Topographia Sueviae: Pfortzheim

Topographia Germaniae
Pfortzheim (heute: Pforzheim)
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Pfuel
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 150–151.
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Pfortzheim.

Ligt im Hagenschieß / vnd den Gräntzen deß Craichgöws / dardurch die Entz / ein mittelmässig Wasser fliesset / so gar Fischreich / sonderlich an Eschen ist / vnd fället darbey die Nagolt / vnnd in dieselbe vnfern die Wirm / dareyn. Es machen derselben Gestad / die Wiesen herumb / vnd die nahend ligende Berg / da man zu dem Schwartzwald kommet / vnnd auff dern andern Seiten die fruchtbare Aecker- vnd schöne Gärten / allda einen gewaltigen Lust. Vnd kompt besagter Fluß Entius, nicht gar sonders weit von dannen in den Necker; da es eine vber die massen lustige Gelegenheit am Neckerstrom hat / daß man es wol einen Garten nennen kan / darvon die Charitini, so hierumb gewohnt haben sollen / vielleicht jhren Namen bekommen. Irenicus will / daß Phorcys, der Trojaner / sie erbawet / daher jhr auch der Nahme kommen: Ist aber zubeförchten / die Trojaner seyen hieher nie kommen. Deß B. Rhenani Meynung kompt näher zur Sach / welcher sagt: Daß diese Statt vorhin Orcynheim / vom Wald Hercynia, so die Alten Orcyniam genant / geheissen habe; vnd daher wird sie auch Porta Harcyniae oder Hercyniae genant / dieweil sie am Eingang / oder Antritt deß Schwartzwalds / wann man von Speyer kompt / gelegen. Ist ein feine wolgebawete Statt / so vor Zeiten den Hertzogen von Schwaben gehört hat / die aber / nach Absterben deß letzten Hertzogen Cunradini an die Marggrafen von Baden gelanget ist. die auch / vnnd zwar die Durlachische Lini / solche biß auff den jetzigen Teutschen Krieg / besessen; jetzt aber wird sie zur Vntern Pfaltz / [151] vnnd vnter die ChurBäyerische Regierung zu Heydelberg gerechnet / vielleicht deßwegen / weiln / als An. 1462. Pfaltzgraf Fridericus Victoriosus, den Marggraff Carlen von Baden in der Schlacht bey Heydelberg gefangen bekommen / er vnter andern / bey seiner Erledigung / auch dies Statt Pfortzheim vom Pfaltzgrafen zu Lehen hat empfangen / vnd sich / vnd seine Erben / vor PfaltzMann vnnd Lehenleuth zu ewigen Tagen erkennen müssen. Ist / beym nächsten Krieg / eine Zeitlang / in andern Händen / wie daselbst gedacht / gewesen; aber / nach dem getroffnen allgemeinen Frieden / Herrn Marggraff Friederichen / mit Durlach vnd andern Orthen / auch restituirt An. 1649. worden: Wiewol bey den Executions-Tractaten zu Nürnberg / in der den 11. 21. Junij / selbigen Jahrs / vbergebnen Liste, einkommen / weiln seithero deß 1624. Jahrs / allhie Dominicaner / vnd Franciscaner / sich gesetzet / daß man dieselbe abzuschaffen begehre / so ohne Zweiffel / auch hernach erfolgt seyn wird; aber gewisser Bericht mir hierinn ermangelt. Anno 1643. vorhero / wurde den Evangelischen Predigern allhie das Exercitium, vnd Kinder Tauffen / nidergelegt / die dann außgezogen seyn. Anno 1644. bekamen die Frantzosen diese Statt / ward aber An. 45. im Herbst / von den Käyserischen / vnd Bäyrischen / wider eyngenommen.

Das alte Schloß / wie auch die Kirch allda seyn wol zu sehen / darinn etlicher Herren Marggrafen von Baden Begräbnuß / wie auch Marggraf Albrechts von Branden-Burg / dessen Grabschrifft also lautet: Anno 1557. den 8. Januarij ist gestorben Marggraf Albrecht der Jünger / Marggraf von Brandenburg / etc. Der Teutsch / streitbare / vnd Mannliche Held / welcher vmb deß Vatterlands Teutscher Nation Freyheit / Land vnd Leuth / Gut / Ehr / vnd Blut / trewlich zugesetzet / Anno aetatis 35. Johannes Capnio ist von hinnen bürtig gewesen / der allhie am ersten ein Hebräische Grammatic / Lateinisch geschrieben / außgehen lassen / der auch in seinem Testament seine Hebräisch vnd Griechische Bücher der Schulen allhie vermacht / daß man sie da in der Kirchen verwahren / vnd von jederman offentlich daselbst besichtiget werden sollen. Fr. Irenicus in Exeg. German. B. Rhenanus lib. 3. ierum German. Crusius in Annalib. Suev. Codex manuscr. & Martinus Simon in historia Johan. Capnionis.