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Artikel „Thomas (Chrön), Fürstbischof von Laibach“ von Ludwig Theodor Elze in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 71–73, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Chroen,_Thomas&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 23:22 Uhr UTC)
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Thomas (Chrön), Fürstbischof von Laibach, Bekämpfer des Protestantismus in Krain, Zerstörer der dortigen evangelischen Kirche und Vernichter der slovenischen Litteratur des 16. Jahrhunderts. Thomas Chrön (wie er im Unterschiede von seinem Vater den Familiennamen ‚Kren‘ schrieb) ward am 13. November 1560 als ein Sohn des protestantischen Rathsherrn, Stadtrichters und Bürgermeisters von Laibach und Hammergewerken zu Sava bei Aßling in Oberkrain, Lienhard Kren, zu Laibach in Krain geboren. Seiner Mutter Bruder, Dr. u. j. Kaspar Sitnik, Professor der Ethik an der Universität in Wien, 1572 Regierungsrath in Graz, später auch Pfalzgraf und apostolischer Protonotar, ein humanistisch gebildeter Freund der Jesuiten, brachte den Knaben nach Wien, wo er ein Zögling der Jesuiten wurde, und die besondere Gunst des Abtes Laurentius von Sittich (in Krain) erlangte. Dann studirte Th. an der Universität die Rechte, der Bursa Agni 1582–83 angehörend, und schrieb, wie sein Onkel, fleißig lateinische Gelegenheitsgedichte, von denen 1582–86 mehrere im Druck erschienen. Im J. 1586 verließ er Wien, um auf einer italienischen Universität seine Rechtsstudien zu beenden, verfiel aber unterwegs in Laibach bei den Seinigen in eine schwere Krankheit, in welcher er bei sich ein Gelübde that, falls er genese, katholisch und Priester zu werden. Er genas, ging nach Graz, ward katholisch und nach einigen theologischen Studien 1588 in Seckau (Steiermark) zum Priester geweiht und zum Pfarrer daselbst ernannt. Bald darauf erhielt er das früher von Prim. Truber († 1586) innegehabte Kanonikat am Dom in Laibach, wo er 1596 Domdechant wurde. Erzherzog Ferdinand (II.), [72] welchem Th. Chrön als ein besonders taugliches Instrument zur Ausführung seiner Absicht, der Ausrottung des Protestantismus in Oesterreich, für Krain bestens empfohlen war, ernannte ihn am 18. October 1597 zum Bischof von Laibach (bestätigt 1598, consecrirt in Graz am 12. September 1599). Als er dies Amt antrat, war (nach seiner eigenen Angabe) nur noch der zwanzigste Theil der Laibacher Einwohnerschaft katholisch, und dieser nur aus der niedersten Classe (also etwa 300 Personen, darunter 6 Bürger). Er begann alsbald selbst im Dom deutsch und windisch zu predigen, als aber Erzherzog Ferdinand am 30. October 1598 alle evangelischen Prediger und Lehrer aus Laibach vertrieb (was Chrön selbst betrieben hatte), zog er Sonntags, am 1. November 1598 (Allerheiligen), voll Eifer eines Renegaten in feierlicher Procession in die protestantische Spitalskirche der h. Elisabeth, zerschlug daselbst den Taufstein, zerriß die Altardecke, besprengte die Stätte mit Weihwasser, und hielt eine Messe mit Predigt und Te deum laudamus. Dies Ereigniß wurde dann, da seit 25. Juli 1598 der gesammte Laibacher Stadtrath auf höheren Befehl mit Katholiken besetzt worden war, mit einem solennen Bankett auf dem Rathhause gefeiert, zu welchem auch der Bischof geladen war. Von da ab ging durch Krain die katholische Gegenreformation, zu deren Durchführung Erzherzog Ferdinand eine ‚Religions-Reformations-Commission‘ ernannte, die am 22. December 1600 ihre Arbeit begann; an ihrer Spitze stand Bischof Th. Chrön. Den Beginn machte ein großes Freudenfeuer auf dem Marktplatze in Laibach, in dem man acht Wagen voll evangelischer Bücher (wol größtentheils slovenischer Druckwerke) verbrannte, ein Vorgang, der dann im folgenden Jahre, 1601, hier und in anderen Städten des Landes wiederholt wurde. Dann zog Chrön mit den andern Commissären im Lande umher, predigend, zum Eintritt in die katholische Kirche auffordernd, die Widerstrebenden strafend. Die evangelischen Kirchen und Friedhöfe wurden zerstört oder dem katholischen Cultus zugeeignet, die protestantischen Bücher verbrannt, Leichen von Protestanten ausgegraben und ins Wasser geworfen. Die evangelischen Bürger und Bauern, Männer und Frauen wurden vorgeladen und verhört; die nicht folgen wollten, wurden mit Geldbußen oder Gefängniß bestraft; ungeheure Geldsummen wurden (zu Gunsten der Jesuiten) eingezogen, manches Eigenthum ward confiscirt; wer nicht katholisch werden wollte, mußte unter Erlegung des 10. Pfennigs vom Vermögen, Erwerbe und Erbe das Land verlassen. Mit diesem Verfahren schwerer Verfolgung waren mitunter auch Grausamkeiten (durch Untercommissäre) verbunden, denen Menschenleben zum Opfer fielen. Trotz aller dieser gewaltsamen Mittel ging die Sache nicht so schnell vorwärts, zumal nicht, als das Vorgehen auf die Beamten der Landschaft und die nobilitirten Personen ausgedehnt wurde, daher wurde die Verfolgung etwas lauer. Erst 1614, als Bischof Th. Statthalter des Landesfürsten in Inner-Oesterreich geworden war (1614–20), kam wieder größerer Eifer in die Religions-Reformations-Commission, doch gab es in Laibach selbst noch im J. 1616 Bekenner des Evangeliums und namentlich zeichneten die Frauen sich durch Festigkeit und Glaubenstreue aus. Endlich gebot Ferdinand am 31. August 1628 auch dem Adel binnen Jahresfrist katholisch zu werden oder seine Güter zu verkaufen und auszuwandern, aber weder er, noch sein treuer Helfershelfer in Krain, Bischof Th. Chrön, erlebten das volle Ziel ihres Strebens. Chrön starb am 10. Februar 1630 zu Oberburg, einem dem Bisthum Laibach zugehörigen Schlosse in Untersteier, aber noch 1642 war die Religions-Reformations-Commission in Krain bemüht, evangelische Edelfrauen zu bekehren oder zu verbannen. Mit gleichem Eifer wie Mart. Prenner, Fürstbischof von Seckau in Steiermark † 1616) und Georg (III.) Stobäus, Fürstbischof von Lavant in Kärnten († 1618) hat Th. Chrön in Krain die Protestanten verfolgt und [73] zu vertilgen gesucht, mit nicht weniger Eifer hat er auch seine eigentlichen bischöflichen Amtspflichten mit Predigen, Firmen, Ordiniren, Consecriren u. s. w. erfüllt, besonders auch bemüht, die äußere Erscheinung des katholischen Cultus wieder emporzubringen, aber das schließliche Resultat seines Wirkens war die Vernichtung der Freiheiten und der Verfassung seines Vaterlandes, die absolute Macht des Landesfürsten, die Herrschaft der Jesuiten und eine hundertjährige geistige Nacht seines Volkes.

Valvasor, Die Ehre Krains, 4 Bde. fol., 1689. – Hurter, Geschichte Ferdinand’s II., 11 Bde., Schaffhausen 1850–64 (mit großer Vorsicht zu benützen). – Jak. Stepischnegg, Thom. Chrön, Fürstbischof von Laibach, Salzburg 1856 (enthält – abgesehen vom Parteistandpunkt – sehr viel Irriges und Falsches, wol meist aus Hurter’s Ferdinand II.) – Th. Elze, Die Superintendenten der evang. Kirche in Krain während des 16. Jahrh., Wien 1863. – Derselbe, Truber und die Reformation in Krain, 1866 (in Herzog’s Realencyklopädie f. Theol. und Kirche, Supplement III). – Aug. Dimitz, Geschichte Krains, 4 Bde., Laibach 1874–76.