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Artikel „Ehem, Christoph“ von Friedrich von Bezold in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 693–694, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ehem,_Christoph_von&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 06:21 Uhr UTC)
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Ehem: Dr. Christoph E. (irrthümlich auch Eheim, Oheim, Ohm) stammte aus einer Patricierfamilie der Stadt Augsburg, wo er am 24. März 1528 geboren wurde. Seine Studien, die er erst zu Antwerpen, dann auf den Universitäten zu Straßburg und Padua verfolgte, erstreckten sich auf Jurisprudenz, Philosophie und Medicin. Er wirkte dann mit gutem Erfolg in Tübingen als philosophischer, in Heidelberg als juristischer Professor. Otto Heinrich von der Pfalz, dem er seine sieben Bücher „De principiis juris“ (Basel 1556) widmete, ernannte ihn zu seinem Rath und übertrug ihm das Directorium des Kirchenraths. Sein Einfluß stieg unter Friedrich III., dessen kirchlichen Neuerungen er sich völlig anschloß; er vertrat in dem Streit der Reformirten über die Kirchenzucht die streng calvinische Richtung gegen die „Erastianer“ und in der Politik die Solidarität des deutschen und außerdeutschen Protestantismus. Er erscheint als pfälzischer Gesandter auf den meisten Reichstagen (1559, 1566, 1567) und ständischen Versammlungen und vermittelte namentlich die Beziehungen[WS 1] der Pfalz zu Kursachsen, bis der Sturz der dortigen Kryptocalvinisten auch ihm die dauernde Ungnade des Kurfürsten August zuzog. Für die auswärtige Politik der Pfalz, die er hauptsächlich bestimmte, wurde mehr und mehr der Gedanke einer großen protestantischen Union und die unbedingte Opposition gegen Habsburg maßgebend. Als er nach Polen geschickt wurde, um mit den Gesandten der anderen Kurfürsten die Wahl des Erzherzogs Ernst zu befürworten, wirkte er insgeheim für Heinrich von Anjou, er nahm sogar vorübergehend den Plan auf, die Kaiserkrone an Frankreich zu bringen, und der französische Unterhändler ist hocherfreut über die guten Dienste dieses „ennemy criminel de la maison d’Autriche“. Seit 1574 bekleidete er das Amt des Kanzlers, aber nach Friedrichs Tod wurde er von dessen lutherischem Nachfolger abgesetzt und sogar wegen einer für Johann Casimir, den zweiten Sohn, günstigen Veränderung des kurfürstlichen Testamentes verdächtigt und in Haft genommen (April 1577). Nach der Aussöhnung der Brüder befreit trat er in die Dienste Johann Casimirs als Kanzler (März 1578 – October 1584); doch konnte er seine frühere politische Bedeutung gegenüber dem beherrschenden Einfluß des Dr. Beuterich nicht behaupten. Nur einmal noch, auf dem Augsburger Reichstag von 1582, spielte er als Hauptvertreter des Pfalzgrafen eine hervorragende Rolle; um ihn schaarte sich die protestantische Opposition im Fürstenrath und er knüpfte gleichzeitig mit den unzufriedenen Reichsstädten geheime Beziehungen an. Vor den Kaiser citirt, wies er die Beschuldigungen seiner Gegner energisch zurück und vertrat die Rechtmäßigkeit seiner Opposition. Im nächsten Jahre wirkte er für die Sache des Kurfürsten Gebhard von Köln und nachmals bethätigte er sich eifrig bei der Wiedereinführung des Calvinismus in der Kurpfalz. Seit 1585 war er als Rath und Diener für das Fürstenthum Johann Casimirs angestellt. Er starb [694] als geheimer Rath des Kurfürsten Friedrich IV. zu Heidelberg, am 1. Juni 1592, während der Hochzeitsfeier seines Sohnes. Wir dürfen ihn als einen Mitbegründer der pfälzischen Unionspolitik und der deutsch-reformirten Kirche bezeichnen.

Melch. Adamus, Vitae Germ. Jure consultorum, p. 312–315. – Einzelne Briefe Ehem’s gedr. bei Groen van Prinsterer, Archives I, 4, 337 und Kluckhohn, Briefe Friedrichs des Frommen, Bd. V.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bezieziehungen