ADB:Crantz, Heinrich Johann Nepomuk Edler von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Crantz, Heinrich Joh. Nep. v.“ von Karl von Hecker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 564, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Crantz,_Heinrich_Johann_Nepomuk_Edler_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 05:43 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Cranevelt, Franz van
Band 4 (1876), S. 564 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich Johann Nepomuk von Crantz in der Wikipedia
Heinrich Johann Nepomuk von Crantz in Wikidata
GND-Nummer 120597411
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|564|564|Crantz, Heinrich Joh. Nep. v.|Karl von Hecker|ADB:Crantz, Heinrich Johann Nepomuk Edler von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120597411}}    

Crantz: Heinrich Joh. Nep. v. C., einer der bedeutendsten Schüler van Swieten’s in Wien, war am 24. Novbr. 1722 in Luxemburg geboren; 1750 wurde er auf Veranlassung seines Lehrers durch die Kaiserin Maria Theresia auf Reisen geschickt, um sich in der Geburtshülfe gründlich auszubilden. Dies geschah in Paris unter Revret und Pujas mit glänzendem Erfolge, so daß er, 1754 nach Wien zurückgekehrt, den neu gegründeten Lehrstuhl der Geburtshülfe erhielt. In dieser Stellung beschäftigte er sich zunächst mit der Verbesserung des Hebammenwesens in Oesterreich, indem er ein vortreffliches Hebammenlehrbuch herausgab, dann folgten eine Reihe von Abhandlungen aus seinem Fache, unter denen die über die in der Geburtshülfe gebräuchlichen Instrumente in so fern hervorzuheben ist, als er darin seinen Landsleuten die Vortrefflichkeit der Levret’schen Zange demonstrirte, und gegen alle diejenigen energisch zu Felde zog, die sich der scharfen Haken und ähnlicher Instrumente bedienten, so namentlich gegen Roederer in Göttingen; auch seine Arbeit über den Riß der Gebärmutter fand hohe Anerkennung und wurde sogar in das Französische übersetzt. Die Erfolge, welche C. in Wien errang, und die bewirkten, daß eine große Menge Schüler aus Norddeutschland, selbst aus Holland zusammenströmten, um seinen Unterricht zu genießen, beschränkten sich aber nicht auf die Geburtshülfe, denn nach dem Tode des älteren Störck (1760) übernahm er dessen Vorlesungen über Physiologie und Heilmittellehre, und gab sein früheres Fach an Valentin Lebmacher ab. Auch in diesen Doctrinen leistete er Vorzügliches; in der Physiologie trat er für die Haller’sche Lehre von der Sensibilität und Irritabilität auf, ohne indessen die geistige Auffassung des Menschen, wie sie durch Stahl’s Lehre begründet worden war, zu verwerfen; in der Heilmittellehre konnte er um so leichter hervorragen, als er in der Chemie und Naturgeschichte außergewöhnliche Kenntnisse besaß, sein Lehrbuch über Materia medica wurde daher mit Recht sehr geschätzt, wie auch sein Werk über die Gesundbrunnen, in welchem sich über 500 Quellen beschrieben finden, für die damaligen Verhältnisse als sehr verdienstlich bezeichnet werden muß; seine botanischen Arbeiten endlich, zu denen ein Lehrbuch gehört, machen den Eindruck, als hätte er gerade ihnen seine besten Kräfte gewidmet. – Bald nach dem J. 1770 gab C. alle seine öffentlichen Geschäfte auf und lebte als österreichischer Regierungsrath auf dem Lande; sein Nachfolger wurde Matthäus Collin, der ihn aber in keiner Beziehung ersetzte.

E. G. Baldinger, Biographien jetzt lebender Aerzte und Naturforscher, Jena 1772, 8. S. 32. J. F. C. Hecker, Geschichte der neueren Heilkunde, Berlin 1839, 8. S. 353 ff. E. C. J. v. Siebold, Versuch einer Geschichte der Geburtshülfe, Berlin 1845, 8. Band II. S. 431.