Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Boel, Pieter“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 27–28, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Boel,_Pieter&oldid=- (Version vom 6. Dezember 2024, 22:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Boel, Coryn
Nächster>>>
Boel, Jan Baptist
Band 3 (1876), S. 27–28 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Pieter Boel in der Wikipedia
Pieter Boel in Wikidata
GND-Nummer 121585778
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|27|28|Boel, Pieter|Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker)|ADB:Boel, Pieter}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=121585778}}    

Boel: Pieter B., zweiter Sohn von Jan Boel, Bruder Quirins, Thiermaler, geb. zu Antwerpen 22. Oct. 1622, soll nach Félibien (Entretiens dans la peinture) Schüler von Frans Snyders gewesen sein. Das ist wol möglich, da seine Kunst in den Spuren des großen Thiermalers läuft; wenn aber Félibien unsern Pieter nach dem Tode des Snyders dessen Wittwe heirathen läßt, so steht dem der Umstand entgegen, daß diese Frau zehn Jahre vor Snyders starb. Im Antwerpener Liggere findet sich B. nicht, Auslassungen, die sich namentlich bei Meisterssöhnen öfters finden. Unsern B. zog es nach dem gelobten Lande der Kunst, Italien; er ging nach Venedig und von da nach Rom. C. de Bie erwähnt ausdrücklich, daß Pieter manche Jahre in Rom und andern dabei gelegenen Ortschaften sich aufgehalten habe. Auf der Rückreise soll man ihn in Paris zu fesseln gesucht haben. Jedoch ist dieser Aufenthalt in Frankreich nicht gewiß, denn Nicasius Bernaerts, nach dessen Tode Pieter B. den Namen eines königlichen Malers bekommen haben soll, starb erst 1678. Es ist jedoch immerhin möglich, daß B. zweimal in Frankreich verweilt hat. Um 1650 heirathete unser Künstler die Maria Blanckaert, von der er zwei Kinder (Lucas, geb. 1651, und Anna Basilia, geb. 1653) bekam, jedoch starb die Frau bereits 1658/59. Zwischen dem 18. Sept. 1659 und dem 18. Sept. 1660 traten David de Koninck, der ein tüchtiger Thiermaler werden sollte, und Peeter Schoof in seine Werkstatt. Möglich, daß er sich in der Folgezeit nach Frankreich begab; mit Genoels, van der Meulen und Boudewyns arbeitete er an den Gobelins für Ludwig XIV. Als sein Todesjahr hat man 1680 angegeben, bestimmte Aussagen liegen hierüber nicht vor, und so wird eher der B., dessen Todtenschuld im Liggere 1702–3 verzeichnet steht, unser Maler sein; schade nur, daß der Vorname nicht angegeben ist. Pieter B. war einer der trefflichsten Thier- und [28] Stilllebenmaler, noch ganz im Sinne der Rubens’schen Schule: kräftig, breit, aber auch etwas decorativ. Waagen urtheilt über ihn äußerst günstig: „B. kam dem Snyders in der Schönheit der Composition gleich und gab ihm auch weder in der Zeichnung noch in der Wahrheit seiner Thiere etwas nach. Selbst in der Klarheit der Färbung that er es ihm meist, in der Meisterschaft des Vortrags gewöhnlich gleich.“ Das Antwerpener Museum bewahrt von B. zwei ganz ausgezeichnete Bilder: „Die Mahlzeit des Adlers“ und ein „Stillleben“, die beide lange als Jan Fyt galten. Im Madrider Museum sieht man todtes Wildpret in einer Landschaft, in der Münchener Pinakothek ebenfalls todtes Wild von einem Hunde bewacht. Die Galerie zu Kassel ziert ein mit Küchengeschirren beladener Esel, der von zwei Hunden begleitet wird. Die verschiedenen Stillleben, die sich zu Schleißheim befinden, sind in Folge übler Behandlung und des Durchwachsens des dunkeln Grundes in dem schlechtesten Zustande. Das Städel’sche Institut zu Frankfurt a. M. zeigt drei Adler, die sich um ein todtes Reh streiten, eine Composition voll Feuer und Leben; dem Meister gefiel sie in dem Maße, daß er sie auch in Kupfer gebracht hat. Anderes in Prag etc. Die Radirungen des Meisters werden mit Recht sehr geschätzt; sie zeichnen sich durch geistreiche und dabei doch feine und eindringende Behandlung aus; es ist bewundernswürdig, wie die verschiedenen Thierarten ausgedrückt und die Bewegungen verstanden sind. Leider sind sie sehr selten, sowie auch zu bedauern ist, daß der Künstler sich nicht mehr dieser Technik zuwandte: es werden ihm blos neun Blätter zugeschrieben und darunter noch dazu zwei zweifelhafte. Dieselben bestehen aus einer Folge Vögel, 6 Blätter; auf dem Titelblatt die Schrift: „Diversi Ucelli à Petro Boel“; sodann aus der berühmten Eberjagd (elf Hunde überfallen den Eber); außerdem schreibt man ihm noch ein großes Blatt zu, worauf zwei Elephanten, zwei Bären und zwei Luchse abgebildet sind, ferner bringt Nagler in seinen Monogrammisten ein neuntes, worauf zwei Eulen. Die ihm sonst aufs Conto geschriebenen sechs Blätter mit Vögeln, bezeichnet P. Boel del., chez J. Scotin rühren nicht von Boel her. Der treffliche Kupferstecher C. Lauwers hat ihn nach E. Quellinus’ Zeichnung in einem fein und elegant gestochenen Bildnisse dargestellt, welches dem Gulden Cabinet des C. de Bie beigegeben ist.