Topographia Sueviae: Heydenheim

Topographia Germaniae
Heydenheim (heute: Heidenheim an der Brenz)
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Heyligenberg
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 95–97.
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Heydenheim.

Ligt / sampt dem schönen Fürstl. Berg-Schloß Hellenstein an der Brentz / vnnd im Brentzthal. War Anno 1356. noch ein Dorff / welches Käyser Carolus IV. zu einem Marckt zu machen dem Graf Vlrichen von Helffenstein vergönnet hat. Es hat diese Herrschafft Hellenstein zuvor sonderbahre Freyherren gehabt / die gemelter Käyser Anno 1351. mit aller Zugehörd / den Grafen von Helffenstein / zu einem edlen Erblehen ewiglich zubesitzen verliehen. An. 1434. als Käyser Sigismundus diesem Orth Marcktfreyheiten geben / war er noch Helffensteinisch. Anno 1450. hat Graf Vlrich von Würtenberg diese Statt vnd Gebieth / (darzu fünff vnd zwantzig Flecken gehören) mit dem Schloß Hellenstein / vnd 3. Klöstern / Anhusen / Herbrechtingen / [96] vnd Königsbrunn / vnd zweyen verbrandten Schlössern / Gussenberg / vnnd Hurwang / vnnd dem Schloß Vffhusen / alles vmb sechtzigtausendt Gülden kaufft. Folgends kam diese Herrschafft / in der Fürsten / vnd Stätte Krieg / An. 1462. als Würtenberg / auff deß Käysers Seiten / wider Bäyern gewesen; an Bäyern: Aber Anno 1504. in dem Bäyer-Pfältzischen Krieg / gab Hertzog Albrecht auß Bäyern dieselbe dem Hertzog Vlrichen von Würtenberg / für die Kriegs-Vnkosten / weil er Bäyern wider Pfaltz beygestanden war / wider.

In dem jetzigen Teutschen Krieg bekam dz Hauß Bäyern solche Statt / Schloß / vnd Herrschafft wider / die es noch der Zeit hat. Es ist der Statt Wappen ein Heydenkopff / mit einer Kapp / vnd dran hangenden Zopff. Vnnd findet man noch im Feld alt Silbergelt. Wird auch dz Heydenloch am Schloßberg vnten gewiesen / so hol ist. Hat 4. Jahrmärckt / auch einen Wein- vnd Saltzmarckt. Vnd seyn vor dem Krieg schöne eysene Oefen / Drott / vnd Papyr / allda gemacht worden. Findet sich auch sonsten feines Mühlwerck da. Vnd wird mit einem grossen Rad das Wasser in das Schloß auß einer reichen Bronnquell / wol achtzehenhundert Schuh hoch / getrieben / darvon drey eysine Kästen gefüllet werden; vnd wird durch deß Schloßbergs starcke Brunnenquell ins Stättlein / durch Teichel / genug gut Trinckwasser geführet / vnd damit vier Röhrkästen gefüllet. Es hat allhie einen trefflichen gesunden Lufft. Crusius in Annal. Suev. Besold. in Thesauro pract. vnd Adelich Lehen. Joh. Hornungi, Medici, Beschreibung Heydenheim Anno 1618. zu Laugingen in 4. gedruckt (welcher das 1542. Jahr / da Heydenheim wider Würtenbergisch worden / setzet / weiln vielleicht / in Hertzog Vlrichs Exilio, solche Herrschafft / wie andere Orth mehr / wider von Würtenberg kommen / vnd in gemeltem 1542. Jahr / wider durch jhne Hertzog Vlrichen gelößt worden seyn mag / inmassen mit Meckmüll / eben in selbigem Jahr / auch geschehen ist / ) & Acta Publica.

In einem geschriebenen Chronico stehet von dieser Statt Heydenheim also: Es ist die Herrschafft Heydenheim ein feine Landsart / ob sie schon mit Weinwachs nicht begabet / hat sie doch hergegen andere Fruchtbarkeiten / als an Korn / Habern / Wildprät / Holtz / vnd Wälde. Vnnd gibt das Wasser Brentz gute Fisch / als Fohrnen / Krebs / vnd dergleichen. Nicht weniger hat es auch allda ein gute Schnabelweyd / von Feder wildprät / vnd gibt trefflich gute Vögel / vnd Antrechen. Nicht weniger hat diese Herrschafft eine treffliche Eysenschmidt / da viel schöner Oefen gegossen werden / vnd viel ander Eysenwerck verfertiget. Es gehören darzu die Flecken Daitingen / Schnaiten / Haten / Sontheim / Heldafingen / Ballheim / Hauß im Lohrtal / Huettlingen / Gerstetten / Eysenstatt / Sinstetten / Steinheim. Zu Heydenheim hat es auch ein trefflich schön / vnnd lustig Bergschloß / welches Hertzog Friederich hochseliger Gedächtnuß / mit vberauß schönen Rundelen / vnnd Sälen / hat zurichten / vnd bawen lassen. Anno 1537. ward mit denen von Vlm / durch Landgraf Philipsen / so viel gehandelt / daß sie Schloß vnd Statt Heydenheim / sampt der gantzen Herrschafft / die sie von den Könischen / (wirdt vielleicht Königischen / nämlich Keyser Ferdinandi I. Regierung in Würtenberg / heissen sollen) vberkommen hatten / widergaben / vnd sich mit Hertzog Vlrichen gäntzlich vereineten vnnd verglichen / daß fürter beyde Theil Friedlich vnd Nachbarlich leben / vnd sich also halten solten. Vnd dieses meldet besagte Chronick. In einer andern geschriebenen Verzeichnuß stehet / daß Anno 1536. Hertzog Vlrich von Würtenberg begehrt habe / man solte jhme wider zu lösen geben / die Graffschafft (Herrschafft) Heydenheim / so Vlm versetzt wäre: Da ward es verglichen / daß Hertzog Vlrich den Zehenden zu Langenaw den Herren von Vlm / sampt etlichen Dörffern / vnd sie jhme wider die Herrschafft Heydenheim geben solten / so auch geschahe: Vnd wurde darauff der Hertzog / vnd Landgraf Philips auß Hessen / auff Vlm geladen / vnd reformirte darauff Hertzog Vlrich zu Heydenheim. Der rechte Grund wirdt sich bey den Würtenberg- vnd Vlmischen Cantzleyen finden.

Die vorige Herren / seyn Anno 1307. mit Degenhardo / dem letsten Freyherrn von Hellenstein / vnnd Heydenheim / gewesten Bischoffen [97] zu Augspurg / abgestorben. Im nächsten Teutschen Krieg / hat Heydenheim auch nicht wenig außgestanden / vnd ist noch An. 1648. das Schloß / von den Frantzosen erobert / das Stättlein aber guten theils außgeplündert worden. Dann solcher Orth damals Chur-Bäyrisch gewesen; aber hernach / vermög deß Gen. Frieden-Schlusses / dem Hochlöbl. Hauß Würtenberg / sampt der gantzen Herrschafft / vnnd Klöstern / auch Schloß / vnd Dorff Neidlingen / restituirt worden ist. Vnd halten Ihr. F. Gn. H. Hertzog Eberhard / etc. der Zeit dz besagte Schloß / Hellenstein genandt / selber / mit dero eygnen Mußquetirn besetzter.

Es ist auch ein Heydenheim / im mitten deß Sualafelds gelegen / so aber zum Fränckischen Craiß gehörig.