, und man zog A. wieder heraus und ließ ihn laufen. 1524 wurde er kurfürstlicher Schloßprediger, ging dann 1527 auf Luthers Empfehlung als Prediger nach Saalfeld und wurde 1528 Superintendent. 1530 besuchte er den Reichstag zu Augsburg, wo ihn sein ehemaliger Gegner, der Bischof Christoph von Stadion, sehr freundlich empfing. Gegen das Interim trat A. 1548 mit großer Entschiedenheit auf, und schrieb dagegen: „Christlich Bedenken auf das Interim“ (1548 und 1549). Er zog sich dadurch die Ungnade des Kaisers in so hohem Maße zu, daß der letztere demjenigen, der den A. todt oder lebendig einliefern würde, 5000 Gulden zusicherte. Die Gräfin Katharina von Schwarzburg-Rudolstadt, Wittwe des Grafen Heinrich XXXVII., nahm sich seiner an und verbarg ihn anfangs auf dem Schlosse zu Rudolstadt, dann zu Unter-Maßfeld bei Meiningen. Später wurde er nach Schmalkalden gebracht, wo er 1550 Dekan an der Stiftskirche wurde. In den Osiandrischen Streitigkeiten trat er gegen Osiander auf. Nach der Rückkehr des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmüthigen aus kaiserlicher Gefangenschaft (1552) wurde er von diesem wieder in sein voriges Amt nach Saalfeld berufen. Von nun an verlebte er den Rest seines Lebens in Ruhe.

A. war zweimal verheirathet. Seine 4 Söhne, welche ihn überlebten, waren: David, geb. 1540, † 1614 als Superintendent zu Saalfeld; Hoseas, geb. 1543, † an der Pest 1577 als Prediger zu Camsdorf bei Saalfeld; Zacharias, geb. 1544, † als Prediger zu Blankenburg im Schwarzburgischen; und Johannes, geb. 1547, † 1628 als Prediger zu Obernitz an der Saale. Die Namen dieser Söhne hatte er nach den biblischen Büchern, welche er zur Zeit der Geburt der einzelnen gerade erklärte, gewählt. Luther in seinen Briefen an A. sagt daher in der Regel am Schlusse: „Saluta matrem prophetarum“. Unter seinen zahlreichen Schriften sind vor Allem zu nennen: „Christliche Erklärung des kleinen Katechismus“ (1538), und „Kurze, aber zu unserer Seligkeit höchst nöthige Fragstücke der ganzen christlichen Lehre“ (1547). Uebrigens war er einer der thätigsten Gehülfen Luther’s bei der deutschen Bibelübersetzung. Luther selbst hat geäußert: „Wenn die Bibel verloren würde, so wollte ich sie wieder bei Aquila finden.“

Biographien Aquila’s von Johann Avenarius (1718), Johann Gottlieb Hillinger (1731), Christian Schlegel (1737), Wilhelm Friedr. Aug. Gensler (1816), Schriftenverzeichniß in F. W. Strieder’s hess. Gel.- u. Schriftstellergesch. I. 109.