ADB:Stepischnegg, Jakob Maximilian

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Artikel „Steipischnegg, Jakob Maximilian“ von Franz Ilwof in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 100–102, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stepischnegg,_Jakob_Maximilian&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 10:15 Uhr UTC)
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Stepischnegg: Jakob Maximilian St., Fürstbischof von Lavant, geboren zu Cilli in Steiermark am 22. Juli 1815, Sohn des Georg St., Zimmermeisters und Hausbesitzers und der Maria St., gebornen Pleschnigg, studirte am Gymnasium seiner Vaterstadt, hörte die philosophischen Studien in Graz und Klagenfurt, absolvirte die theologischen in dem Seminar der Gurk-Lavanter Diöcese in Klagenfurt und wurde zur weiteren priesterlichen Ausbildung in das Augustineum nach Wien gesendet; hier erwarb er 1838 den Grad eines Doctor theologiae. Hierauf wurde er zu St. Andrä in Kärnten, dem damaligen Bischofssitze für die Diöcese Lavant, (2. August 1838) zum Priester geweiht und zur Ausübung der Seelsorge als Caplan in Neukirchen bei Cilli bestellt. Nur zwei Jahre blieb er dort, denn schon 1840 wurde er infolge seiner ausgezeichneten Fähigkeiten von dem damaligen Bischof von Lavant, Anton M. Slomschek, zu dessen Hofcaplan ernannt; wenige Jahre später erhielt er die Professur der Pastoraltheologie und Kirchengeschichte und dann die des Kirchenrechtes, der theoretischen [101] und praktischen Exegese des Neuen Testaments an dem theologischen Seminar zu Klagenfurt; 1844 wurde er Consistorialrath, 1847 Domherr des Bisthums Lavant, 1861 als insulirter Domdechant nach Salzburg an die dortige Kathedrale berufen, und schon 1862 (am 21. December) nach dem Tode des Bischofs Slomschek von dem Metropoliten der Erzdiöcese Salzburg, Erzbischof von Tarnoczy, zum Fürstbischof von Lavant ernannt. Die Residenz desselben war inzwischen von St. Andrä in Kärnten nach Marburg an der Drau in der südlichen Steiermark verlegt und gleichzeitig eine Aenderung der Diöeesansprengeleintheilung vorgenommen worden, wonach nunmehr das südliche Dritttheil der Steiermark das Bisthum Lavant bildet. St. war damit in eine hohe, ehrenvolle, aber höchst schwierige Stellung gelangt. Sein Vorgänger, Bischof Slomschek, war ein religiöser und slovenischer Fanatiker gewesen, hatte mit Kraft und Gewandtheit in diesem Sinne durch Jahre gewirkt, die Heranbildung eines enragirten slovenischen Clerus erzielt, alle Bestrebungen eines solchen gefördert und war stets als Gegner der Deutschen in den Städten und Märkten der südlichen Steiermark aufgetreten. St. war deutsch von Geburt und Bildung, gemäßigt in religiöser Beziehung, mild, wohlwollend, gerecht, edeldenkend und feingebildet – ein friedliebender Kirchenfürst an der Spitze eines kampflustigen Clerus, in dem sich in dieser Richtung besonders die jüngere Generation unerfreulich hervorthat, die Capläne, welche selbst ihre religiösen Pflichten nicht selten gegenüber ihren national-slavischen Prätensionen hintanstellten. Ihr Bestreben ging und geht dahin, die Deutschen ganz aus der Diöcese zu verdrängen oder wenigstens mundtodt zu machen; aus der südlichen Steiermark, welche jetzt noch eine gemischte Bevölkerung hat, Deutsche im Großgrundbesitz, in der Industrie, in den Städten und Märkten, Slovenen als Landbevölkerung, soll ein ganz slavisches Land gemacht werden. – St. trat dieser Agitation, doch immer nur mit der ihm eigenen Milde, entgegen, mußte aber dennoch viele bittere Erfahrungen machen und vermochte nicht das, was ihm gewiß am meisten am Herzen lag, die Herstellung des nationalen Friedens, der durch den Clerus zuerst gestört und am heftigsten befehdet wurde, zu erreichen. – Um so höher geachtet und verehrt wurde er von allen Wohldenkenden und Einsichtigen des ganzen Landes, und seine edlen Bestrebungen wurden auch an höchster Stelle anerkannt, indem er vom Kaiser 1879 mit dem Großkreuze des Franz-Joseph-Ordens und 1883 durch die Verleihung der Würde eines Wirklichen Geheimrathes, womit der Titel Excellenz verbunden ist, ausgezeichnet wurde.

St. war als Fürstbischof Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrathes und des steiermärkischen Landtages, ohne jedoch jemals irgendwie politisch hervorzutreten. Um so eifriger wirkte er als Gelehrter und Schriftsteller. Schon als junger Priester war er Mitarbeiter der von Dr. Pogazhar herausgegebenen „Laibacher theologischen Zeitschrift“; später erschienen von ihm die theologischen Schriften: „Abhandlungen über Religion und Kirche“ (Graz 1857), „Die christliche Ehe nach katholischer Lehre. Abhandlung seinen Diöcesanen gewidmet“ (Marburg 1868), und in slovenischer Sprache: „Predigt, gehalten am 21. October 1877 zu Cilli gelegentlich der Weihe des neuen Stadtpfarrthurmes“ (Marburg 1877) und die historischen Arbeiten: „Georg Stobäus v. Palmburg, Fürstbischof von Lavant (1584–1618)“ im Archiv für österreichische Geschichte XV, 71–132; „Thomas Chrön, Fürstbischof von Laibach. Nach seinem Leben und Wirken geschildert“ (Salzburg 1856); „Papst Pius IX. und seine Zeit“ (Wien 1879), 2 Bände; „Das Karthäuserkloster Seiz“ (Marburg 1884); St. war außerdem noch Mitarbeiter theologischer Zeitschriften und der Wiener katholischen Litteraturzeitung.

St. starb am 28. Juni 1889 im 74. Jahre seines Lebens. Sein Tod [102] rief im ganzen Lande lebhafte, schmerzbewegte Theilnahme hervor; der Kaiser beauftragte den Statthalter von Steiermark dem Marburger Domcapitel die allerhöchste Theilnahme bekannt zu geben und aus allen Theilen des Landes liefen Beileidskundgebungen ein. Die Marburger Zeitung schreibt in dem Nachrufe an den Hingeschiedenen zutreffend, daß mit ihm „ein wahrhaft hochsinniger, mit den edelsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens geschmückter Priester, ein Oberhirte, in welchem die priesterliche Milde sich verkörperte“ verblichen sei. „Wer jemals in die Lage kam, mit dem hochwürdigsten Fürstbischof zu verkehren, dem bleibt die gewinnende Sanftmuth seines Wesens, die ruhige Klarheit seines Geistes unvergeßlich. So trat er auch dem wüsten Nationalismus, der unsere Diöcese oft zum Schauplatz wählte, entgegen – er begriff nicht, er konnte es nicht fassen, daß ein Priester, statt seinem erhabenen Berufe zu leben, der sich in den herrlichen Worten des erhabenen Stifters des Christenthums äußerte: Meinen Frieden gebe ich Euch, meinen Frieden hinterlasse ich Euch! – selbst die Hand bieten könne, den Brand in das Nachbarhaus zu schleudern und die nationale Zwietracht zu einer dauernden zu gestalten. Wie ein grünes Reis aufragt über wüstes Steingerölle, das in unabsehbarer Fläche lagert, so erschien uns stets der nunmehr Verewigte im Kreise jener, deren Oberhaupt und Lenker er war, die aber seinen Herzensadel nicht liebten, am wenigsten nachahmten. Unter schwierigen Verhältnissen hat Fürstbischof Dr. St. durch mehr als ein Vierteljahrhundert die Lavanter Diöcese mit milder und doch sicherer Hand geleitet, geschätzt von allen, die nicht politische und nationale Parteiwuth geblendet“; „selbst diesem Friedensfürsten wurden Kämpfe und Verfolgungen nicht erspart, ja die brutale Leidenschaft nationaler Fanatiker zerrte seinen Namen und seine liebenswürdige Gestalt durch die Blätter, die jener Leidenschaft fröhnen“. – Ein schönes, aber wahres Urtheil über St., ein hartes, aber nicht minder wahres über seine Gegner.

Nur eine Biographie Stepischnegg’s ist mir bekannt in Wurzbach, Biographisches Lexikon, 38. Theil, S. 225–227, die aber nur bis 1879 reicht, alles übrige aus eigener Erfahrung und Erinnerung.